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Bischof in turbulenter Zeit

Analytiker mit klarem Blick: Zum Tode von Bischof a.D. Christoph Demke (1935–2021)

Christoph Demke (1935–2021) beim Abschlussgottesdienst der ersten gesamtdeutschen Synode 1991 in Coburg. Foto: Norbert Neetz/epd

Von Axel Noack

Die evangelische Kirche trauert um ihren Lehrer, Kirchenleiter und Bischof Christoph Demke, der wenige Wochen nach seinem 86. Geburtstag am 20. Juli heimgerufen worden ist. 

Schon vor und auch während seiner Bischofszeit nahm er vielfältige Aufgaben im Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR wahr, zunächst in der Theologischen Kommission und dann als „Leiter des Sekretariats“, quasi Präsident des Kirchen­amtes. Ab 1983 als Bischof der Kirchenprovinz Sachsen gehörte er der Konferenz der Kirchenleitungen, dem Leitungsgremium des Bundes, an. Im Frühjahr 1990, mitten im Umbruch, wurde er ihr Vorsitzender und musste an der Auflösung des Kirchenbundes im Frühsommer des Jahres 1991 mitwirken.

In der Kirchenprovinz Sachsen fiel sein Bischofsamt (1983–1997) in die letzten Jahre der DDR, die Wendezeit und die ersten Jahre in der Bundesrepublik. Also Zeiten mit genügend Herausforderungen. In den letzten DDR-Jahren war eins der meistdiskutierten Themen „Die Kirche und ihre Gruppen“, dabei ging es um Umwelt-, Friedens- und Menschenrechtsgruppen, aber auch die große Zahl der „Ausreisenden“.

Auffällig und in besonders dankbarer Erinnerung ist seine klare Einschätzung der Situation, die Fähigkeit zu schonungsloser Analyse gewesen. Er konnte präzise sagen „was ist“. Den klaren Blick auf die Wirklichkeit verdankte er einer an Gottes Wort geschulten und geschärften Sichtweise. Dabei wird man schrille Töne bei ihm vergeblich suchen.

Im Sommer 1989, als so viele Menschen die DDR verließen, die Partei- und Staatsführung aber den Flüchtenden „keine Träne nachweinen“ wollte, sandte er eine mutige Analyse in einem Schreiben an die Mitarbeiter unserer Kirche (3. September 1989), welches Gehör über die Kirche hinaus fand. Er warf ein Thema auf, das die Diskussionen nach dem Mauerfall und der sich abzeichnenden Wiedervereinigung bestimmen sollte: „Was bleibt?“ Damals freilich noch unter der Perspektive der Wahlmöglichkeit: „Was soll bleiben und was muss sich ändern?“

Ein Jahr später hatte sich der Himmel in dieser Hinsicht – nicht nur in der Kirche – deutlich verdunkelt. Christoph Stier, sein mecklenburgischer Bischofskollege sprach es auf der EKD-Synode offen aus: „Von uns bleibt nichts, nichts hat Bestand. Wir sind aus der Gefangenschaft befreit, aber wir sind nicht frei, unsere Wege neu zu gestalten.“

Entsprechend groß waren die Probleme der Neugestaltung der Kirche in den Wendejahren. Besonders die Themen mit einem Bezug zum Staat wie Kirchensteuer, Religionsunterricht und Militärseelsorge trieben die Kirchen um. In der Kirchenprovinz Sachsen war es die Zeit großer Umstellungen im Zeichen düsterer Finanzprognosen, mit neuen Stellenplänen und -streichungen, mit Gebietsreformen und Verunsicherungen an vielen Fronten. 

Eine besonders harte Herausforderung stellte der Umgang mit den Mitarbeitenden und Ältesten dar, die sich in den Staatssicherheitsdienst der DDR verstricken lassen hatten. Bald wurde die Frage nach einer „Regelüberprüfung“ zumindest aller Pfarrer laut. Solle eine Kirchenleitung, die doch etwas von Schuldbekenntnis und Vergebungsbitte verstand, allen ihren Mitarbeitenden misstrauen und eine Über­prüfung fordern? Auf einer Synodentagung in Halle hatten Gruppenvertreter ein Transparent vor ein Fenster gespannt: „Kirche jetzt – Gaucken nicht erst beim Jüngsten Gericht“. Leider hatten sie recht. Es gehört zu den enttäuschenden Erfahrungen, dass fast keiner der schuldig gewordenen Mitarbeiter von selbst zu einem Eingeständnis gekommen ist.

