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Die schreckliche Not im Süden Äthiopiens

Hochwasser, Heuschreckenplage und Coronakrise: Der Afrikareferent des Berliner Missionswerks berichtet.

Die Partnerkirche: Mekane-Yesus-Kirche in Arba Minch. Foto: Berliner Missionswerk

Von Martin Frank

Im vergangenen Jahr bin ich über die weite fruchtbare Ebene unterhalb der Stadt Arba Minch gefahren, auf der sich bis zum Horizont Bananenplantagen hinziehen. In der Ferne türmten sich blassgrüne Berge, Pelikane flogen im Aufwind. Vor Sonnenuntergang werden unzählige Lastwagen am Straßenrand mit den Früchtebüscheln beladen. Die wertvolle Fracht wird in die 500 Kilometer entfernte Hauptstadt gebracht. Nachts laufen kleine Kuhherden, Ziegen oder Esel die Route entlang. Am nächsten Morgen erreichen die Bananen die Märkte in Addis Abeba vor dem Berufsverkehr. 

Wir kamen nicht nur an den Lastwagen, sondern auch an einer Holzkirche der Mekane- Yesus-Kirche vorbei, unserer Partnerkirche, und grüßten Pfarrer und mehrere Gemeindeglieder. Die kleine Kirche reicht nicht mehr, um alle Gläubigen in den verschiedenen Gottesdiensten aufzunehmen. Große Backsteine für einen Neubau liegen neben der Kirchentür auf einem großen Haufen. 

Das Hochwasser zerstörte Häuser und vertrieb mehr als 10000 Menschen
Fünf Monate später: Heute steht die Ebene nach viel zu heftigen Regenfällen unter Hochwasser. Das Wasser kam über Nacht, ver­ursachte Erdrutsche, zerstörte Häuser und ­Latrinen, ließ unzählige Haustiere verenden, ­gezählt wurden 120 Kühe und 1859 Hühner. Es vertrieb mehr als 10000 Menschen. Cholera breitete sich aus. Die Menschen wurden notdürftig in zwei verschiedenen Aufnahme­lagern untergebracht. Wie es wohl jetzt um die Kirche herum aussieht?

Das ist nicht das einzige Unglück: Die Heuschreckenplage, die zuerst weit im Osten Afrikas gesichtet wurde, hat den Süden Äthiopiens erreicht. Der Leiter der Entwicklungsabteilung der Mekane-Yesus-Kirche in Arba Minch, ­Orkaido Olte, zu dem ich beinahe täglich Kontakt habe, berichtet, dass die Heuschrecken nun in das Weideland der Konso eingedrungen sind. „Das wird zu einem ernsthaften Mangel an Viehfutter führen“, schreibt er, „da wir dann zusätzliches Futter aus anderen Gebieten benötigen. Die Ernte ist gefährdet, die nächste Welle der Heuschrecken kommt.“

Als ob das nicht genug Schrecknisse wären, legt die Coronakrise das ganze Land lahm. Selbst wenn die Bananenlaster wieder losfahren könnten, kämen sie nicht nach Addis, weil die Bewegungsfreiheit eingeschränkt wurde. Selbst wenn es Viehfutter aus anderen Gegenden gäbe, kommt es nicht mehr ins Konso-Land. Die Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt, die Regierung rief die Menschen dazu auf, zu Hause zu bleiben. Aus Angst vor dem Corona-virus kommen die Bauern nicht mehr in die Städte, um ihre Waren zu verkaufen. Dies bedeutet für die Städter, dass der Zugang zu wichtigen Gütern des täglichen Lebens nur eingeschränkt möglich ist. Die Flutopfer müssten dringend aus den zwei Sammellagern ­heraus, um sich nicht gegenseitig anzustecken. Die Kommunen der umliegenden Dörfer haben bei der Mekane-Yesus-Kirche angefragt, ob sie helfen könnten. Orkaido Olte hat daher einen Finanzplan an das Berliner Missionswerk ­geschickt, um 58 Häuser aus Holz und Aluminium zu bauen, in die die Menschen zurückkehren könnten. Die Kosten eines Hauses ­belaufen sich auf circa 600 Euro. 

Premierminister Abiy Ahmed, Friedensnobelpreisträger 2019, galt vielen Menschen als großer Hoffnungsträger, der die Aussöhnung mit Eritrea ermöglichte, politische Gefangene frei ließ und viele im Exil lebende Oppositionelle herzlich nach Hause einlud. Aber das Land scheint außer Kontrolle zu sein. Jahrzehnte der Militärdiktatur lassen sich nicht einfach wegwischen. Letztes Jahr wurden in Äthiopien mehr als eine Million Menschen neu vertrieben. Teilweise sind die alten Kämpfe wieder aufgeflammt, besonders im Westen um die Stadt Dembi Dollo herum, dem Gebiet der Oromo Liberation Front, wohin wir ebenfalls beste Beziehungen zu den Partnern haben. Dort sind nicht die Heuschrecken das Problem, sondern die Kämpfe, die die Bauern daran hindern, aufs Feld zu gehen. 

Jeder Cent zählt
In all der Not hat die äthiopische Regierung nicht nur einen Monat des Fastens und Betens ausgerufen, sondern auch sogenannte Hot Spots, Regionen, in denen nun vorrangig geholfen werden soll. Der Süden Äthiopiens gehört nicht dazu. Daher reagieren viele Finanzpartner nicht auf die Not dort. Auch journalistische Recherche ist durch die Pandemie nicht mehr möglich. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ informierte sich bei uns im Berliner Missionswerk, um über die Heuschreckenplage in Äthiopien und Kenia schreiben zu können. 

Orkaido Olte fasst die Lage so zusammen: „Wenn Gott nicht hilft und seine Barmherzigkeit auf unsere Nation ausgießt, scheint die Sache sehr schwierig zu werden. Aber auch wir werden unsere Arbeit so erledigen, wie wir es als verständige Menschen zu tun in der Lage sind. Von Euch würdigen wir jeden einzelnen Cent.“

Spendenkonto:
Berliner Missionswerk
Evangelische Bank, BIC GENODEF1EK1
IBAN DE86 5206 0410 0003 9000 88
Stichwort: Nothilfe Äthiopien

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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