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Es ist weit bis zum Frieden

„Reichweite Frieden“ – unter diesem Motto lädt die Ökumenische FriedensDekade vom 7. bis 17. November in ganz Deutschland zu Veranstaltungen, Konzerten, Ausstellungen, Andachten und Gottesdiensten anlässlich der FriedensDekade ein. Unter dem Symbol „Schwerter zu Pflugscharen“ beten Christinnen und Christen 10 Tage um Frieden, denken über Wege zum Frieden nach und geben Denkanstöße für die Gesellschaft. Aber hilft Beten in dieser gespaltenen Welt, in der die Gewalt zunimmt?

Plakat: Ökumenische FriedensDekade e.V.

Von Sabine Müller-Langsdorf

„Reichweite Frieden“ lautet das Motto der Ökumenischen Friedensdekade 2021. Das wäre schön, wenn der Frieden weit reicht: in mir, dann könnte ich manchmal ruhiger schlafen. Oder im Miteinander in der Gesellschaft, dann gäbe es mehr Respekt. Und „Reichweite Frieden“ als Maßstab und Ziel des politischen Handelns? Dann müsste es doch weniger Rüstung und mehr Entwicklung ­geben. „Schwerter zu Pflugscharen“ eben, wie es der Prophet Micha gesagt hat. 

„Schwerter zu Pflugscharen“ ist das Emblem der Ökumenischen Friedensdekade. Die Skulptur „Schwerter zu Pflugscharen“ des sowjetischen Bildhauers Jewgeni Wutschetitsch war im Jahr 1959 ein Geschenk der ­damaligen Sowjetunion an die Vereinten ­Nationen. Sie steht bis heute vor ihrem Sitz  in New York. Und die biblischen Worte von den Schwertern und Pflugscharen stimmen über die Zeiten: ­Gesundheit, Bildung, soziale Sicherheit ­stehen hintenan, wenn das Geld  eines Landes in Rüstung und Waffen gesteckt werden muss. Kriege zerstören Infrastrukturen. Und das Vertrauen der Bevölkerungen zuein­ander. Sie traumatisieren Menschen und machen sie heimatlos. Das Trauma erfahrener Gewalt wirkt über Generationen. 

Das Motto „Reichweite Frieden“ sagt auch: Es ist weit bis zum Frieden. Frieden ist ein Weg, der Geduld und Hartnäckigkeit braucht. Wenn ich an die aktuellen ­Koalitionsverhandlungen dreier verschiedener Parteien denke, dann habe ich eine ­Vorstellung, was es neben dem langen Atem zum Frieden braucht: Verhandlungsgeschick, Kompromissbereitschaft, eine umsichtige Sprache und ein Verhalten, das niemanden bloßstellt. All das geht nicht ohne Vertrauen zueinander. Immer wieder ist Frieden eine Vertrauensübung.

Nutzt es, für den Frieden zu beten? Seit Beginn der 1980er Jahre gibt es die Ökumenische Friedensdekade mit ihren Friedens­gebeten. Im Römerbrief gibt es eine präzise Anleitung zum Beten: „Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Lasst euch vom Geist entzünden. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Bedrängnis, beharrlich im Gebet.“ Das heißt doch:  Jede persönliche oder gesellschaftliche, jede lokale oder globale Not kann im Gebet vor Gott gebracht und vor ­Menschen öffentlich gemacht werden. Beten geschieht im „stillen Kämmerlein“ und im  ­öffentlichen Gottesdienst. Beten ist also ­immer politisch und zielt auf Vergebung, Heilwerden und Solidarität mit den Leidenden. Die Kraft des Gebets liegt im Blick auf das Kreuz Jesu. Dieses Kreuz sagt: Gewalt und Tod haben nicht das letzte Wort. 

„Pray the devil back to hell“ (auf Deutsch: „Bete den Teufel zurück in die Hölle“) beschreibt als Filmtitel das gemeinsame Beten und Handeln muslimischer und christlicher Frauen in ­Liberia vor 20 Jahren. Damals herrschte ein Tyrann und nahm den Frauen ihre Söhne, Männer und Brüder, um sie in ­einen brutalen Bürgerkrieg zu ­schicken. Die Frauen taten sich zusammen, klagten einander ihre Not und beteten ­gemeinsam. Sie organisierten ­einen gewaltfreien Widerstand. Dazu trugen sie weiße ­­T-Shirts. 

Tausende „Frauen in Weiß“ besetzten Marktplätze, demonstrierten und zeigten Präsenz in einem Land, wo sich aus Angst viele wegduckten. Das Gebet war ihr Zentrum und die Kraft, in der sie letztlich einen ­Despoten und sein Gewalt­regime stürzten. Der Tyrann Charles Taylor wurde 2012 vom Sondergerichtshof in Den Haag wegen Kriegsverbrechen zu 50 Jahren Gefängnis verurteilt. Sein furchtbares Erbe belastet ­Liberia noch heute. „Die Frauen in Weiß“ ­bekamen für ihr mutiges und kreatives Vorgehen im Jahr 2011 den Friedensnobelpreis. Reichweite ­Frieden!

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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