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Garnisonkirche Potsdam: Kritiker starten virtuellen Lernort

Einem Internetportal soll zur Auseinandersetzung über den historischen Ort einladen

Foto: Rolf Zöllner/epd

Potsdam/Berlin/epd Kritiker des Wiederaufbaus der Potsdamer Garnisonkirche haben einen Internet-Lernort über die Geschichte des Bauwerks und die Debatten darüber gestartet. Ziel sei zu vermitteln, was die Garnisonkirche für die deutsche Geschichte und den "Weg ins nationalsozialistische Unheil" bedeutet habe, sagte der Sozialwissenschaftler Micha Brumlik bei der Vorstellung des Internetportals am Freitag in Berlin. Die preußische Militärkirche wurde 1735 fertiggestellt, 1945 weitgehend zerstört und 1968 abgerissen. Seit 2017 wird ein neuer Kirchturm gebaut.

Die Garnisonkirche, die 1933 von den Nazis zur Inszenierung der Reichstagseröffnung genutzt wurde, stehe für die Verbreitung antidemokratischer Inhalte unter dem Deckmantel des christlichen Glaubens, sagte Brumlik. Die Auseinandersetzung damit sei angesichts der Ausbreitung rechten und populistischen Gedankenguts auch heute wichtig.

Trägerin des virtuellen Lernorts ist die Martin-Niemöller-Stiftung. Eine "Art Drehbuch" für das Konzept der Internetplattform sei die 2017 veröffentlichte Promotion von Matthias Grünzing "Für Deutschtum und Vaterland. Die Garnisonkirche im 20. Jahrhundert", sagte Brumlik. Zum Start seien dort mehr als 30 Beiträge von rund 20 Autoren abrufbar, sagte der Architekturprofessor Philipp Oswalt. In den kommenden Monaten seien stetige Erweiterungen geplant. Unmittelbar am historischen Standort solle zudem eine kritische Ausstellung entstehen.

Das Projekt sei auch "ein Affront an die Stiftung Garnisonkirche", sagte Gerd Bauz vom Vorstand der Niemöller-Stiftung. Die Garnisonkirchenstiftung habe bisher keinen akzeptablen Lernort geschaffen. Dies sei zwar angekündigt, aber nicht umgesetzt worden, hieß es. Ganz im Gegenteil würden Befürworter des Vorhabens bis heute ein geschöntes und teils verfälschtes Bild von der Geschichte des Ortes zeichnen. Dem solle nun mit der neuen Internetseite entgegengetreten werden.

"Dafür müssen die Fakten auf den Tisch", sagte Oswalt: "Es sind viele Texte, es sind lange Texte, es sind anspruchsvolle Texte." Die Garnisonkirchenstiftung informiert auf ihrer eigenen Internetseite ebenfalls mit verschiedenen Texten und Dokumenten sowie einer Online-Ausstellung über das Bauprojekt und die historische Kirche.

Die Garnisonkirche sei mehr als 200 Jahre lang ein wichtiger Symbolbau gewesen, heißt es auf der neuen Internetseite der Kritiker: "In der ambivalenten Geschichte Preußens repräsentiert sie dessen problematische Seite." Das Bauwerk stehe nicht für Aufklärung, Emanzipation, Liberalität und Rechtsstaatlichkeit, sondern für Gehorsam, Militär und Staatskirche. "Sie steht nicht für den demokratischen Freistaat Preußen der Weimarer Epoche, sondern für die antidemokratischen Kräfte des Deutschen Reichs", heißt es dort weiter.

Dem wissenschaftlichen Beirat für den virtuellen Lernort gehören neben Brumlik neun weitere Experten an, darunter die Historiker Manfred Gailus, Annette Leo und Geoff Eley, die Kunsthistorikerin Gabi Dolff-Bonekämper und der evangelische Theologe Andreas Pangritz. Unter den Wissenschaftlern seien mehrere ausgewiesene Experten der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts, sagte Brumlik. Als Vorsitzende des Beirats seien Brumlik und Leo gewählt worden.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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