Berlin (epd). Das Berliner "Zentrum Überleben" für geflüchtete Folteropfer hat Ausländerbehörden und Verwaltungsgerichte aufgefordert, angesichts der Corona-Krise für faire und ordentliche Verfahren zu sorgen. Es müsse sichergestellt werden, dass Schutzsuchende ihre Rechte durch eine gute Verfahrensberatung und Vorbereitung der Anhörung wahrnehmen können, erklärte der Geschäftsführer des "Zentrums Überleben", Carsten Völz, am Dienstag in Berlin. Solange die Krise anhalte, sollten deshalb asyl- und aufenthaltsrechtliche Verfahrenstermine möglichst verschoben werden.
"Wenn öffentliche Stellen geschlossen werden, kann das schwerwiegende Konsequenzen für geflüchtete und schutzsuchende Menschen haben", sagte Völz weiter. Insofern sollte bei allen Maßnahmen längerfristig und vorausschauend gehandelt werden. Dies betreffe den Umgang mit Aufenthaltspapieren genauso wie staatliche Leistungen. So müsse die gesundheitliche Versorgung genauso gewährleistet bleiben wie die Übernahme von Kosten und die Bargeldauszahlungen für Geflüchtete ohne Konto, unterstrich Völz. "Wir bitten den Senat dringend, bei allen aktuellen Maßnahmen die spezifischen Lebenslagen und Bedarfe dieser vulnerablen Gruppe mit zu bedenken", fügte er hinzu.
Das "Zentrum Überleben" setzt sich für Überlebende von Folter und Kriegsgewalt ein. Hilfesuchende erhalten medizinische, psychotherapeutische und andere Unterstützung. Derzeit werden Menschen vor allem aus Syrien, Afghanistan, Türkei, Irak, Tschetschenien, Iran und Eritrea betreut.
Unterdessen informierte das Berliner Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF), dass Flüchtlinge in den Unterkünften über das Coronavirus informiert werden. Seit Anfang der Woche gebe es Info-Blätter zum Thema Sicherheit und Quarantäne in sechs Sprachen, teilte das LAF mit. Die Informationen liegen auf Arabisch, Farsi, Kurdisch, Russisch, Türkisch und Vietnamesisch vor.
Zudem seien die Betreiber der Unterkünfte bereits Anfang März per Mail mit Hinweisen zur Hygiene rund um das Thema Covid-19 informiert worden. Auch mehrsprachige Flyer seien ausgehängt sowie Piktogramme für Analphabeten und nicht berücksichtigte Sprachen verschickt worden.
Sämtliche Informationen stehen auch auf der Homepage des Landesamtes als Download zur Verfügung. Zudem gebe es für Betreiber von Unterkünften eine Hotline, die auch am Wochenende von 9-18 Uhr erreichbar sei. "Wir stehen darüber werktäglich in engem Kontakt mit den Betreibern von Unterkünften wie auch Sicherheits-Dienstleistern, um Fragen der Beschäftigen wie auch der Geflüchteten zu beantworten, so weit das in unsere Zuständigkeit fällt", sagte der Sprecher des LAF, Sascha Langenbach.
Berlin hat den Angaben zufolge in den ersten zwei Monaten des Jahres 1.008 weitere Flüchtlinge aufgenommen. Bundesweit gab es in diesem Zeitraum 19.539 Neuzugänge.