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Am richtigen Ort

Am 28. Januar 1985 wurde die Versöhnungskirche auf dem Mauerstreifen endgültig gesprengt. Eingebettet in die Geschichte der Evangelischen Kirche in der DDR erzählt Hans-Jürgen Röder die Geschichte der Kirche und ihrer Gemeinde

Die Sprengung des Turms der Versöhnungskirche nahe der Bernauer Straße im Berliner Stadtteil Mitte am 28. Januar 1985. Das Schiff war bereits sechs Tage zuvor, am 22. Januar 1985, auf Geheiß der DDR-Führung zur "Bereinigung des Mauerstreifens" von DDR-Grenztruppen gesprengt worden. Fotos: Versöhnungsgemeinde/epd

Von Friederike Höhn

Nur ein paar Meter weiter westlich, nur einmal über die Straße. Ein kleiner Schritt, ein großer Unterschied. Wäre die Versöhnungskirche 1892 eben jene zehn Meter weiter, jenseits der Bernauer Straße errichtet worden, so gäbe es sie heute vielleicht noch. Ihre Geschichte gliche der vieler anderer Kirchen aus der Kaiserzeit, die Ende des 19. Jahrhunderts überall in der wachsenden Stadt Berlin gebaut wurden.
Aber sie stand eben genau dort, wo 1945 die Sektorengrenze zwischen französischer und sowjetischer
Besatzungszone gezogen wurde. Dort, wo am 13. August 1961 der Bau der Mauer begann. Mitten auf dem immer weiter ausgebauten Todesstreifen. Im Niemandsland. Ein einsamer Solitär. Am 22. Januar 1985, vor 30 Jahren, wurde das Kirchenschiff gesprengt, wenige Tage später folgte der Turm.

Und doch ging ihre Geschichte weiter, nach dem Fall der Mauer, die auch an der Bernauer Straße in der Nacht vom 9. auf den 10. November überwunden wurde. Das Gelände, auf dem einst Kirche und Pfarrhaus standen, wurde Teil der Gedenkstätte Berliner Mauer, zum authentischen Ort der Vergegenwärtigung der deutschen Teilung – und zum Ort der Versöhnung. Mit der im Jahr 2000 eingeweihten Kapelle der Versöhnung auf den Grundfesten der Versöhnungskirche hat auch die Kirchengemeinde – einst geteilt durch die Mauer – wieder eine Heimat gefunden.

Die besondere Geschichte dieser Kirche und ihrer Gemeinde hat nun Hans-Jürgen Röder noch einmal nachgezeichnet. Er sprach dafür mit etlichen Zeitzeug*innen, etwa mit den Söhnen des letzten Pfarrers der Gesamtgemeinde, Helmuth Hildebrandt, und mit Gerda Neumann, seit über 96 Jahren Mitglied der Gemeinde. Im Fokus stehen die Jahre nach 1945 und insbesondere die Frage, warum die Kirche abgerissen wurde und was es mit dem „Deal“ zwischen Kirche und Staat für ein Gemeindezentrum im Ostberliner Neubauviertel Hohenschönhausen auf sich hatte.

Es wird klar, dass es dafür nicht nur eine Wahrheit gibt, sondern viele Gründe. Und er lässt auch durchblicken, dass der Abriss des in den 1980er Jahren noch vom Krieg gezeichneten und jahrelang ungenutzten Kirchenbaus – „im Grunde eine Ruine“ – im Rückblick vielleicht auch sein Gutes hatte. Wer heute auf dem Gelände mit Kapelle, Roggenfeld und Garten unterwegs ist, kommt nicht darum herum, sich mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auseinanderzusetzen. So gesehen stand die Versöhnungskirche vielleicht doch am richtigen Ort.

