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„Bitte lasst euch impfen“

Pfarrer im Erzgebirge starten Aufrufe

Pfarrer Frank Meinel von der der St. Wolfgangskirche in Schneeberg. Foto: epd

Von Katharina Rögner (epd)

Frank Meinel kommt von einer ­Beerdigung. Es ist die 68. in diesem Jahr. „Sonst sind es jährlich um die 30“, sagt der Schneeberger Pfarrer. Aber in Corona-Zeiten steigt mit den Inzidenzen auch die Zahl der Toten. Mehr als 11000 Menschen sind in Sachsen in Verbindung mit Covid-19 bereits gestorben.

Meinel ist evangelisch-lutherischer Pfarrer im Erzgebirge, in Schneeberg, einer Stadt mit Bergbautradition. Er predigt auch in der St. Wolfgangskirche, die wegen des Cranach-Altars überregional ­bekannt ist. Ein Anliegen in diesen Tagen ist ihm das Impfen gegen das Coronavirus. Denn seine Region ist besonders schwer betroffen. Im Erzgebirgskreis kletterte die Sieben-Tage-Inzidenz zeitweise auf mehr als 2000. Die Impfquote liegt dagegen bei nur gut 45 Prozent, das ist die niedrigste in ganz Sachsen.

Impfaktion der Kirchen


„Bitte lasst euch impfen!“, lautet Meinels Appell. Seine Gemeinde hat sich vor wenigen Tagen an einer Impfaktion der Kirchen beteiligt. Geimpft wurde in der Evangelischen Schule nur unweit der spätgotischen Wolfgangskirche. Trotz Störung – ein mutmaßlicher Impfgegner hatte ein Schild mit der Nachricht aufgestellt, dass es keinen Impfstoff mehr gibt – war die Aktion ein Erfolg.

Von rund 300 verabreichten Impfdosen wurden laut Meinel etwa 50 Erstimpfungen gegeben. Für ihn ein Zeichen, dass die Abwehrhaltung von einigen gerade aufgegeben wird. „Es bricht langsam auf“, sagt der Pfarrer. Die Ängstlichen und die ­Zögerlichen, die könnten überzeugt werden. Ein Großteil der Impfgegner und Impfgegnerinnen habe einfach pure Angst. Er habe viele positive Reaktionen auf die Impfaktion bekommen, aber auch Beschimpfungen. In einer Mail stand, er sei „ein falscher Prophet“. Meinel versucht, dies mit dem ihm angeborenen Humor wegzulächeln, doch auch er ist in diesem Tagen angespannt.

Nicht zuletzt zehrt die ständige Ungewissheit und notwendige Flexibilität an den Nerven, gerade jetzt bei den Vorbereitungen für die Weihnachtszeit. Es fehlt aber auch an dem berühmten Weihnachtsflair im Erzgebirge. Der Schneeberger Marktplatz ist leer, einsam dreht die Pyramide ihre Runden. Glanz und Duft gibt es nicht – wie auch schon 2020. Andernorts das gleiche Bild.

Im 35 Kilometer entfernten ­Annaberg-Buchholz hat die Corona-Pandemie erneut zur Absage der großen Bergparade am vierten ­Advent geführt. Überhaupt ist es auch dort stiller als sonst um diese Zeit, wo sich Touristen die Klinke in die Hand geben. „Normalerweise ist der Advent eine Bus-Zeit“, sagt ­Pfarrer Karsten Loderstädt. Die evangelische Kirche St. Annen, eine spätgotische Hallenkirche mit dem bekannten Bergaltar von 1521 sei auch jetzt für Gäste offen. Aber ­Führungen sind nicht erlaubt, die Pensionen und Hotels geschlossen.

Leuchten lassen


„Das ist traurig, wir sind gerne ­Gastgeber“, sagt Loderstädt. Die ­Adventsfreude sei schon getrübt, aber er plädiere dafür, „aus jeder Sache das Beste zu machen“. Es gelte, flexibel und kreativ zu sein, vor allem jetzt: „Was möglich ist, ­machen wir“, sagt Loderstädt, „und wir lassen es leuchten“. Kirche habe die Aufgabe, Hoffnung zu bringen.

Zum Glück sei die Annenkirche groß genug, da gebe es trotz ­Abstandsregeln keine Platznot. Bis zu 350 Menschen können derzeit in St. Annen gemeinsam Gottesdienst feiern, in St. Wolfgang in Schneeberg sogar noch mehr. Loderstädt und sein Team bereiten derzeit einen Fernsehgottesdienst vor, der in der ARD am Heiligen Abend aus der Annenkirche live ausgestrahlt wird. Doch so richtig planen können sie noch nicht. „Wir fahren auf Sicht“, sagt der Pfarrer.

In Sachsen gilt für Gottesdienste die 3G-Regel. Trotzdem müsse die Botschaft sein: „Du bist willkommen“, sagt Loderstädt. Bei den Kontrollen am Eingang sei ein Spagat zwischen Vertrauen und Verantwortung zu meistern. Der Anna­berger Pfarrer setzt auf Kommunikation.

Im Gespräch bleiben will auch ­Michael Tetzner im erzgebirgischen Zwönitz. Die Stadt ist wegen ­anhaltender Corona-Proteste in die Schlagzeilen geraten. Wie andere Pfarrer erlebt Tetzner, dass das Virus Kirchengemeinden ebenso ­spaltet wie die Gesellschaft. In der Zwönitzer Trinitatiskirche gibt es seit Ostern eine „Klagemauer“, die aus Steinen im Altarraum aufgestapelt wurde. Darin stecken kleine ­Zettel mit anonymen Botschaften.

Tetzner hat einige im Gottesdienst vorgelesen. „Ich bin traurig über den Unfrieden“, heißt es dort. Sorge bereitet auch der „Riss durch die Gesellschaft und durch die ­Familien“. Es gibt aber auch „Angst vor Schulschließungen“ und den Wunsch: „Alles soll so bleiben, wie es ist.“ In seiner Gemeinde sei „gefühlt nur etwa ein Drittel geimpft“, sagt Tetzner. Eine Corona-Impfung abzulehnen, sei für ihn Egoismus. Der Pfarrer hat einen Impfappell von Krankenhausseelsorgern im Gottesdienst verlesen lassen, ruft zum Impfen auf. „Die Zeit der falschen Toleranz ist vorbei“, sagt er. Für ihn wäre es schlimm, wenn die Kirche ­schweigen würde.

In Brandenburg bietet das Evangelische Krankenhaus Luckau Impfungen gegen COVID-19 an. 

Die Impfstelle befindet sich im Ärztehaus Luckau, Berliner Straße 4, 15926 Luckau in der geriatrischen Tagesklinik im 1. OG. Geimpft wird Dienstag und Donnerstag von 13.30-15.30 Uhr. Eine Anmeldung ist erforderlich per Telefon: (03544) 58365 – (Telefon ist Do bis So von 14–16 Uhr ­besetzt). Bitte Impfausweis mitbringen.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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