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Einheit in Verschiedenheit

Gott der Chirurg. Gedanken zum Predigttext am 15. Sonntag nach Trinitatis.

Foto: epd

Predigttext am 15 Sonntag nach Trinitatis: 
1. Mose 2,4b–9 (10–14) 15 (18–25)

Es war zu der Zeit, da Gott der Herr Erde und Himmel machte.  Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen. Denn Gott der Herr hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; aber ein Strom stieg aus der Erde empor und tränkte das ganze Land. Da machte Gott der Herr den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. Und Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht. Und Gott der Herr machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen. Und der Mensch gab einem jeden Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen; aber für den Menschen wurde keine Hilfe gefunden, die ihm entsprach. Da ließ Gott der Herr einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch. Und Gott der Herr baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. Da sprach der Mensch: Die ist nun Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch. Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht.

Von Eckart Wragge

Der erste Schöpfungsbericht (1. Mose, 1–2,4a) zeigt eine Gottes-Idee von einer Reinheit und Erhabenheit, wie wir sie einem Philosophen oder Theologen zuschreiben möchten. Gott braucht nur zu gebieten, und es wird: Es werde Licht! Und es ward Licht! Davon ist hier, im zweiten Bericht,  nichts zu finden. Um so menschlicher wird hier von Gott gesprochen, wobei sich der Erzähler bewusst ist, dass er in Gleichnissen redet. „Alles ist so gewesen, nichts war genauso“, so beschriebe es Volker Schlöndorff einmal.

Wie ein Töpfer auf seiner Drehscheibe formt Gott den Leib des Menschen. Wie ein Glasbläser haucht er ihm den Lebensodem ein, wörtlich den „Schnauf“. Wie ein Gärtner, gut dargestellt im Bild von Emil Nolde „Der große Gärtner“,  legt Gott den Paradiesgarten an („gegen 0sten“!). Manche Gemeinde rief in diesem Jahr zum Gärtnern (und Wässern) auf, um die Kirche und auf dem Friedhof. Die Zusammenarbeit tat auch der Seele gut. 

Wie ein Chirurg schläfert Gott den Mann ein. Nicht vergessen, es ist ein Gleichnis, also: wie ein Chirurg  entnimmt er eine Rippe und baut ­daraus wie ein Künstler die Frau. Er führt sie wie ein Brautführer dem Mann zu. Ich bin versucht zu denken: der Mann hat auch so noch genug Rippen! Plastischer, realistischer und handgreiflicher könnte die Erschaffung des ersten Menschenpaares nicht geschildert werden. Hier liegt ein katechetisches Meisterwerk vor (Theodor Schwegler). So redet ein Katechet oder ein Missionar. Oder ein Liebender. Ich erinnere mich, wie ein Bräutigam ausrief: „Endlich habe ich eine Frau gefunden, die meinem Herzen nahe ist!“ Ist das naiv? Ja, lebten sie vorher einsam, nun zweisam.

Die Frau ihrerseits steht nach dem Plan Gottes an der Seite des Mannes, weder über ihm wie eine Herrin, noch unter ihm wie eine Sklavin. Sie sind Liebende. „Es ist unmöglich, sagt die Erfahrung. Es ist, was es ist, sagt die Liebe“ (Erich Fried). Er ist (hebräisch) der „isch“, sie die „ischa“. Sie sind eine Einheit in aller Verschiedenheit. Welche wunderbare Motivation sind die Gleichnisse zweiten Schöpfungsberichts für Religionslehrer*innen, Schüler*innen und alle, die wieder jung werden möchten.

Eckard Wragge  ist Pfarrer im Ruhestand in Berlin.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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