Was sich durch das Leben und Arbeiten von Bischof Demke im Kirchenbund, als Bischof und im Ruhestand klar gezogen hat, war sein Engagement für eine klare Position unserer Kirche in Friedensfragen. Sein Eintreten für die „vorrangige Option für Gewaltlosigkeit“, für nichtmilitärische Lösungen, Rüstungsbegrenzung und Sicherheitspartnerschaft war unbeirrt. Gerade in einer Zeit, in der sich nahezu alle Parteien im Bundestag bei der Steigerung der Rüstungsausgaben gegenseitig überbieten wollen, wird uns seine Stimme fehlen.

Der Trauergottesdienst findet am Mo, 2. August, 9.30 Uhr in der Friedens­kirche ­Berlin-Niederschönhausen statt. Um Anmeldung wird gebeten unter: trauerfeier_demke(at)posteo.de

Axel Noack war von 1997 bis 2008 Bischof der Kirchenprovinz Sachsen.

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1. Bischof Meister räumt Fehler ein, bleibt aber im AmtNr14,24,o3.20244 Wolfgang Banse Wie geht mnan mit Menschen um, die in der Kirche, hier Ev.luth. Landeskirche Hannover zu Schaden kommen,hier Umgang mit sexueller Gewalt.Das verhalten von Landesbischof Meister, früher Generalsuperintendent des Sprengels der EKBO ist nicht zu rechtfertigen. Trotz schwerwiegende Fehler bleibt er im Amt.Er sollte nicht allein entscheiden über diese Thematik.Hier sollten die mündigen Kirchenglieder der Ev.luth. Landeskirche darüber befinden, ob diese sich noch eine gedeihliche Zusammenarbeit mit Ralf Meister in der Ev.luth. Landeskirche Hanover vorstellen können.Ebenfalls sollte diese Thematik auf der Frühjahrs-Synode als Tagesordnungspunkt behandelt werden.Hier handelt sich um keine Lappalie, sondern um einen schwerwiegenden Fehler, der nicht mit einer Entschuldigung von Ralf Meister beglichen ist.
2. Kirchen erhalten.... Heinz-Walter Knackmuss Lieber Herr Röger,die Kulturministerin des Landes Brandenburg, Dr. Manja Schüle, hat auf meine Anregung eine Verordnung erlassen, dass mit Zustimmung des Denkmalschtzes und des Konsistoriums Photovoltaik auf Kirchen der Normalfall sein soll. Das wäre eine Möglichkeit die Stromversorgung der Kirchengebäude autark zu machen, denn die Akkus erlauben eine Versorgung bei Tag und Nacht und durch die Einspeisungen noch Geld zu Verdienen und evtl. eine Heizung zu betreiben. Nun sind aber die Pfarrer dagegen und blockieren solche Maßnahmen. Sie haben im voauseilenden Gehorsam Angst, dass der Denkmalschutz das Projekt für Ihre Kirche ablehnen würden oder führen ästhetische Gründe an. Ich würde gern für die SMA in Rathenow dafür eine Spenenaktion starten, aber es fehlt die Zustimmung des Pfarrers. Ich finde, die Kirchenleitung müsste auch die Pfarrer motivieren, solche Projekte zu unterstützen.Wenn es den Christen mit dem Erhalt der Schöpfung Gottes wirklich ernst ist, müssten Photovoltaikanlagen auf alle Kirchendächer.
3. Die Kirche weiter umbauen Wolfgang Banse Nicht immer denkt eine Konsistorialpräsidentin.hier EKBO, Viola Vogel in den richtigen Kategorien.Ist sie eine Prophetin, Hellseherin, was den Zustand der EKBO betrifft.Bei grundsätzlichen Entscheidungen, sollte die Basisdemokratie angewendet w erden, hier Anhörung, Beteiligung der Kirchenglieder, im Bezug:"Wir sind das Kirchenvolk"Einsparungen, was das aufgeblähte Personal im Konsistorium betrifft.Der Rotstift sollte was das Personal anbetrifft, nicht das Bischofsbüro aussperren.Verabschiedung vom Beamtentum, Fahrer abschaffen,Mittelklasse PKw sich zu wenden.Pfarrwohnungen und Pfarrhäuser entsprechend zu aktuellem Mietzins vermieten.Die Kirche unterliegt keinem Modetrend, der wechselt.Gläubige identifizieren sich mit der Kirche, hier Kirchengemeinden, mit denen sie sich verbunden fühlen, beheimatet sind.Sie Familienkirchen , von der Taufe, über Konfirmation, Trauung bis zur Beerdigung für die Familie sind. Gemeindeglieder möchten nicht alle ein paar Jahre ein neues Gesangbuch...Dem Volk, hier Kirchenvolk auf`s Maul schauen, hier Reformator Martin Luther, sollte das Konsistorium beherzigen.Es ist nicht alle gut, was in der EKBO angedacht, umgesetzt wird.Kirchernmitgliedsaustritte zu Hauf belegen dies.

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