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Blick in die Vergangenheit

Die Berliner Gesellschaft für Missionsgeschichte sucht neue Büroräume. Der Verein fördert die Forschung über ehemalige Missionsgebiete in Afrika, Asien und Ozeanien und stellt Quellen aus den Archiven von Missionsgesellschaften zur Verfügung

Die Ätzradierung aus den 1870er Jahren zeigt das Berliner Missionshaus an der Ecke Friedenstraße/Georgenkirchstraße in Berlin-Friedrichshain. Dort wurde mehr als 200 Jahre später, 1995, die Berliner Gesellschaft für Missionsgeschichte gegründet. Das Gebäude ist heute Sitz des Berliner Missionswerkes, des Jerusalemsvereins und der Gossner Mission. Foto: BGMG

Von Ulrich van der Heyden 

Im Jahre 1995 wurde die Berliner Gesellschaft für Missionsgeschichte (BGMG) in dem altwürdigen Backsteinbau in Berlin-Friedrichshain gegründet. Diese sollte keineswegs eine nostalgische Einrichtung sein, sondern eher das Gegenteil. Sie blickt heute auf mehr als zweieinhalb Jahrzehnte recht erfolgreicher Tätigkeit zurück. 

Eines ihrer wichtigsten Anliegen ist die Unterstützung der interdisziplinären Forschungen zur Geschichte der christ­lichen Missionsgesellschaften in den Ländern des heute sogenannten ­globalen Südens. Sie will die­ interdiszip­linäre ­Nutzung missionarischer Quellen für die verschiedensten sozialgeschichtlichen Fragestellungen zur Vergangenheit und zum Teil auch Gegenwart ­überseeischer Völker und Kulturen fördern. Das reicht von der außereuropäischen Christentumsgeschichte, Ethnologie sowie ­Kolonial- bis hin zur Medizingeschichte. Das Archiv mit einer wertvollen Sammlung handschriftlicher Quellen befindet sich im Kirchlichen Archivzentrum in Berlin-Kreuzberg. 

Damit wurde die „traditionelle“ Missionsgeschichtsschreibung „modernisiert“ und fand Anschluss an den Wissensstand globalgeschichtlicher Forschungen weltweit. Die Zusammenarbeit mit Kollegen aus den ehemaligen Missionsgebieten ­gehört von Anfang an zu den Selbst­verständlichkeiten.

Die Gründer der Berliner Gesellschaft für Missionsgeschichte ließen sich nicht zuletzt von der Erkenntnis leiten, dass die in Übersee tätigen Missionare die­jenigen waren, wie es damals in einer Zeitschrift heißt, die „wie keine anderen ­Europäer, schon durch ihre gründliche Sprachkenntnis befähigt seien, die alten Traditionen zu sammeln und die Sitten und religiösen Anschauungen zu erkunden. Sie seien die eifrigsten Sammler und ihre Berichte dürften fast durchweg den Wert eines viel authentischeren Quellenmaterials beanspruchen, als die der ­gelehrten Reisenden, denen, selbst wenn sie einige Sprachkenntnisse besitzen, die lange vertraute Bekanntschaft mit den betreffenden Völkern fehlt“. Dies ist umso wichtiger, als dass in Afrika kaum Ethnien missioniert wurden, die über eine Schriftsprache verfügten.

Historische Schätze


Dass in den Archiven und Bibliotheken der deutschen Missionsgesell­schaften noch ungehobene historische Schätze schlummern, wurde schon um die Mitte der 1980er Jahre publik gemacht. Aber die Missionsgesellschaften schienen kein besonderes Interesse zu haben, sie der Forschung zur Verfügung zu stellen. Nach und nach wurde auch in den ehemaligen Missionsgebieten bekannt, dass in Deutschland historische Quellen zur Geschichte der missionierten Völkerschaften lagern. 

So gingen Historiker aus Deutschland und solche, die aus den früheren Missionsgebieten stammen, aufeinander zu, insbesondere in der nach 1990 nicht mehr geteilten Stadt Berlin. Da kam der Erforschung zugute, dass im Ostteil schon früher die Bedeutung missionarischer Quellen für die außer­europäische Geschichte erkannt worden war. Das war damit ein Jahrzehnt eher als das ­eigentlich als „Entdecker“ der missionarischeren Quellen für die kultur- und sozialwissenschaft­liche Forschung ­geltende Chicagoer Wissenschaftler­ehepaar Comaroff. 

