Predigttext am dritten Sonntag nach Epiphanias: Apostelgeschichte 10,21–35
Da stieg Petrus hinab zu den Männern und sprach: Siehe, ich bin’s, den ihr sucht; aus welchem Grund seid ihr hier? Sie aber sprachen: Der Hauptmann Kornelius, ein frommer und gottesfürchtiger Mann mit gutem Ruf bei dem ganzen Volk der Juden, hat einen Befehl empfangen von einem heiligen Engel, dass er dich sollte holen lassen in sein Haus und hören, was du zu sagen hast. Da rief er sie herein und beherbergte sie. Am nächsten Tag machte er sich auf und zog mit ihnen, und einige Brüder aus Joppe gingen mit ihm. Und am folgenden Tag kam er nach Cäsarea. Kornelius aber wartete auf sie und hatte seine Verwandten und nächsten Freunde zusammengerufen. Und als Petrus hereinkam, ging ihm Kornelius entgegen und fiel ihm zu Füßen und betete ihn an. Petrus aber richtete ihn auf und sprach: Steh auf, auch ich bin ein Mensch. Und während er mit ihm redete, ging er hinein und fand viele, die zusammengekommen waren. Und er sprach zu ihnen: Ihr wisst, dass es einem jüdischen Mann nicht erlaubt ist, mit einem Fremden umzugehen oder zu ihm zu kommen; aber Gott hat mir gezeigt, dass ich keinen Menschen gemein oder unrein nennen soll. Darum habe ich mich nicht geweigert zu kommen, als ich geholt wurde. So frage ich euch nun, warum ihr mich habt holen lassen. Kornelius sprach: Vor vier Tagen um diese Zeit betete ich um die neunte Stunde in meinem Hause. Und siehe, da stand ein Mann vor mir in einem leuchtenden Gewand und sprach: Kornelius, dein Gebet ist erhört und deiner Almosen ist gedacht worden vor Gott. So sende nun nach Joppe und lass herrufen Simon mit dem Beinamen Petrus, der zu Gast ist im Hause des Gerbers Simon am Meer. Da sandte ich sofort zu dir; und du hast recht getan, dass du gekommen bist. Nun sind wir alle hier vor Gott zugegen, um alles zu hören, was dir vom Herrn befohlen ist. Petrus aber tat seinen Mund auf und sprach: Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht; sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und Recht tut, der ist ihm angenehm.
Von Uwe Baumann
Ganz ehrlich? Was wäre das für ein Gott, der einige ins Kröpfchen und andere ins Töpfchen legt wie ein Türsteher, der vermeintlich Schicke und Schöne einschleust und Ausgemusterte im Regen stehen lässt? Die Apostelgeschichte über die Nachfolge Jesu und die Zusage Gottes, seine schützende Hand über uns alle zu halten – vom Volke Israel bis in den letzten Winkel der Erde –, ist eine frohe Botschaft. Die weiterzutragen, ist unsere Aufgabe und niemand hat gesagt, dass wir darin nachlassen sollen. Manchmal jedoch scheint es, als würden wir überlegen und abwägen, ob Gottes Wort noch nützt. Ob es uns nützt und von Vorteil sein kann. Ob der Heilige Geist überhaupt irgendwo für Durchzug sorgt und Jesu Werk nicht nur zur schönen, aber irgendwie auch volkstümlichen Geschichte ohne Bezug zu unserer Lebenswirklichkeit gerät.
In der Apostelgeschichte geht Simon Petrus ein Licht auf: „Nun erfahre ich, dass Gott die Person nicht ansieht und alle, die ihn fürchten, sind ihm angenehm.“ Keine Unterschiede, niemand wird vor Gott verstoßen. Oder anders gesagt: Alle sind geliebt! Was für eine Zusage – wo sich doch mancher Zeitgenosse ausschließlich über sozialen Status, Knackhintern oder Besitz definiert. Oder über Titel und Karriereleitern. Ein Gott – der Höchste –, der nicht auf vorzeigbare Pluspunkte abfährt, sondern auf die Liebe? Das ist revolutionär. Obwohl wir die Liebe gern im Munde führen, schauen wir oft nur auf die eigenen Schuhspitzen. Oder geben uns unversöhnlich und konfrontativ, Glaubensangelegen-heiten nicht ausgenommen.
Während eines Klassentreffens verriet mir eine Schulfreundin, dass sie sich oft über mich geärgert hat. Weil sie meine Witze über ihre Sommersprossen nicht lustig fand. Später, während der Abiprüfung in Mathe, verhalf sie mir mit ein paar zugeflüsterten „Entscheidungshilfen“ zu einer grandiosen Zensur. Sie hat in Kauf genommen, entdeckt und bestraft zu werden. Richtig bedankt habe ich mich dafür nicht. Und entschuldigt auch nicht. Ich war „nicht ganz dicht“, wie meine Tochter sagen würde, ein Idiot. Bis zu dem Tag, an dem wir uns wortlos umarmten und sie mir verzieh. Ich dankte meinem „Chef“ im Himmel dafür, dass er es ernst meint mit seinem Versprechen: Liebe für alle.
Mein Wunsch wäre, dass diese Liebe abfärben würde wie eine bunte Socke in der Weißwäsche. Und dass wir statt weißer Westen die Farben Jesu tragen. Vor allem die der Liebe und Vergebung. Jede und jeder von uns kann heute damit anfangen. Anfangen und nicht nachlassen.