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EKBO Ordinationen Mai 2022

Theresa und Martin - Zwei von 26 Ordinierten im Jahr 2022

Zwei neu ordinierte Personen in der EKBO im Mai 2022 Theresa Dittmann und Martin Rohde

„Ja, mit Gottes Hilfe!“

 

Der Mai ist traditionellerweise der Monat, in dem die Evangelische Landeskirche

Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Pfarrer*innen im Entsendungsdienst ordiniert.

In diesem Jahr sind es 26 Personen. Zwei von ihnen haben wir gebeten,

aufzuschreiben, was dieser Moment für sie bedeutet

 

 

Von Theresa Dittmann

 

„Ja, mit Gottes Hilfe!“ So habe ich am Samstag auf die Frage gesprochen, ob ich bereit bin, dieses Amt zu übernehmen. Dieses Ja kam von Herzen und mit Gewissheit – und es hat ein langes Luftholen gebraucht. Über drei Landeskirchen, zwei Studiengänge und fünf Studienorte. Über ein Diplom in Religionspädagogik und ein Examen in Theologie. Über ein langjähriges haupt- und ehrenamtliches kirchliches Arbeiten und ein Gastvikariat.

 

Was bedeutet mir die Ordination, was genau feiere ich an diesem Tag? In den vergangenen Wochen kroch mir diese Frage immer wieder ins Ohr. Ein Anfang, ein Aufbruch? Hm, ich bin ich doch seit Januar schon im Pfarrdienst. Eine Bestätigung dessen, was ist? Hm, nur das sollte sie mir nicht sein. Ein Zuspruch für meinen Dienst? Hm, das erhoffe ich mir.

 

Am vergangenen Samstag ist es mir im wahrsten Sinne des Wortes klar geworden. Die Ordination habe ich erlebt als einen Tag, der Klarheit brachte. „Ja, mit Gottes Hilfe“ – das schallte aus meinem Mund durch die Kirche und es haben alle gehört: meine Familie, meine Freund*innen, die Kirchenleitung, Wegbegleiter*innen. Für alle diese ist nun klar: Theresa ist Pfarrerin. Auch wenn viele aus meinem näheren Umfeld nicht wirklich wissen, was das bedeutet.

 

Klarheit auch für mich: Mein langer Entscheidungsprozess für diesen Beruf findet eine abschließende Klärung. Dazu beigetragen haben mir vertraute Wegbegleiter*innen, die eins gemeinsam haben: Sie haben mir mehr zugetraut als ich mir.

 

Berufung bedeutet Bewegung hin zu Gott

 

Dass sie alle da waren, war mir großer Rückenwind. Dazu gehört meine so geschätzte Mentorin, der prägende Pfarrer meiner Jugendzeit, mein theologischer Sparringspartner der letzten Jahre und vor allem auch mein Ordinationszeuge und langjähriger Chef im Gottesdienst-Institut in Nürnberg. Der Vers, den er als Ordinationsspruch für mich aussuchte, unterstrich in für mich berührender Weise, was ich zuvor in meinem „Ja, mit Gottes Hilfe“ erfahren hatte – Klarheit: „Eben sah man das Licht nicht, das hinter den Wolken hell leuchtet; als aber der Wind daher fuhr, da wurde es klar“ (Hiob 37,21).

 

Damit will ich weitergehen. Denn Berufung bedeutet für mich, dass ich mich auf Gott zu bewege. Und diese Sehnsucht, mich auf Gott zuzubewegen, spüre ich seit meiner Kindheit. Nun habe ich vor allen anderen klar gemacht, dass ich diese Berufung als meinen Beruf leben möchte. Damit bekommt die Ordination etwas Unverbrüchliches und trägt, so hoffe ich, durch die Wolken der Unsicherheiten, der offenen Fragen und sicherlich manchmal auch der Anfechtung hindurch.

 

Ich habe im Entsendungsdienst eine Stellenteilung. Die Organisation der Aufteilung kostet manchmal Kraft. Gleichzeitig aber, das kann ich inzwischen mit Sicherheit sagen, ist die Unterschiedlichkeit meiner Aufgaben und die Vielseitigkeit meines Berufsalltages genau das, was mich erfüllt an diesem Beruf.

 

 

Theresa Dittmann wurde am Samstag, 7. Mai, in der St. Marienkirche in Berlin-Mitte ordiniert. Sie ist Pfarrerin in der Kirchengemeinde Petrus-Giesensdorf im Kirchenkreis Steglitz und am Institut Kirche und Judentum an der Humboldt-Universität zu Berlin. Außerdem leitet sie den Tauf- und Glaubenskurs am Berliner Dom.

