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Ein Friedensfest mitten in Europa

Der Lausitz-Kirchentag fand unter dem Motto „VON WEGEN“ in Görlitz statt

Eröffnung des Kirchentages am Obermarkt Foto: Susanne Atzenroth

Rund 15000 Interessierte kamen vom 24. bis 26. Juni nach Görlitz. Der Lausitz-Kirchentag stand unter dem Motto „VON WEGEN“. Überall erklang Musik, Menschen schlenderten durch die Straßen, es wurde diskutiert, gesungen und gebetet.

Von Susanne Atzenroth 

Die fünf Kirchenkreise der Lausitz ­begeisterten Besucher*innen mit einem überwältigenden Angebot. Schon beim Eröffnungsgottesdienst am vergangenen Samstag war ­Gänsehaut garantiert, als hunderte Bläser*innen ihre Instrumente anstimmten und auf dem Görlitzer Obermarkt die ersten von Tausenden gemeinsam gesungenen Lieder erklangen. 

Von wegen Kirche hat keine Stimme! Von wegen strukturschwache Region Lausitz! Bereits in den ersten Minuten wurde klar, dass hier die Menschen sind, die zusammen für ihre Region einstehen und sie jetzt und in Zukunft gestalten wollen. ­Bischof Christian Stäblein ermutigte in seiner Predigt zu einer „lebhaften Auseinandersetzung um die richtigen Wege“. Er stellte die Bedeutung von Frieden und Freiheit heraus – auch über Grenzen hinweg – und lud ein: „Feiern wir ein Friedensfest mitten in Europa.“  

Die leuchtenden Fassaden der restaurierten Häuserzeilen in der Görlitzer Altstadt boten eine perfekte Kulisse für diesen ersten Lausitzer Kirchentag, zu dem die beiden Evangelischen Landeskirchen Berlin-­Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und Sachsen eingeladen hatten. Besucher*innen genossen es sichtlich, zwischen Obermarkt, Altstadtbrücke und Stadtpark hin und her zu schlendern, da und dort zu verweilen, ein Gespräch zu führen und sich zu informieren. Häufig waren freudige Begrüßungen zu hören, wenn Bekannte sich trafen: „Schön, Dich hier zu sehen.“

Musik allüberall


Ein strahlender Himmel wölbte sich über der Stadt. Diese hüllte sich für das große Fest nicht nur in sommerliche Temperaturen, sondern auch in Musik. Kaum ein Schritt war möglich, ohne dass von irgendwoher Blasinstrumente oder Singstimmen erklangen. Wer wollte, ließ sich auf diese Weise von Veranstaltungsort zu Veranstaltungsort ziehen. 

Bei Vorträgen und Podien war ein Wort häufig zu hören: „Strukturwandel“. Anstehende Veränderungen, etwa durch den Kohleausstieg, stellten die Lausitz vor große Herausforderungen, böten aber auch Chancen, Menschen neu die Region zu locken, fand etwa Johannes Stemmler vom Potsdamer Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung.

„Große Fülle“


Der „Markt der Möglichkeiten“ lud mit Info- und Aktionsständen von ­Institutionen, Vereinen, dem Sorbischen Zentrum mit eigener Bühne und diakonischen Trägern ein. Viele Besucher*innen hatten sich Kreuzchen im Programmheft gemacht – oder gleich mehrere. „Wo gibt es sonst ein Angebot in dieser Fülle?“, freute sich Ilona Schötz aus Spremberg. Mit ihrem Mann wollte sie unbedingt das „Kirchenmusikkabarett über Gott, die Kirche und die Gemeinde“ besuchen. 

Auch aus dem Stadtpark war schon von Weitem fröhliche Musik zu hören. Hier vergnügten sich Kinder und Jugendliche bei Shows und Mitmachangeboten rund um das große Zirkuszelt – oder sie verschnauften einen Moment auf den Liegestühlen mit Blick auf den üppigen Kräutergarten, den Christine Cieslak aus dem Kirchenbezirk  Löbau-Zittau aufgebaut hatte. 

Für die Gemeindepädagogin lag das Kirchentagsmotto „Von Wegen“ nämlich nicht nur auf der Hand, sondern auch auf der Zunge. Mit Pflanzenführungen an den Wegen des Stadtparks und leckeren Gartenkräutern wollten sie und ihr Team „Gottes Schöpfung schmeck- und riechbar“ machen. Vom benachbarten Jugendareal klangen derweil rockige Klänge aus der „Open Stage“, einer offenen Bühne zum Ausprobieren. Nebenan entstanden in einem Workshop bunte Graffitis. Beim stark frequentierten Rolli-Parcours konnte die Welt aus einer anderen Perspektive, erschwert durch Wippen und Hütchen, erlebt werden. 

Auf dem Weg zurück am Neiße-ufer öffnete sich ein wunderbarer Blick auf die Altstadtbrücke mit den vielen Ständen des Lausitz Kirchentages. Die Fußgängerbrücke verbindet das polnische Zgorzelec mit dem deutschen Teil der Stadt Görlitz. 

Deutsch-polnischer Austausch 


Silke Hännsgen von der Diakonie Löbau-Zittau hatte alle ihre Spiele und Angebote in zwei Sprachen parat. „Wir haben heute schon Mensch-ärgere-Dich-nicht auf Polnisch erklärt“, berichtet sie. Das bunte Spieleangebot nahmen auch zufällige Passanten gerne an. „Cool, dass hier mal was los ist“, fanden drei junge Männer, die sich spontan und mit viel Spaß am Riesenjenga versuchten. Viel Zuspruch gab es auf der Brücke auch bei den Gesprächsrunden, in denen es um Versöhnung und Frieden sowie um deutsch-polnische Beziehungen ging.

Musikalischer Höhepunkt war am frühen Abend das große Festkonzert des Landesposaunentages und Ökumenischen Chortages in der EKBO und vieler Chöre des Lausitz-­Kirchentages. Hunderte Blechblasinstrumente, zwei Orgeln und mehrere Singchöre füllten mit schönsten Klängen die St. Peter und Paul-Kirche und die umliegenden Gassen. 

Zum Abschluss nahm Bischof Stäblein auf dem „Roten Sofa“ Platz.  Pfarrer Simon Claas aus Forst fragte ihn nach seiner Vision von Kirche. „Wir sind hier heute auf dem Lausitz Kirchentag nahe dran.“

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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