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Die Lausitz wandelt sich

Am 28. Februar legt der Weltklimarat (IPCC) einen neuen Bericht über die Folgen des Klimawandels für Mensch und Natur vor. Es stehe so viel auf dem Spiel wie nie zuvor, heißt es vorab. Klar ist: Menschen müssen ihre Lebensgewohnheiten verändern. Klimaschädliche Treibhausgasemissionen müssen weiter eingedämmt werden. Die Anpassungen müssen intensiviert werden. In der Lausitz hat man sich dafür auf den Weg gemacht

Grafik: Gordon Johnson, Uwe Baumann, CC0

Von Heide Schinowsky

Die jüngsten heftigen Unwetter mahnen uns einmal mehr, wie ­dringend wir der Klimakrise etwas entgegensetzen müssen. Als ein wichtiger Baustein hierfür sind Kohleausstieg samt Strukturwandelgestaltung in der Lausitz in ­vollem Gange. Und auch wenn in der öffentlichen Diskussion zuweilen Bauchschmerzen mit dem von der neuen Bundesregierung „idealerweise auf 2030“ vorgezogenen Kohleausstieg stark betont werden, ist die Stimmung vor Ort doch großteils schon einen Schritt weiter à la: Lasst uns das Beste daraus machen.

Zuträglich waren und sind ­hierfür die politischen Rahmen­bedingungen: Anders als beim nicht vergessenen drastischen Umbruch nach 1989 erfolgt der Kohleausstieg nun geplant und wird begleitet ­sowohl durch umfangreiche finanzielle Unterstützung als auch durch intensive Mitgestaltung von entsprechenden Gremien, Institutionen und Akteur*innen vor Ort. Und auch wenn bei weitem nicht alles perfekt läuft, mehren sich doch die Anzeichen für eine gedeihliche ­Entwicklung.

So spricht vieles dafür, dass die Lausitz Energieregion bleiben wird. An der Cottbuser Universität sowie in neuen Forschungseinrichtungen wird der Transformationsprozess weg von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbarer Energie­in­­fra­struktur in Zusammenarbeit mit Unternehmen und Kommunen ermöglicht. Mit dem Umbau vom Cottbuser Bahnwerk entstehen neue, gut bezahlte Arbeitsplätze. Für Guben ist eine Batteriefabrik in Vorbereitung. EDEKA plant den deutschlandweit größten Neubau einer Filiale in der Lausitz.

Mit Blick nach vorne rücken nun aber auch zunehmend teils alt­bekannte, teils neue Problemlagen in den Vordergrund: So haben wir schon seit längerer Zeit einen ­Arbeits- und Fachkräftemangel in der Region. Das macht sowohl expandierenden und neuansiedelnden Unternehmen zu schaffen wie auch den Behörden, denen das Fachpersonal für Planungsprozesse fehlt. Auch deshalb ist es richtig und wichtig, dass mit Strukturstärkungsmitteln eben nicht nur Wirtschaft und Infrastruktur, sondern auch Lebensqualität gefördert wird.

Wasserfragen ungelöst


Ein weiteres substanzielles Problem ist der gestörte Wasserhaushalt in der Lausitz, verschärft durch unsere Perspektive als trockene Region: Neue Industrieansiedlungen und insbesondere die geplante Etablierung einer Wasserstoff-Wirtschaft brauchen ganz besonders eines, nämlich den gesicherten Zugang zu Wasser. Das Wasserdefizit – für das unter anderem die umstrittene Überleitung von Elbewasser im ­Gespräch ist – könnte zu einem ­limitierenden Faktor werden. In welchem Umfang Tagebau-Altlasten und Klimakrise neuen Projekten im Wege stehen könnten, muss nun schnellstmöglich geklärt werden.

Die evangelische Kirche ist bei all dem als Gesprächspartnerin und Brückenbauerin mittendrin: mit Dialogtagen vom Zentrum für Dialog und Wandel sowie Gesprächen der Landeskirche vor Ort; Gemeindekirchenräten, die den Austausch suchen zu umstrittenen Projekten wie jener am Kraftwerksstandort Jänschwalde geplanten Müll­verbrennungsanlage. Mit dem Engagement für die Einrichtung einer neuen Stasi-Unterlagen-Außenstelle in Cottbus – zur Aufarbeitung von DDR-Unrecht und der Stärkung der Demokratie durch politische Bildungsarbeit. Mit Gemeinde­gliedern, die sich für den Erhalt der vom Tagebau bedrohten Seen einsetzen und vieles mehr.

In einer Welt, die sich immer mehr beschleunigt, wo existenzielle Krisen wie jene in der Ukraine alles andere zur Seite drängen und in der das Miteinander nicht zuletzt durch den Umgang mit der Corona-Pandemie bis tief hinein in Freundes- und Verwandtenkreise gerade auf eine harte Probe gestellt wird, ist jedes mutmachende und die Menschen verbindende Gespräch wichtig. Ein nächster Ort für den Austausch zu Perspektiven, Gestaltungsmöglichkeiten und „Bauchschmerzen“ wird der Lausitzkirchentag im Juni in Görlitz sein.

Heide Schinowsky ist Mitglied im Umweltbeirat der EKBO und lebt in der Lausitz.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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