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Ein Arbeitstag mit Perspektivwechsel

Menschen mit und ohne Behinderung in Fürstenwalde tauschten eine Tag lang ihre Arbeitsplätze

Ein Mitarbeiter der Christophorus-Werkstätten (rechts) lernte die Arbeit im Autohaus bei Daniel Löper kennen. Foto: Uli Schulte Döinghaus

Am 5. Mai ist der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Wie weit sind wir mit der Gleichstellung? In Fürstenwalde wagt man einen Modellversuch.

Von Uli Schulte Döinghaus

Moses heißt ein Modehaus mitten in Fürstenwalde. Verkäuferinnen eilen zwischen den Kleiderstangen und ­Regalen umher, beraten Kundinnen, bedienen die Kasse. Steffi Mittenzwei, stellvertretende Filialleiterin, kümmert sich heute um einen Praktikanten und eine Praktikantin aus den Fürstenwalder Christophorus-Werkstätten. Sie gehören zu den ­diakonischen ­Samariteranstalten und beschäftigen 350 Menschen mit Behinderung. 

Bei Moses hat sich Praktikantin A. schon ein wenig mit dem Online-Handel vertraut gemacht. Sie mustert die Bestellungen von Kunden im Display eines Handys, geht zu den Regalen und Kleiderkarussells, um Kleider, Blusen, Hemden für den Versand vorzusortieren. Ihr männ­licher Kollege hat sich für einen leuchtendroten Rock und eine lindgrüne Bluse entschieden, die er prüfend gegen das Licht aus dem Schaufenster hält. „Gute Wahl!“, sagt Steffi Mittenzwei. Die Kombination passt zum Frühling und wird in Kürze eine Schaufensterpuppe kleiden – eine der Aufgaben, die sich das Moses-Team und seine Praktikanten für den Tag gestellt haben. 

Wie schon im vergangenen ­September findet ein sogenannter ­Perspektivwechsel statt. Motto: ­Menschen mit und ohne Behinderung tauschen für einen Tag ihren Arbeitsplatz. Diese Initiative geht zurück auf das Projekt „Pass­genau“ der Fürstenwalder Christophorus-Werkstätten. Es soll den dort Beschäftigten durch Job-Coaching den Übergang in den ersten Arbeitsmarkt ­erleichtern. Solche Übergänge sind immer noch die Ausnahme. Zu wenig bekannt und mit Vorbehalten überfrachtet sind die Möglichkeiten, ­behinderte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer außerhalb der Werkstätten zu beschäftigen. 

Im Trend mit dem Angebot


Umso verdienstvoller, wenn sich ­soziale Träger und heimische Geschäftswelt probeweise darauf ­einlassen, einen Tag lang ihre Jobs zu tauschen. So war es neulich auch in Fürstenwalde. Örtliche Betriebe, etwa das Modehaus, eine Groß­wäscherei oder ein Agrarhandel, ein Baustoffhandel, das Heimatmuseum oder eine Altenpflegeeinrichtung entsandten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Gewerbegebiet Tränkeweg im Süden von Fürstenwalde. Dafür arbeiten Kolleginnen und ­Kollegen aus den Christophorus- Werkstätten in Betrieben des sogenannten ersten Arbeitsmarktes, die sie sich zuvor ausgesucht hatten.

„Zu wenig wissen die einen über die anderen“, sagt Projektkoordinatorin Jana Pahlke, „das wollen wir ändern.“ Sie und Jobcoach Jane Einhorn betonen die Vorteile für alle Beteiligten, wenn es um sogenannte ausgelagerte Arbeitsplätze für Arbeitnehmer mit Behinderung geht – ein Trend im Arbeitsmarkt. Das ­bedeutet: Die Christophorus-Werkstätten „verleihen“ an heimische Firmen des ersten Arbeitsmarktes behinderte Beschäftigte, die aber weiterhin unter dem Dach des sozialen Trägers angestellt sind. Sie bleiben in der Gemeinschaft ihrer Werkstatt, auch weil sie dies so wünschen.

„Gute Arbeit“ 


Längst gibt es wirtschaftliche Kooperationen mit dem heimischen Gewerbe. So lässt ein Fürstenwalder Autohaus Fahrzeuge in den Christophorus-Werkstätten nach Reparaturen waschen, pflegen und polieren. Selbst kleinere TÜV-Auf­lagen können hier abgewickelt werden. Die Geschäfte gehen so gut, dass bis Ende Juli die Auftragsbücher voll sind. Fachmännisch unterhält sich Automechaniker Daniel Löper aus der VW-Werkstatt mit einem Kollegen aus der Christophorus-Werkstatt, der mit einem Mikrofasertuch die Pflegearbeiten an einem silbergrauen Fahrzeug abschließt. „Gute Arbeit“, sagt Löper.

Daniel Löper arbeitet dafür heute in den Christophorus-Werkstätten. Er  schließt sich einer ­Führung durch deren einzelne Bereiche an. In der ­industriellen Montage werden Auftrags­arbeiten verschiedener Unternehmen erledigt, nicht selten unter einem gewissen Termindruck. In Druckerei, Holzwerkstatt und Keramik kommt Kreativität zum Zuge, aber auch Farben- und Formensinn. Gastpraktikant Löper staunt über ein Spielzeug aus daumendicken, bunten Kissen. „Das wäre was für meinen kleinen Sohn“, sagt er und sieht sich im Keramikbetrieb um, wo ordentlich etwas los ist. Man will am Wochenende Floh- und Frühlingsmärkte in der Nachbarschaft beliefern.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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