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Es geht wieder los?

Lang ersehnt: Am 10. Mai werden in vielen Kirchen wieder Gottesdienste gefeiert.

Von Christian Stäblein

Es geht wieder los – so höre ich ­dieser Tage öfter, wenn der 10. Mai in den Blick kommt. Der Sonntag Kantate ist der erste Sonntag nach neun Wochen, an dem wieder Gottesdienste in „analoger“ Gestalt, also mit leiblich anwesender Gemeinde möglich sind. Ich freue mich darauf, na klar. 

Also: Es geht wieder los? Diese Parole irritiert. Zum einen haben wir immerzu Gottesdienste gefeiert, ­digital, elektronisch, gestreamt oder über Telefonkonferenz, sowieso in Funk und Fernsehen. ­Anders eben, aber nicht weniger Gottesdienst, mit ungeahnter ­Kreativität. 

Außerdem ist es nicht einfach „wieder“, es bleibt anders – mit ­Abstand, notgedrungen vielerorts ohne Singen – und das an Kantate! Singt dem Herrn eine neues Lied, der Wochenspruch dieses Mal ganz ­metaphorisch – der Virus-Lage ­unbedingt angemessen. So „geht es“ in der schlesischen Oberlausitz übrigens schon seit zwei Sonntagen, ich habe es letzten Sonntag in Görlitz miterlebt, eindrücklich. 

Schließlich: Müssten wir, wenn wir über Losgehen sprechen, nicht von viel mehr als ausschließlich Gottesdiensten reden, so sehr mir dieses zentrale Stück christ­licher Existenz am Herzen liegt? Aber doch nicht weniger als der Seniorennachmittag, die Jugendgruppe oder der Konfi-Treff. 

Nein, es geht wieder los, ist zu einfach, auch weil es nicht einfach ein „wieder“ wie so ein bloßes „zurück“ geben soll. Es bleibt hoffentlich bei den neu gewonnenen Gestaltungsmöglichkeiten im „Global Village Landeskirche“, im digitalen Dorf EKBO und der Frage: Wo klicke ich mich denn heute rein? Welche Vielfalt! Und es bleibt ­hoffentlich genauso bei dieser Sehnsucht nach Gemeinschaft, die sich vor allem um Ostern herum eingestellt hat, eine Sehnsucht, die uns erst im Verzicht so richtig bewusst geworden ist. 

Wieder los? Nein, weiter. Und dabei anders, weil wir andere ­geworden sind und immer noch werden. 

Quo vadis also, liebe EKBO, könnte man etwas dick auftragend in alter Manier fragen. Wohin geht es mit der Kirche? Auch das höre ich dieser Tage – übertragen – öfter. Da wird von denen, die enttäuscht sind oder vieles anders sehen, der Abgesang auf die Kirche(n) angestimmt: nicht mehr systemrelevant, wer so schnell auf sein zentrales Angebot verzichten könne, werde wohl nicht wirklich gebraucht. 

Mit Verlaub, das scheint mir ­weder stimmig noch sinnig, Begründung: siehe oben. So wird von anderen gern schnell im Gegenteil ­erklärt und wohl gehofft, nun im Ausnahmezustand habe sich doch neu gezeigt, wie unverzichtbar die Hoffnung der Kirchen, die Spiritualität, die Gegenwart des ganz anderen, das Bewusstsein eben, sich nicht selbst in der Hand zu haben, wie präsent das alles nun wieder sei. Eine neue Zeit der Kirche(n)? Die Krise als missionarische Chance? Komm, denke ich, das eine wie das andere klingt ein paar Nummern zu groß. 

Komm, ja, das scheint mir eher eine gute Antwort auf die Frage nach diesem etwas pathetischen quo vadis. Komm, schauen wir, wo wir, wo die Kirche (neben Gottesdiensten) besonders gebraucht wurde und wird mit ihrem Evangelium. Zuerst im Hören, im Mit­gehen, in der Seelsorge, da, wo Not ist und Angst ausbricht, wo nach Tod und Ewigkeit gefragt wird. 

Dazu gehören, gerade wenn wir so gar keine gemeinsamen Orte mehr haben, geöffnete Kirchen, Räume für das Gespräch mit Gott. Alle Kirchen geöffnet: Wenn ich mir was wünschen dürfte, würde das in Zukunft immer so sein. Auch und natürlich für das Gespräch mit ­Geschwistern, Seelsorgerinnen und Seelsorgern. Und bitte hört nicht auf, die Stimme zu erheben für die, die ungehört bleiben sonst. Mit Leib und Seele für Laib und Seele! 

Quo vadis, EKBO? Dahin, wo von Gott zu reden ist. Und mit ihm. ­Gebet öffentlich, Fürbitte mitten ­hinein in die Suche der Zeit. Weiterhin so viel öffentliches Gebet wie zuletzt, das wäre doch was. Komm, Gott, komm du zu uns, wo wir auf dem Weg sind, nach dem Leben und auf der Suche nach dir.

PS: Die Corona-Krise sei die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg, höre ich manchmal und denke dann: Komm, mancher Vergleich verbietet sich wirklich. Diese Woche erinnern ­wir an die Befreiung, auch, damit es nie wieder in das Davor hingeht. Und um jenen zu danken, die dafür ihr Leben gelassen haben, dass wir so frei leben können. Komm mit uns, Gott, in Erinnerung und Dank. Da geht’s lang. 

Christian Stäblein ist Bischof der EKBO.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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