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„Auf beiden Seiten der Oder“

Die ökumenische Zusammenarbeit über die Oder hinweg ist von Beziehungen geprägt. Zwei, die viel dafür tun, dass das Verständnis füreinander wächst, sind Frank Schürer-Behrmann, Superintendent des Kirchenkreises Oderland-Spree, und Tadeusz Kuźmicki, katholischer Ökumenereferent und Spiritual (geist­licher Begleiter) am Priesterseminar in Gorzów Wielkopolski. Die beiden sind durch ihre Ämter verbunden – und durch eine langjährige freundschaft­liche Zusammenarbeit. Zum Auftakt ihrer Sommertour entlang Oder und Neiße sprach Susanne Atzenroth mit ihnen über Chancen und Herausforderungen der polnisch-deutschen Ökumene.

Die Brücke über die Oder verbindet Słubice mit Frankfurt (Oder), symbolisch auch Polen mit Deutschland. Foto: Susanne Atzenroth

Herr Schürer-Behrmann und Herr Kuźmicki, lange war die Oder eine Grenze. Heute stehen die Brücken über den Fluss, wie hier in Frankfurt r), für ein offenes Europa. Menschen aus Polen und Deutschland wechseln täglich auf die andere Seite. Sie kaufen ein, arbeiten und studieren gemeinsam. Welche Begegnungsmöglichkeiten bieten ihnen die Kirchen? 

Tadeusz Kuźmicki: Verschiedene Veranstaltungen finden im Verlauf des Kirchenjahres statt. So zwei große deutsch-polnische Ökumenische Gottesdienste zu Pfingsten und im Januar zur Gebetswoche für die Einheit der Christen. Zu Weihnachten beten wir auch gemeinschaftlich für den Frieden, nach der Übergabe des Friedenslichts von Bethlehem auf der Stadtbrücke. 

Frank Schürer-Behrmann: Es gibt regelmäßig Vorträge und Gespräche vom Oekumenischen Europa-Centrum in Frankfurt (Oder). Auch die ökumenische Studierendenarbeit an der Europa-Universität Viadrina und die Verbindung zum Haus Parakletos der katholischen Studierenden in Słubice sind wichtige Säulen unserer Kooperation. 

Herr Schürer-Behrmann, seit 2004 sind Sie Superintendent in den Regionen nahe der Oder. Im April waren Sie Teilnehmer der zweiten Konsultation der Bischöfe an Oder und Neiße, in deren Zentrum die Frage stand: „Wie kann die Gemeinschaft an der Oder noch weiter vertieft werden?“ Was braucht es Ihrer Meinung dazu?

Schürer-Behrmann: Die Sprache stellt eine hohe Hürde dar. Sowohl Polnisch als auch Deutsch sind schwer zu erlernen. So ist ein spontanes Gespräch oft nicht möglich. Wir müssen daher auch andere Formen der Begegnung suchen. 

Kuźmicki: Ja, letztlich braucht es eine hohe Motivation, um die andere Sprache zu lernen. Wichtig sind Begegnungen, aus denen der Wunsch erwächst, einander besser  zu verstehen. Wir lernen nur das, was wir wirklich wollen. 

Sie sprechen perfekt Deutsch. Wie haben Sie es gelernt? 

Kuźmicki: Ich hatte bereits Deutsch in der Schule. Als Promotionsstudent lebte ich dann in Deutschland im Priesterseminar und war in einer deutschen Gemeinde in Paderborn-Wewer eingesetzt. Ab 2012 kam ich für drei Jahre als Studierendenpfarrer nach Słubice und Frankfurt.  

Schürer-Behrmann: Diese Zeit und die guten Beziehungen sind bis heute Grundlage unserer Kooperation. Doch wünschte ich mir noch mehr Verbindungen auf Gemeindeebene. Eine kleine Schwierigkeit, die ich dabei sehe, ist die Unterschiedlichkeit in unserer Glaubenspraxis. Während für katholische Gläubige eher der Besuch der Messe im Vordergrund steht, sind es für viele evangelische Christen Kreise und Veranstaltungen, die das Gemeindeleben prägen. Außerdem könnten die Kirchen mehr Möglichkeiten zur Begegnung im Jugendbereich schaffen. So soll 2023 die erste Ökumenische Sommerakademie stattfinden, an der junge Menschen von 18 bis 25 Jahren aus fünf bis zehn Kirchen zusammenkommen. 

Herr Kuźmicki, wo sehen Sie die Herausforderungen in der ökumenischen Zusammenarbeit? 

Kuźmicki: Unsere gemeinsame Geschichte ist belastet. Es gibt auch heute sensible Themen. Daher ist es besonders wichtig, mit kleinen Schritten persönliche Beziehungen wachsen zu lassen. Wir kommen uns auf beiden Seiten des Flusses immer näher – als Teile einer größeren Gemeinschaft, in der wir alle Geschwister sind. Die nationalen Unterschiede spielen in der Ökumene keine Rolle.

Schürer-Behrmann: Ja, denn in unserem Ökumenischen Zusammenwachsen geht es nicht in erster Linie darum, wissenschaftliche oder politische Themen zu diskutieren oder sie zu lösen, sondern voneinander zu wissen und hier vor Ort gut zusammenzuleben. Unsere Basis ist dabei die Charta Oecumenica – uns in unserer Unterschiedlichkeit wertzuschätzen und gemeinsam für ein friedliches Zusammenleben einzustehen. 

Kuźmicki: Es ist wichtig, dass wir uns auf allen Ebenen als Menschen begegnen. Und da, wo wir die jeweils andere Sprache (noch) nicht beherrschen, können wir auch ohne Worte ganz praktisch etwas miteinander tun und uns dabei besser kennenlernen. 

Was meinen Sie damit konkret?

Schürer-Behrmann: Ein gutes Beispiel dafür ist das Erlebnis des gemeinsamen Gehens beim Kreuzweg am Palmsonntag. Evangelische und katholische Gläubige tragen das Kreuz dabei in Gruppen von Station zu Station. Auf der letzten der 14 Stationen sind es dann die Geistlichen der verschiedenen Kirchen, die das Kreuz gemeinsam tragen. Das ist ein starker Moment in dieser Prozession. 

Ganz aktuell verbindet uns auch die Unterstützung der vielen aus der Ukraine geflüchteten Menschen. Da geht es vor allem darum, ganz praktisch für sie da zu sein: eine Unterkunft finden, Arbeit suchen und bei Behörden unterstützen. 

Kuźmicki: Ja, auch hier herrscht eine große Einigkeit zwischen uns. Wir stehen für die gleichen Werte wie Frieden und Freiheit ein und merken daran deutlich, wie wir als Christen und Christinnen zusammengehören. 

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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