Hans-Jürgen Röder, Versöhnung im Schatten der Mauer. Die Berliner Versöhnungskirche im Kalten Krieg, Ch. Links Verlag, Berlin 2019, 112 Seiten, 15 Euro

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1. Bischof Meister räumt Fehler ein, bleibt aber im AmtNr14,24,o3.20244 Wolfgang Banse Wie geht mnan mit Menschen um, die in der Kirche, hier Ev.luth. Landeskirche Hannover zu Schaden kommen,hier Umgang mit sexueller Gewalt.Das verhalten von Landesbischof Meister, früher Generalsuperintendent des Sprengels der EKBO ist nicht zu rechtfertigen. Trotz schwerwiegende Fehler bleibt er im Amt.Er sollte nicht allein entscheiden über diese Thematik.Hier sollten die mündigen Kirchenglieder der Ev.luth. Landeskirche darüber befinden, ob diese sich noch eine gedeihliche Zusammenarbeit mit Ralf Meister in der Ev.luth. Landeskirche Hanover vorstellen können.Ebenfalls sollte diese Thematik auf der Frühjahrs-Synode als Tagesordnungspunkt behandelt werden.Hier handelt sich um keine Lappalie, sondern um einen schwerwiegenden Fehler, der nicht mit einer Entschuldigung von Ralf Meister beglichen ist.
2. Kirchen erhalten.... Heinz-Walter Knackmuss Lieber Herr Röger,die Kulturministerin des Landes Brandenburg, Dr. Manja Schüle, hat auf meine Anregung eine Verordnung erlassen, dass mit Zustimmung des Denkmalschtzes und des Konsistoriums Photovoltaik auf Kirchen der Normalfall sein soll. Das wäre eine Möglichkeit die Stromversorgung der Kirchengebäude autark zu machen, denn die Akkus erlauben eine Versorgung bei Tag und Nacht und durch die Einspeisungen noch Geld zu Verdienen und evtl. eine Heizung zu betreiben. Nun sind aber die Pfarrer dagegen und blockieren solche Maßnahmen. Sie haben im voauseilenden Gehorsam Angst, dass der Denkmalschutz das Projekt für Ihre Kirche ablehnen würden oder führen ästhetische Gründe an. Ich würde gern für die SMA in Rathenow dafür eine Spenenaktion starten, aber es fehlt die Zustimmung des Pfarrers. Ich finde, die Kirchenleitung müsste auch die Pfarrer motivieren, solche Projekte zu unterstützen.Wenn es den Christen mit dem Erhalt der Schöpfung Gottes wirklich ernst ist, müssten Photovoltaikanlagen auf alle Kirchendächer.
3. Die Kirche weiter umbauen Wolfgang Banse Nicht immer denkt eine Konsistorialpräsidentin.hier EKBO, Viola Vogel in den richtigen Kategorien.Ist sie eine Prophetin, Hellseherin, was den Zustand der EKBO betrifft.Bei grundsätzlichen Entscheidungen, sollte die Basisdemokratie angewendet w erden, hier Anhörung, Beteiligung der Kirchenglieder, im Bezug:"Wir sind das Kirchenvolk"Einsparungen, was das aufgeblähte Personal im Konsistorium betrifft.Der Rotstift sollte was das Personal anbetrifft, nicht das Bischofsbüro aussperren.Verabschiedung vom Beamtentum, Fahrer abschaffen,Mittelklasse PKw sich zu wenden.Pfarrwohnungen und Pfarrhäuser entsprechend zu aktuellem Mietzins vermieten.Die Kirche unterliegt keinem Modetrend, der wechselt.Gläubige identifizieren sich mit der Kirche, hier Kirchengemeinden, mit denen sie sich verbunden fühlen, beheimatet sind.Sie Familienkirchen , von der Taufe, über Konfirmation, Trauung bis zur Beerdigung für die Familie sind. Gemeindeglieder möchten nicht alle ein paar Jahre ein neues Gesangbuch...Dem Volk, hier Kirchenvolk auf`s Maul schauen, hier Reformator Martin Luther, sollte das Konsistorium beherzigen.Es ist nicht alle gut, was in der EKBO angedacht, umgesetzt wird.Kirchernmitgliedsaustritte zu Hauf belegen dies.

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