 

„Wo kämen wir hin ...?“

 

Auf dem Weg zur Ordination. Ein Reisebericht mit drei Gedichten von Kurt Marti

 

Von Martin Rohde

 

herren: der herr / den wir / duzen // gepredigt / von herren / die wir siezen

 

Nun also bin ich: „Herr Pfarrer“. Und obwohl der Anlauf lang, der Weg bis hierhin sehr weit gewesen ist und ich gut darauf hätte vor­bereitet sein können, klingt diese Anrede mitunter noch immer merkwürdig in meinen Ohren. Dennoch scheint dieser Weg doch der richtige gewesen zu sein. Immer öfter kann ich mich mit der Rolle als „Herr Pfarrer“ identifizieren (eingedenk der Marti’schen Infragestellung); in jedem Falle freue ich mich an und auf meinen Dienst als Pfarrer, den ich seit Anfang dieses Jahres tue. Zu diesem Dienst werden in diesen Tagen 26 junge Pfarrer*innen berufen. Ich selbst werde am 14. Mai mit fünf Kolleg*innen in der St.-Nikolai-Kirche in Potsdam ordiniert.

 

Nach Religions- und Konfirmand*innenunterricht in meinem Herkunftsdorf Halbe und den prägenderen Stationen Jugendchor in Teupitz, Auslandsjahr in Neuseeland und Jugendtreffen in Taizé war es auf dem Weg zum Abitur stets auch der Charakter des Ungewöhnlichen, ja Exotischen, der mich zum Theologiestudium ermutigte. Ich fand es gut, – in dieser Hinsicht – anders zu sein (gewissermaßen leise Rebellion; laute habe ich mich wohl nicht getraut); wollte anders handeln. Doch isolieren oder abwenden von dem, was mich umgibt, wollte ich mich nicht. Auf meine Profilseite in der Abizeitung unseres Jahrgangs druckte ich:

 

Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin / und niemand ginge, um zu sehen, / wohin man käme, / wenn man ginge.

 

Jenseits der Logik in und für die Welt wirken

 

Ich ahnte damals, das Theologiestudium und der Pfarrberuf könnten eine gute Richtung sein, um zu sehen, wohin man käme, wenn man ginge. Gut fünfzehn Jahre später drückte ich das – in den unzähligen Bewerbungs- und Motivationsschreiben, die es zu verfassen gab – folgendermaßen aus: Ich möchte jenseits der Logik der Welt doch in der Welt und für die Welt wirken, möchte festhalten an der Hoffnung auf Veränderung, der – sehr unvernünftigen – Hoffnung auf eine bessere, gerechte, friedliche Welt und will einstehen für diese Hoffnung.

 

Meine ersten Schritte im Pfarramt kann ich an zwei sehr unterschiedlichen Orten tun, an die ich entsandt bin: an der Dom­kirchengemeinde Brandenburg an der Havel und in der Kirchengemeinde Golzow-Planebruch, in der Stadt und auf dem Land. In beiden Gemeinden darf ich mit Kolleg*innen zusammenarbeiten, die schon seit einiger Zeit ihren Dienst in der jeweiligen Gemeinde tun. In beiden Gemeinden finden in der Kirche und rundherum vielfältige Veranstaltungen statt. Und in beiden Gemeinden wurde ich herzlich willkommen geheißen.

 

Ich versuche, meinen Platz zu finden im großen Dom und in dem kleinen Bethaus in Freienthal. Ich lerne die kurzen Wege der Stadt und die weiten des Landes kennen, die Zusammenarbeit mit engagierten ehrenamtlichen Organist*innen und mit einem talentierten und kreativen A-Kirchenmusiker. Und ich sehe, dass es Spannungen gibt, die an beiden Orten wiederkehren: zwischen dem Bedürfnis nach einem traditionellen Sonntagsgottesdienst und der Suche nach neuen Gottesdienstformen; zwischen der Identifikationskraft des eigenen Kirchengebäudes und der Offenheit, auch einmal neue Orte aufzusuchen; zwischen Individualität, Gemeinschaftlichkeit und dem Versuch, beides zu vermitteln.

 

Trage mich, trage uns alle beim Umgang mit diesen – auch produktiven – Spannungen und bei

unserem Dienst überhaupt der Zuspruch:

 

das licht: der sagt ich bin / sagt uns ihr seid // der sagt ihr seid / sagt uns ich bin // das licht der welt.

 

 

Martin Rohde wird am Samstag, 14. Mai, in der St.-Nikolai-Kirche in Potsdam ordiniert. Er ist Pfarrer in der Kirchengemeinde Golzow-Planebruch und am Dom zu Brandenburg.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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