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Folgen Sie Christus. Oder Theresa

Unser Mut zu kreativer Verkündigung ist ausbaubar. Gedanken zum Predigttext am Sonntag Okuli

Jesus Puppe
Foto: epd

Predigttext am Sonntag Okuli: Lukas 9,57–62

Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege. Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Er aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes! Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich ­Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.


Von Uwe Baumann

Ungefähr vier Jahre alt war meine Tochter Anouschka, als sie mit nackten Füßen und voller Stolz eine hölzerne Jesusfigur in ihrem Puppenwagen über den „Ku’damm des Ostens“ zog. Der heißt Bölschestraße, liegt in Friedrichshagen und bildet gleichsam das eigentliche Epizent­rum der Hauptstadt. Die Tochter lief ziemlich schnell, Räder und Holz­figur schepperten einen fröhlichen Takt, bis zum Eisladen. Dort musste Jesus draußen bleiben, ebenso wie die asthmatisch hechelnde Phalanx aus vier, fünf Hunden, die sich argwöhnisch im Auge behielt.

Als die Tochter mit der großen Ladung Eis auf der viel zu kleinen Waffel nach draußen schlurfte, betrachteten gerade zwei ältere Damen das Arrangement aus Holzfigur und Puppenwagen. Ob sie denn keine richtige Puppe hätte, die sie ausfahren könne, fragten sie die Tochter. Und eine Weile später: „Was soll das denn sein, ein Räuchermännchen?“ Die Tochter leckte ihr Eis stumm und offenbar unbeeindruckt zu Ende, schaute abwechselnd mich, beide Damen und die Jesusfigur an. Was für ein Schenkelklopfer! Als würde der olle Zille seine Millieustudien zu Papier bringen. Schade nur, dass die Tochter nicht berlinerte und sowas sagte wie: „Ick wees nich, wat det sein soll, jute Tante. Aba mein Vadda hat jesacht, ick soll dit Ding lüften!“ Naja, man kann nicht alles haben.

Die Damen jedenfalls schaukelten wie eine Jolle auf dem Müggelsee nach einem abschätzigen Blick auf Puppenwagen und Hölzernen davon. Später ging ich mit Anouschka Hand in Hand zurück in Richtung Marktplatz, als sie plötzlich entgeistert rief: „Papa, wie kann das denn sein – die haben Sesus nicht erkannt!“ Jesus mit S, wie gesagt, der „Pinselheinrich“ hätte seinen Spaß gehabt. Vielleicht hätte er auch geraunt: „Siehste Vaddan, deine Jöre ist dem Chef im Himmel nich abjeneigt, da würd ick och nüscht dran ändern.“

Wer sich Gedanken über Nachfolge macht, hat die Zukunft im Blick. Zukünftiges aber ist oft hinter Kulissen versteckt oder in der Masse der Prophezeihungen schwer auszumachen. In diesen Tagen scheint’s, als würde überall in Deutschland ein privates Bollwerk aus Klopapier gegen die Unbill der Welt errichtet. Hilft vermutlich nicht, auch geklautes Desinfektions- und Sterilmaterial wird nicht Teil einer Lösung sein. Für gar nichts. Erschreckend finde ich allerdings, wie schnell die Masken fallen und die ohnehin fragile Solidargemeinschaft zumindest strapaziert wird.

Glaube und Zukunft – Nachfolge im Sinne Jesu – leiden unter Aufmerksamkeitsverlust. Nicht ganz unerwartet, weil sich wöchentlich komplexere Herausforderungen in den Vordergrund schieben. Allerdings haben sie das immer schon getan, der Ruf in den „Glauben zum Leben“ war nie ein freizeitlicher.

Die Entscheidung für „das jetzt Dringliche oder das bleibend Wichtige“, wie es der Schweizer Pfarrer Dietrich Ritschl zu Lebzeiten beschrieb, fällt in der Lebenswirklichkeit zugunsten der akuten Sorgen und Nöte aus. Was nicht falsch ist. Aber schöpfen wir nicht gerade in bedrohlichen Momenten Mut, Zuversicht und Überzeugungen aus ­unserem Glauben? Nehmen unsere Haltungen nicht besonders in schwierigen Momenten Haltung an? Steht es nicht außer Frage, dass Christus als Brücke zu Gott unser Bruder, ein Menschenskind ist?

Zwar würde sich dem „Wanderradikalismus“ von einst kaum ­jemand ad hoc anschließen. Ein bisschen Nachfolge-Larifari oder ein paar christtümelnde Lippenbekenntnisse würden allerdings auch im losen Sand enden. Früher oder später.

Christus weiß, dass wir zögerlich und fehlbar sind. Unser Mut zu kreativer Verkündigung ist ausbaufähig. Aber selbst wenn wir nicht sofort alles fallen lassen, steht uns das Reich Gottes jederzeit offen. Das ist kein Trostpflaster, sondern ein Schatz.

Eine wunderbare Bereicherung der Verkündigung und eine kreative Einladung mit Blick in die Vielfalt der kirchlichen Angebote in Form von Videos, Bildern und Texten produziert Theresa Brückner. Sie ist Pfarrerin in Berlin, bloggt regelmäßig und aus den Buchstaben ihres Nachnamens lässt sich das Wort Brücke herauslesen. Genau so betrachtet sie ihre digitalen Angebote, sie nimmt ihre Zuschauer mit in ihren Alltag, erzählt von dem, was sie glaubt, worauf sie ihre Hoffnungen baut, redet und diskutiert über sämtliche Themen, über die auch im kirchlichen Raum gesprochen wird. Nur für den Fall, dass Ihnen Christus zu radikal erscheint – Sie könnten Theresa folgen. Aber Vorsicht, vielleicht verändert das Ihr Leben.

Theresa Brückners Blogs finden Sie zum Beispiel unter theresaliebt auf Youtube und bei Instagram.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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