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Als die Stimme der Stimmlosen verstummte

Vor 40 Jahren wurde in El Salvador Erzbischof Óscar Romero ermordet

Foto: epd/KNA

Von Wolf-Dieter Vogel (epd)

Oaxaca (epd). Man nannte ihn die "Stimme derer, die keine Stimme haben". In vielen Kirchen hängen Bilder von Monseñor Óscar Arnulfo Romero - und selbst der internationale Flughafen El Salvadors trägt seinen Namen. Vor 40 Jahren, am 24. März 1980, wurde der Erzbischof von San Salvador ermordet. Ein Scharfschütze erschoss den 62-Jährigen während einer Messe aus einem fahrenden Auto heraus. Wer den tödlichen Schuss abgab, ist bis heute nicht geklärt. Außer Frage steht jedoch: Hinter dem Mord steckte die Militärjunta, der Romero ein Dorn im Auge war.

Der Erzbischof war sich der Gefahr bewusst. "In El Salvador sind wir alle in Lebensgefahr", sagte er einmal. "Wer die Wahrheit sagt, kennt das Risiko." Es war die Zeit, in der rechtsradikale Todesschwadronen der Militärdiktatur Oppositionelle terrorisierten und Bauern und Bäuerinnen, Gewerkschafter sowie Gläubige begannen, sich in der linken Guerilla FMLN zu organisieren.

Romero hatte die Befreiungstheologen der katholischen Kirche unterstützt, die sich seit den 1960er Jahren für die Armen einsetzten. "Er war kein Politiker", betont sein Biograf Giuseppe Morozzo della Rocca. "Er wollte nur die Gewalt beenden und kämpfte für Gerechtigkeit." Viele verehrten Romero als Heiligen, eine Million Salvadorianer begleiteten die Begräbnisfeier. Nach Romeros Tod begann ein zwölfjähriger Bürgerkrieg, der 75.000 Menschen das Leben kostete.

Dieser Krieg ist zwar seit 28 Jahren vorbei, doch von Frieden kann auch heute keine Rede sein. El Salvador hat eine der weltweit höchsten Mordraten. Kriminelle Jugendbanden, Maras genannt, terrorisieren die Gesellschaft, viele Salvadorianerinnen und Salvadorianer verlassen ihre Heimat. Romero steht noch immer wie kein anderer für die Hoffnung, dass Frieden und Gerechtigkeit möglich sind.

Selbst im Präsidentenpalast hängt heute ein Bild des Erzbischofs. Staatschef Nayib Bukele spricht mit Hochachtung vom "Heiligen Óscar Arnulfo Romero" und setzt sich dafür ein, dass dessen Ermordung sowie der Tod Tausender weiterer Bürgerkriegsopfer aufgeklärt werden.

Eine UN-Wahrheitskommission kam zu dem Schluss, dass der damalige Geheimdienstchef Roberto D'Aubuisson Arrieta den Mord befohlen hatte. Der Gründer der rechtsextremen Arena-Partei führte die Todesschwadronen an. Da Arena aber nach dem Friedensschluss 1992 eine Generalamnestie durchsetzte, wurden die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen.

Eine Strafverfolgung der Diktaturverbrechen fing erst an, nachdem der Oberste Gerichtshof 2016 das Amnestiegesetz aufhob. Im Oktober 2018 erließen die Behörden Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Mörder Romeros. Doch Ende Februar beschloss nun eine konservative Parlamentsmehrheit, darunter die Arena-Abgeordneten, den Tätern Strafnachlass oder Freilassung etwa aus Altersgründen zu gewähren. "Eine Amnestie durch die Hintertür", kritisierte Präsident Bukele und kündigte sein Veto an.

Feinde hatte Romero nicht nur in Militär und Arena-Partei. Auch Teile der Kirchenhierarchie bekämpften ihn wegen seiner radikalen Gesellschaftskritik. Bischöfe bezichtigen ihn des Verrats, im Vatikan galt er als linker Aufwiegler. Nach seinem Tod sollte es 25 Jahre dauern, bis Romero 2015 selig gesprochen wurde. Kritiker hatten das lange mit dem Argument verhindert, der Geistliche sei nicht wegen seines Glaubens, sondern wegen seines politischen Engagements ermordet worden. Die Blockade endete erst mit dem Pontifikat von Papst Franziskus. Am 14. Oktober 2018 sprach das katholische Oberhaupt den Erzbischof heilig.

Vor wenigen Wochen ebnete der Vatikan den Weg für die Seligsprechung eines weiteren Geistlichen, ohne den Romeros Leben möglicherweise einen anderen Lauf genommen hätte. Ende Februar erkannte Franziskus den Märtyrertod des Befreiungstheologen Rutilio Grande sowie von dessen zwei Begleiter an. Die drei wurden 1977 von Großgrundbesitzern auf dem Weg zu einer Abendmesse erschossen. Für Romero, der einen Monat zuvor noch als konservativer Wunschkandidat zum Erzbischof ernannt worden war, war der Mord an dem Freund und Jesuitenpfarrer ein Schlüsselerlebnis. "Nachdem die Mächtigen gewagt hatten, einen Priester umzubringen, war nun im Lande alles möglich".

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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