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Gelassen Ostern zulassen

Der Bischofskommentar zum Osterfest in der Pandemie

Ostern Pandemie

Von Christian Stäblein

Die Tage um Ostern und besonders die Festtage selbst sind für mich von besonderer Schönheit. Und eine große Herausforderung. Gewohnt, alles immer selbst machen zu wollen, führt Ostern ins Lassen, ins Zulassen. Das ist nicht leicht – und ganz anders als Weihnachten, wo wir viel vorbereiten, machen, rennen, die Vorbereitungen einer Geburt eben. Ostern kommt hingegen aus dem Nichts – nicht im Kalender natürlich. Aber das, was zu Ostern geschieht, kommt immer wieder völlig unvorbereitet: Der Tote, dieser Tote, bleibt nicht im Tod. Diesen Gedanken muss man erst mal zulassen. 

„Fürchtet euch nicht“, sagt der Engel, als die Frauen das Grab leer vorfinden. „Fürchtet euch nicht.“ Das meint nicht die Furcht vor dem Tod, es meint die Furcht vor diesem Unvorstellbaren. Gott dreht die Reihenfolge um: Aus Leben und dann Sterben wird Sterben und dann Leben. Gott bringt so alles aus den Fugen. Er sorgt dafür, dass nicht mal mehr der Tod sicher ist – geschweige denn also das Amen in der Kirche? Fürchtet euch nicht, fürchtet euch nicht vor dem leeren Grab, lasst es zu. Ostern ist der Moment, bei dem aus dem Nichts kommt, dass es anders weitergeht. Dass es weitergeht. Die Hoffnung auf Leben. Auch nach den vielen Tausend Toten nicht begraben. Nein, gerade nicht begraben – der Engel wartet im leeren Grab. Fürchtet euch nicht. 

Zulassen. Das kann man im doppelten Wortsinn verstehen. Auch wenige Tage vor dem Osterfest ist nicht klar, ob die Kirchen womöglich zu bleiben müssen. Ob doch der harte Lockdown und eine Ausgangssperre auf uns zukommen. Corona lässt nicht viel Spielraum, auch nach einem Jahr noch nicht. Das ist so, und es ist müßig, sich darüber ständig zu empören oder zu zerstreiten. Das wäre ein Jammer. Was an gottesdienstlichem Leben sein kann, haben wir in diesem Jahr gemeinsam gelernt und eingeübt. Ganz viel in den verschiedenen medialen Formen. Und auch nicht wenig in körperlich-leiblicher Anwesenheit vor Ort mit strengen und klugen Hygienekonzepten. Wir sind präsent! So oder so – und in jedem Fall sorgsam, achtsam. Wir können zulassen, dass an unterschiedlichen Orten Unterschiedliches möglich ist. Und wir müssen zulassen, dass wir die Pandemie und das ­Virus nicht in der Hand haben. 

Wenn ich mir etwas wünschen darf, dann, dass wir damit gelassen umgehen. Die Ostergottesdienste begründen nicht Ostern, sie sind Fest des kaum fassbaren Glücks, sie sind Feiern des Zulassens, dass die Welt ganz anders ist, ganz anders wird. Leben, vor dem Tod und über den Tod hinaus. Verkrampftes Streiten um die Form der Ostergottesdienste in Pandemiezeiten sollte nicht christliches Merkmal sein, meine ich. Gelassener könnten, ja müssten die Christinnen und Christen sein, fast klingt es nach Friedrich Nietzsches berühmten Worten „erlöster müssten sie aussehen“. Das provoziert natürlich und stößt einen so auf die Frage nach der eigenen Haltung. Vereint sind wir jedenfalls in der Verantwortung und im Aushalten, dass es gerade nicht so einfach ist. Gemeinsam gelingt das: gelassen Ostern zulassen. In jedweder möglichen Form, die in die Zeit passt und achtsam auf Gesellschaft und Nächste schaut. Das macht auch gelassen ­gegenüber den Aufgeregtheiten dieser Welt.  

Wer die Osterbotschaft zulässt, muss auch den Karfreitag nicht verdrängen. Wir haben in diesem Jahr gelernt, wie nahe der Tod, wie er mitten in unserer Gesellschaft ist. Krankheit und Sterben gehören zum Leben. Der Karfreitag erinnert uns daran, dass wir das zulassen müssen. Und können. Weil wir nicht allein sind. Weil wir da nicht ohne Hoffnung sind. Das macht nicht ­immer furchtbar gelassen, das soll es auch nicht. Der Tod darf uns ja nicht gleichgültig machen, nicht träge. Wir wollen da sein, begleiten, mit auf das Licht warten. Das wird uns dieses Jahr ­besonders vor Augen stehen. Das ist unsere Aufgabe. Was denn sonst, wenn nicht das.

Fürchtet euch nicht. Gelassen Ostern zulassen. Und sehen, wie Gott aufmacht. Mitten im Tod das Leben. Gesegnete Tage!

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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