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Für ein menschenfreundliches Miteinander: Judith Kierschke

Es gibt diese Menschen, die aufstehen und losziehen, unerschrocken und furchtlos. Nicht immer wissen sie genau, wo der Weg genau hinführt, welche Gefahren und Hindernisse auf sie zukommen. So ähnlich ging es wohl auch den Hirten in der Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium. „Fürchtet euch nicht“, rief ihnen der Engel zu. Unerschrocken zogen die Hirten los zum verkündeten Heiland. Eine dieser Frauen ist Pfarrerin Judith Kierschke, die in diesem Jahr aufgebrochen ist, um etwas zu bewegen

Ein NPD-Plakat mit Luther wollte Pfarrerin Judith Kierschke nicht hinnehmen. Foto: privat
In mehreren Bundesländern wirbt die NPD um Wählerstimmen mit dem Bild des Reformators Martin Luther, wie hier neben der Dorfkirche in Pißdorf im Landkreis Anhalt Bitterfeld. Foto: Steffen Schellhorn/epd

Von Constance Bürger

Dass Geflüchtete friedlich integriert werden und nicht noch mehr leiden, ist für Judith Kierschke ein zentrales Anliegen. Dafür stieg die Pfarrerin aus Storkow Ende April auf eine Leiter – woraufhin die NPD Strafanzeige gegen sie stellte. Im Vorfeld der Kommunal- und Europawahlen Ende Mai hatte die Partei mit einem Wahlplakat geworben, das Martin Luther mit dem Ausspruch "Ich würde NPD wählen. Ich könnte nicht anders" zeigt. Eins dieser Wahlplakate hing auch vor dem Storkower Gemeindehaus. Es beherbergt die evangelische Kita und befindet sich gegenüber der Stadtkirche.  

Judith Kierschke nahm sich einen schwarzen Stift und schrieb "Garantiert nicht" und "Buuh" auf das Wahlplakat. Sie tat das mitten am Tag. Ein Passant machte ein Foto, schickte es an die NPD, die die Aktion veröffentlichte. Die Partei deklarierte die Pfarrerin als "kriminell" und zeigte sie an. Vor vier Wochen wurde das Verfahren gegen ­Judith Kierschke wegen Nichtigkeit eingestellt. Das von ihr beschriebene Wahlplakat wurde durch ein neues ersetzt. Unbekannte holten dieses jedoch wiederum bald vom Laternenpfahl. So ging es immer weiter. 

Die ausgrenzenden und menschen­verachtenden Positionen der NPD wollte die Pfarrerin nicht dulden. Kirche sollte mit diesen Wahlplakaten nicht von der NPD vereinnahmt werden, sagt sie. Die Positionen der NPD stimmten mit der Bibel nicht überein. Gegenüber dem Online-Nachrichtenportal "Moz.de" räumte sie damals ein, dass "die Form, in der ich meine Verärgerung ausgedrückt habe", der falsche Weg gewesen sei. Deshalb brachte sie Luthers 95 Thesen im Schaukasten der Gemeinde an. Die Überschrift dazu: "Warum ich nicht NPD wählen würde."

Die Pfarrerin hat viel Zuspruch für ihre Aktion erhalten. "Das gab mir Kraft", sagt Judith Kierschke. Kolleg*innen aus der Pfarrerschaft boten ihr an, Geld zu spenden, wenn es zum Gerichtsprozess käme. Judith Kierschke lebt seit 2014 in Storkow. Als damals immer mehr Flüchtlinge in die Stadt kamen, fand in der Kirche eine Bürgerversammlung statt. Die Anwesenden gründeten den Integrationsbeirat, Judith Kierschke wurde zur Vorsitzenden gewählt. 

Auch viele kirchenferne Menschen suchten nach der Sache mit dem Wahlplakat verstärkt ihren Kontakt, um das gemeinsame Engagement für ein menschenfreundliches Storkow zu intensiveren. So konnte zum Beispiel das Bündnis für ein tolerantes Storkow wieder reaktiviert werden. Es initiierte ein Plakat am Gemeindehaus mit der Aufschrift "Meine Lieblingsfarbe ist bunt".

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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