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Der Geist weht, wo er will

Mit Brausen und Macht erfüllt der Heilige Geist die verzagten Jünger Jesu, so berichtet es die Pfingstgeschichte in der Bibel. Er steht für Bewegung, Energie, Neuanfang.

Foto: CC0

Von Christian Feldmann (epd)

50 Tage nach dem Tod Jesu am Kreuz sitzen seine Jünger in Jerusalem zusammen, als plötzlich ein Brausen vom Himmel kommt und ein gewaltiger Wind das Haus erfüllt: "Sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist", heißt es in der Bibel. An dieses Ereignis erinnert das Pfingstfest, das Christen am 31. Mai und 1. Juni feiern. Aber was hat es auf sich mit dem "Heiligen Geist"?

Wenn Philosophen vom Geist sprechen, hat das meist viel mit Intellekt und brillantem Denken zu tun. "Geist ist die lebendige Einheit des Mannigfaltigen", schrieb Georg Wilhelm Friedrich Hegel im frühen 19. Jahrhundert. Ganz anders die Bibel: Dort geht es oft wild und laut und sogar schockierend zu, wenn vom Gottesgeist geredet wird.

In einer Ebene voller ausgetrockneter Gebeine erlebt im Alten Testament der Prophet Ezechiel schaudernd, wie sich die morschen Knochen mit Fleisch und Haut bedecken und allesamt erheben, "ein gewaltiges Heer", weil Gott seinen Geist in sie hat fahren lassen. Und als sich am Pfingsttag der Heilige Geist in Gestalt von Feuerzungen auf die verzagten Apostel niederlässt, entsteht ein solches Getöse, dass die Leute zusammenlaufen.

400 Erwähnungen in der Bibel

Als stürmisch wehender Wind, als loderndes Feuer, fließendes Wasser, rasch dahinziehendes Wolkengebilde erscheint Gottes Geist in der Bibel: Das ist Bewegung, Energie, Schöpfungskraft, der Gegensatz von Trägheit und Tod. Schon am Anfang schwebt über der "wüsten und wirren" Erde und der finsteren "Urflut" Gottes belebender Geist. "Ruach" heißt das hebräische Wort: "Hauch", "Sturm", "Atem", "Geist".

Fast 400 Mal kommt er in der Bibel vor, nahezu immer als weiblicher Begriff. Gottes Geist flattert über dem Chaos, brennt im Feuer, belebt durstige Kehlen im Wasser. Im Neuen Testament bekommt Gottes "ruach" einen anderen Namen, das griechische "Pneuma", aus dem später der lateinische "spiritus sanctus" (heiliger Geist) wird.

In der Bibel setzt Gottes Geist Menschen in Bewegung, er inspiriert und treibt an, er bringt Menschen in Beziehung und entfacht ihre Liebe und Solidarität untereinander. Der fromme Jude Jesus fühlt sich ganz von diesem Atem Gottes umgeben. Das Lukasevangelium schildert, wie er als Wanderrabbi in seinen Heimatort Nazareth kommt und dort im Synagogengottesdienst aus dem Propheten Jesaja liest: "Der Geist des Herrn ruht auf mir. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe."

Kurz nach dem Tod Jesu erleben seine deprimierten Jünger am ersten Pfingstfest einen wilden Brausegott, der ihnen Feuer ins Herz schickt, sie halten prophetische Reden, geraten in seelische Ausnahmezustände. Später ging es den Kirchenlehrern dann mehr um die – vom Geist geleitete – Einsicht in die heiligen Schriften.

Er kommt uns näher, als wir denken

Augustinus (354–430) schilderte den Heiligen Geist als Band der Liebe zwischen Vater und Sohn. Thomas von Aquin schrieb im 13. Jahrhundert, die Berührung zwischen Gottesgeist und Menschengeist mache den Menschen zum Hausgenossen Gottes. Und der Reformator Martin Luther bezeichnete das Gewissen als den Ort, wo der Mensch am wuchtigsten vom Heiligen Geist getroffen werde.

Wenn der Heilige Geist im Menschen wirkt, "begegnen wir damit dem lebendigen Gott selbst, der uns näher kommt, als wir denken", heißt es im lutherischen Erwachsenenkatechismus. "Löscht den Geist nicht aus!" warnte Paulus in seinem ältesten erhaltenen Brief.

Der Heilige Geist wurde an Pfingsten auf alle Glaubenden ausgegossen und nicht nur auf eine Priesterkaste oder Kirchenhierarchie. Der Geist weht, wo er will, heißt es in der Bibel. Er steht in der Christenheit darum auch für Visionen und Überzeugungskraft, für Selbstkritik und Mut zum Risiko, für Aufbruch und Leben.

Karl Rahner, einer der großen Theologen des 20. Jahrhunderts, nennt den Heiligen Geist den "Beistand der Bedrängten" und spricht von einer unberechenbaren Verheißung, wenn er betet "Komm, Heiliger Geist": "Unser Herz fürchtet im Geheimen, dass du kommst, weil du selbstlos bist und fein, weil du anders bist als unser Herz."

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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