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Fürchtet euch nicht

Den Angst-Wind aus den Segeln nehmen. Gedanken zur Weihnacht von Pfarrerin Friederike Trapp

Grafik: freepik/Friederike Höhn

„Fürchte dich nicht“ – das ist hinten auf meinem Tablet eingraviert. Auf dem Arbeitsgerät, mit dem ich Gottesdienst halte, das ich in Seni­orenkreisen und Kinderstunden nutze, mit dem ich predige. Ob Taufe, Hochzeit, Sonntagsgottesdienst oder Bestattung – jede Predigt zieh ich aufs Tablet und hinten drauf steht „Fürchte dich nicht“. 

Gott sagt diesen Satz in unsere Leben hinein. Gott weiß, dass wir immer mal wieder Aufmunterung und Versicherung brauchen. Angst, Sorge, Krankheit, Tod, Trauer, ­Alltagsgrau und Feiertagsgrauen haben uns schnell im Griff. All das viele Gute, wie Vorfreude, Liebe, Hoffnung und Dankbarkeit drohen dann zu ersticken. Da geht es uns nicht anders als den Menschen der Bibel – darum gilt der Satz immer noch. Wenn Gott sich an einen Menschen wendet – damals wie heute – stellt sich allerdings nicht automatisch Freude und Wohlbefinden ein. Gottes Andersartigkeit macht es ­seinem Menschen nicht leicht, auf seine Botschaft zu hören.

Also versucht Gott es anders. Indirekter. Vorsichtiger. Er nutzt die Engel. Engel sind Boten. Sie treten auf den Plan, wenn Gott seinen Menschen Wichtiges zu sagen hat und eine menschliche Gestalt braucht, die es verkündet. Nicht jeder kommt so gut mit einem brennenden, sprechenden Dornbusch klar wie Mose. Aber auch die Engel haben mit den Menschen ihre liebe Not. Oft erschrecken die sich nämlich trotzdem, wenn die Engel auftauchen und Gottes Willen weitersagen wollen. Andersartigkeit kann man nicht verstecken, lieber Gott. 

Darum ist auch der erste Satz ­eines Engels in der Bibel meistens: „Fürchtet dich nicht“ oder „Fürchtet euch nicht.“ Super Idee, gleich mal den Angst-Wind aus den Segeln zu nehmen. Klappt aber nie! Egal ob Ostern oder Weihnachten. „Fürchte dich nicht“ ist ein Garant dafür, dass Menschen sich erschrecken: Ob Frauen am Grab oder Hirten auf dem Feld – immer erschrecken sich die Menschen. Aber die Engel bleiben dran und irgendwie gelingt es ihnen dann auch jedes Mal, den Menschen die wichtigen Botschaften mitzu­geben. Gott setzt sich durch. 

In der Bibel sind Engel immer himmlische Wesen. Heute sagen wir uns gegenseitig manchmal, dass ­jemand „wie ein Engel“ für uns ist. Jemand, der da ist, der Zeit hat, ­zuhört oder einen Ratschlag gibt. Wir Menschen sind einander Engel, wenn wir füreinander da sind. Im Gebet, in der Fürbitte sprechen wir mit Gott und Gott lässt sich in unserem Leben hören. Gott nutzt auch uns als Sprachrohre für seine Botschaft.

 

Gott ist bei euch

Augenzwinkernd denke ich: Vielleicht sollte ich mir auch ein Schild mit der Aufschrift „Fürchte dich nicht“ umhängen, wenn ich durch das Krankenhaus laufe oder im Altenpflegeheim unterwegs bin. Oft erschrecken sich die Menschen, wenn ich plötzlich auftauche. Eine ältere Dame fragte letztens ganz verunsichert: „Frau Pastorin, ist es so schlimm mit mir, dass Sie kommen?“ Nein! Es war gar nicht schlimm, ich kam einfach für ein Gespräch über Gott und die Welt. Aber mein Auftauchen verursachte gleich Unsicherheit, ob es nicht um Sterben und Tod ginge. Klar, auch so etwas kann und muss mal besprochen werden, aber für mich dreht es sich in der Seelsorge, in der Begegnung mit anderen Menschen um etwas anderes: dass die Angst in den Hintergrund rückt und Gottes Nähe, seine Zusage bei uns zu sein, in den Vordergrund tritt. 

Was kommt, wie es kommt, das wissen wir Menschen immer erst hinterher. Das war auch bei Maria so, als ihr die Geburt des Heilandes, ihres Sohnes, angekündigt wurde. Aber für sie und für uns gilt, was die Engel und damit Gott uns zurufen: „Gott ist bei euch, Christ ist ­geboren, fürchtet euch nicht.“ Frohe und gesegnete Weihnachten!

Friederike Trapp ist ­Seelsorgerin im Klinikum Pritzwalk in der Prignitz und in zwei Seniorenheimen.

 

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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