Akkus wieder aufladen
„Hilfe-Hilfe“ ist das Seelsorgetelefon für alle, die für Menschen aus der Ukraine da sind. Justus Münster, Beauftragter für die Notfallseelsorge, hat das Projekt mitinitiiert. Rundfunkpfarrerin Johanna Friese hat mit ihm über das Seelsorgetelefon gesprochen.
Herr Münster, warum wurde ein solches Seelsorgetelefon eingerichtet?
Weil wir gemerkt haben, dass Helfenden auch an Grenzen kommen. Die Helfenden, etwa die vielen Volunteers am Berliner Hauptbahnhof, sind manchmal mit Bildern und Geschichten konfrontiert, die man nicht so einfach verarbeiten kann, die man aber verarbeiten muss. Hier bieten wir Unterstützung.
Was ist so schwer und belastend?
Was dort an Hilfe passiert, ist Spontanhilfe, also sogenannte freie und ungebundene Hilfe. Menschen sehen die Not und helfen, sie haben aber keine Struktur hinter sich, etwa eine Hilfsorganisation oder eine Kirchengemeinde oder eine staatliche Organisation wie Feuerwehr oder Polizei. Dort lernen Helfende, dass es auch Ruhezeiten von Hilfe geben muss. Spontan Helfende gehen dagegen manchmal über ihre Grenzen und merken dann irgendwann auch selbst, dass sie mit ihren Ressourcen am Ende sind.
Wie helfen Sie da?
Wir hören zu und schauen dann gemeinsam nach den Kraftquellen im Alltag und den nächsten Schritten. Damit die Helfenden ihre Akkus wieder aufladen können.
Wer kann bei „Hilfe-Hilfe“ anrufen?
Alle, die an den Ankunftszentren helfen, aber auch diejenigen, die Privatquartiere anbieten und überhaupt alle, die sich für Menschen aus der Ukraine engagieren.
Mit welchen Themen melden sich die Menschen?
Am Anfang dachten einige, ich helfe zwei Wochen, und dann findet sich eine andere Lösung. Es braucht manchmal auch Mut, zu formulieren, dass ich das Zimmer jetzt wieder für mich brauche. Oder man merkt irgendwann, dass man nicht miteinander zurechtkommt. Manchmal melden sich auch Menschen, die eine Wohnung auflösen müssen und wissen wollen, wohin sie sich wenden können, damit die Möbel an Menschen aus der Ukraine gehen.
Wer hört den Anrufenden zu?
Unser Telefon ist mit ausgebildeten Seelsorgerinnen und Seelsorgern besetzt. Wir arbeiten mit der Telefonseelsorge eng zusammen und dort haben Ehrenamtliche gesagt, wir machen mit. Derzeit sind wir ein kleines Team, das „Hilfe-Hilfe“-Seelsorgetelefon ist in den Abendstunden freigeschaltet und wir werden schauen, welchen Bedarf es gibt. Dafür müssen wir aber auch erst einmal bekannter werden.
Was raten Sie den Menschen generell, die derzeit Helfende sind?
Allen Helfenden gebührt erst einmal allergrößte Wertschätzung. Aber so ein Krieg hinterlässt auch Spuren bei denen, die nicht unmittelbar betroffen sind. Es ist wichtig, da auf sich selbst zu achten. Wenn ich merke, ich reagiere anders als sonst, bin gereizter als normal, dass ich dann auch keine Scheu habe, mir selber Hilfe zu holen.
Wie wird das Seelsorgetelefon finanziert?
Wir haben am Anfang der Corona-Pandemie zusammen mit der Telefonseelsorge, Krankenhausseelsorge und Notfallseelsorge das Corona-Seelsorgetelefon gegründet, haben mit Caritas und Diakonie, EKBO und Erzbistum Berlin starke Partner an der Seite und diese haben sich jetzt wieder zusammengetan. Wir werden demnächst auch eine Koordinationsstelle für die „Hilfe-Hilfe“ einrichten, weil die Ehrenamtlichen auch begleitet werden müssen in ihrem Dienst. Auch das Land Berlin will sich engagieren.
Wie kann ich die Arbeit unterstützen?
Geldspenden sind immer gern gesehen.
„Hilfe-Hilfe“-Seelsorgetelefon
Telefon: (030)403665888,
täglich zwischen 18 und 22 Uhr
Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V.
IBAN: DE18 1002 0500 0003 2019 00
BIC: BFSWDE33BER
Bank für Sozialwirtschaft
Zweck: Hilfe-Hilfe