Dieser Stand erlaubte es, mit weiteren interessierten Wissenschaftlern zu diskutieren: Man war sich einig, dass die Bearbeitung der mannigfachsten Fragen zur außereuropäischen Historiographie vielfach nur oder vornehmlich mit missionarischen Quellen möglich war. So fiel es nicht schwer, dass die Historiker, vornehmlich aus der Akademie der Wissenschaften der DDR, mit den ­interessierten missionarisch-kirchlichen Kollegen zusammentrafen und beide ­Seiten ein gemeinsames Interesse feststellten.

Erste Kooperationen und spätere Erfolge


Wie zu Zeiten des politischen Umbruchs in der DDR vereinbart, entstand schon bald nach dem Fall der Mauer eine recht enge Kooperation ­zwischen den interessierten Wissenschaftlern sowie Missions-praktikern aus Ost und West. Davon zeugte eine erste wissenschaftliche Konferenz zum Wirken der Berliner Mission in Ostafrika aus ­Anlass von 100 Jahre Evangelium im Süden Tansanias. Diese historische Konsultation mit wissenschaftlichen Anspruch, die 1991 im Ber­linen Missionshaus stattfand, besuchten auch afrikanische Christen. Wesent­lichen Anteil an dem gegenseitigen Kennen­lernen und den frucht­baren Diskussionen hatte der inzwischen verstorbene Direktor des Ostberliner Ökumenisch-Missionarischen Zentrums/Berliner Missionsgesellschaft, Christfried Berger.

Von dem Erfolg und den guten Er­fahrungen der Tagung inspiriert, vereinbarten die damaligen Akteure weitere, nunmehr ausgesprochen international ausgerichtete wissenschaftliche Symposien zur Rolle christlicher Missionen im Kontext nationaler Entwicklungen in Afrika, Asien und Ozeanien. Es folgten fünf wissenschaftliche Konferenzen, zu Themen wie Macht und Gewalt oder zum transkulturellen Wissensaneignung und -vermittlung durch christliche Missionare im Prozess der Christianisierung.

Sie riefen international viele positive Reaktionen hervor. Schon bei der ersten Konferenz wurde beschlossen, zur Verstätigung solcher Aktivitäten eine koordinierende Institution, eben die Berliner Gesellschaft für Missionsgeschichte, zu gründen. Inzwischen ist sie durch ­mehrere populärwissenschaftliche Vorträge mit anschließenden Diskussionen und 56 wissenschaftliche Publikationen nicht nur in der akademischen Welt, ­sondern auch bei allgemein an Missionsgeschichte interessierten Berlinern ­bekannt geworden. Sie hat Mitglieder auf allen fünf Kontinenten.

Die wissenschaftliche Gesellschaft 


hat die Basis sowie den internationalen ­Rahmen geschaffen, dass eine enge ­Verknüpfung von politischen mit ­F­orschungsthemen entstanden ist. Das ­betrifft insbesondere die Diskussionen zum Verhältnis von Mission und Ko­lonialismus sowie zur Geschichte des ­außeneuropäischen Christentums.

Doch die Weiterarbeit der Gesellschaft ist gefährdet. Denn auf Grund von Baumaßnahmen an der Humboldt-­Uni­versität zu Berlin muss die Berliner ­Gesellschaft für Missionsgeschichte ihr Büro räumen. Es ist schwierig, adäquate Büroräume für circa zwei PC-Arbeitsplätze und etwa sechs bis acht Regale zu finden. Deshalb ergeht an die Gemeinden in Berlin und in dessen Umfeld die Anfrage, ob es nicht in Ihren Räumlich­keiten Platz gibt, wo die Gesellschaft ein Büro unterhalten könnte. Da die Berliner Gesellschaft für Missionsgeschichte nur auf Mitgliederbeiträge und gelegentliche Spenden ­zurückgreifen kann, ist es nur möglich, einen geringen finanziellen Mietkostenbeitrag aufzubringen, plus Übernahme der Nebenkosen. 

Wer helfen kann, wende sich bitte an Ulrich van der Heyden, E-Mail: heydenul(at)hu-berlin.de

Ulrich van der Heyden ist Erster stellver­tretender Vorsitzender der Berliner Gesellschaft für Missionsgeschichte. ­­

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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