Von Constance Bürger
Sieglinde Siebmann ist voller Ideen für ihre Dorfkirche. Sie packt gern an. Seit 2008 ist die 66-Jährige Vorsitzende im Förderverein Dorfkirche Gnewikow, einem Ortsteil von Neuruppin. Der Förderverein ist „Macher! 2019“. In diesem Jahr wurde der erstmals vom Ostbeauftragten der Bundesregierung ausgelobte Preis verliehen. Damit will er den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und die Lebensqualität in den Dörfern verbessern.
Ohne Sieglinde Siegmann hätte es der Förderverein Dorfkirche Gnewikow nicht unter die Gewinner geschafft. „Ach, wir versuchen es einfach mal“, sagte Sieglinde Siebmann, als sie eher zufällig von der Ausschreibung erfuhr. Der Abgabetermin war gar nicht mehr fern. Der dreiköpfige Vorstand schickte die eher einfach gehaltene Bewerbung mit dem Motto „Kultur und Tradition leben“ los. Ein paar Wochen später erhielten sie einen Brief: Der Förderverein hat in der Rubrik „Bürgerschaftliches Engagement“ einen Betrag von 5000 Euro gewonnen.
Die Auszeichnungsveranstaltung Ende August in der Alten Försterei in Berlin-Köpenick war ihr positivstes und beeindruckendstes Erlebnis in diesem Jahr. „Diese Wertschätzung um unser jahrelanges Bemühen ist für mich wie ein positiver Anker mit einem nachhaltigen Aha-Effekt“, sagt sie. Und es tut auch der eigenen Seele gut, ist eine Bestätigung für das tatkräftige Engagement.
Mit dem Preisgeld wollen Sabine Siebmann und die 20 Mitstreiter*innen ihre Dorfkirche wieder beleben. Konkret planen sie eine Ausstellung mit Bildern über das Dorf. „Es ist so schwierig, die Menschen in die Kirche zu bekommen, wenn sie keine Verbindungen zu Kirche haben“, sagt Sieglinde Siebmann, die sich auch im Gemeindekirchenrat engagiert. Die Ausstellung soll dazu beitragen, kirchenferne Menschen anzulocken.
Der Förderverein kümmert sich um die behutsame denkmalgerechte Sanierung der spätgotischen Dorfkirche aus dem 16. Jahrhundert. Die Kosten werden auf 500.000 Euro geschätzt. Die Kirche soll wieder Dorfmittelpunkt und geistig-kultureller Treffpunkt werden. In Gnewikow leben etwa 340 Menschen. Von Mai bis September belebt der Förderverein die Kirche mit verschiedenen kulturellen Veranstaltungen wie Lesungen, Filmvorführungen oder Marionettentheater. „In die frohen Gesichter nach einer Veranstaltung zu schauen, ist ein schöner Mutmacher“, sagt sie. An vielen Tagen im Jahr trifft man auch viele Besucherinnen und Besucher aus Nah und Fern. Sie sind zu Gast im internationalen Jugenddorf Gut Gnewikow, einer Freizeitstätte, und besuchen dann auch gern mal die Dorfkirche. Der Förderverein bietet dann extra Führungen an, so Sabine Siebmann.
Sieglinde Siebmann engagiert sich seit mehr als 20 Jahren im Förderverein, initiierte ihn damals mit. „Der Zuspruch, die Anerkennung und die positive Meinung vieler Besucher zur Arbeit des Fördervereins, dieses Kleinod zu erhalten, bestärken mich immer wieder durchzuhalten und weiter daran zu arbeiten“, so die Gnewikowerin. Sie interessiert sich für alte Häuser. „Ich würde sie gern wieder herrichten.“ Aber auch wegen des Dorfes, in dem die Sieglinde Siebmann seit 1967 lebt, und dem Zusammenhalt der Menschen ist sie im Förderverein aktiv.