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Ein Bett im Kirchturm

In Barsikow können Pilgernde auf dem Weg nach Bad Wilsnack in einer ungewöhnlichen Herberge rasten und die Nacht unter Kirchenglocken verbringen

Barsikow Kirche Unterkunft Übernachtung
Bereit für Pilgergäste: Klaus Grützmacher hat die Betten in der Turmherberge gerade frisch bezogen. Foto: Susanne Atzenroth

Von Susanne Atzenroth

Es ist der Abend eines heißen Sommertages. Klaus Grützmacher steht vor der Barsikower Kirche im Kirchenkreis Prignitz und schaut auf die Uhr. Gleich müssten die Pilgernden kommen, die für diesen Tag angekündigt sind. In einem geflochtenen Einkaufskorb hat er kühles Bier dabei. Das hatten sich die Wanderer gewünscht, auf die er wartet. Als die beiden kurz nach 17 Uhr eintreffen, freuen sie sich schon darauf. 20 Kilometer Tagespensum haben Bia Tetzlaff und Volker Roloff in den Beinen, als sie ihre schweren Rucksäcke vor der Kirche abstellen.

Beim Eintreten nimmt sie die angenehme Frische der Kirche in Empfang. Klaus Grützmacher lässt seine Gäste einen Moment verschnaufen, bevor er ihnen ihr Schlafquartier für diese Nacht zeigt. Wo es in vielen Kirchen üblicherweise zur Orgelempore geht, führt hier die Treppe in die Pilgerzimmer, die auf zwei Etagen im Kirchturm verteilt sind. In der ersten stehen drei Betten zwischen trutzigen Mauern, eines wie in einem Alkoven. Eine Holztreppe weiter in die Höhe gibt es drei Doppelstockbetten in einem hohen Raum mit großen Fenstern. Von hier aus ist die ganze baumbestandene Straße des kleinen Dorfes zu überblicken. Die Abendsonne taucht das Zimmer in warme Farben, die Betten sind mit bunter Bettwäsche frisch bezogen.

Doch bevor die Pilgernden sich zur Ruhe begeben können, zeigt Klaus Grützmacher ihnen noch, was sich hinter den Stufen verbirgt, die scheinbar in der Zimmerdecke enden. Mit einem Zugmechanismus öffnet sich die Luke in den Glockenstuhl. Drei Glocken hängen hier – 500 Jahre läuten sie schon in dieser Kirche, deren Mauern aus dem 14. Jahrhundert stammen, erklärt Grützmacher und weist auf die Pilgerzeichen in der Bronze hin. Zu Gottesdiensten und am Samstagabend erklingen alle drei Glocken gemeinsam, täglich um 18 Uhr nur die beiden kleinen.  

Am Ende des Rundganges zeigt der Herbergsvater noch die beiden Duschen und WCs, die unten im Turm eingebaut sind. In der kleinen Küche liegen schon Brot, Aufschnitt, etwas Obst und Gemüse für Abendbrot und Frühstück bereit. Ein Glas selbst gemachte Marmelade von seiner Frau Hildegard ist auch dabei. 

Seitdem die Pilgerherberge im Turm 2012 eingeweiht wurde, kümmert sich das Ehepaar um die jährlich rund 100 Pilgernden, die hier auf dem Stück des historischen Weges von Berlin nach Bad Wilsnack ein ungewöhnliches Nachtquartier finden. „Der Sanierungsbeginn von Turm und Kirchenschiff fielen 2005 zusammen mit einer allgemeinen Wiederentdeckung des Pilgerns. 

Fördermittel gab es aus dem E-LEADER-Programm und größeren privaten Spenden. Nur Schritt für Schritt konnten die Sanierungs- und Umbauarbeiten umgesetzt werden. „So gingen einige Jahre ins Land, bis 2012 die ersten Gäste im Barsikower Kirchturm nächtigen konnten“, berichtet Klaus Grützmacher. Er ist in Barsikow auch Vorsitzender des Gemeindekirchenrates und Lektor im Pfarrsprengel Segeletz. 

Am nächsten Morgen wird er in seinem Korb frisch aufgebackene Brötchen zum Frühstück bringen – und die Pilgernden mit einem Reisesegen verabschieden. Dann starten diese auf eine weitere Etappe des 

Pilgerweges von Berlin nach Bad Wilsnack. Sechs Tage werden sie insgesamt unterwegs gewesen sein. „Ich bin schon die Jakobswege in Spanien und Portugal gegangen, jetzt wollen wir die deutschen Pilgerwege entdecken“, so Bia Tetzlaff. 

Pilgern nach Bad Wilsnack

Den 130 Kilometer langen Pilgerweg von Berlin nach Bad Wilsnack dürften schon die mittelalterlichen Wanderer gegangen sein. Die heutige Route führt über meist gut passierbare Feld- und Waldwege oder entlang verkehrsarmer Landstraßen. 

Entlang des Weges gibt es zahlreiche Herbergen. Alle notwendigen Informationen: www.wegenachwilsnack.de

Wer in Barsikow Station machen möchte, kann Klaus Grützmacher kontaktieren: 
Telefon (033978) 709 38 
E-Mail grützmacher.k(at)t-online.de 

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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