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Gelbwurst, Geblubber und Textroulette

Theologiestudenten üben bei einem Workshop den Predigt-Slam

Theologiestudenten bilden eine Polonaise beim Workshop im Haus der Evangelischen Studierendengemeinde in Erlangen. Foto: Nina Bundels/epd

Von Nina Bundels (epd)

"Oh Gelbwurst, dein Darm ist dünn, deine Füllung prall. So trägst du uns durch unser Leben immer und überall. Oh Gelbwurst …", so tönt es aus dem Haus der Evangelischen Studierendengemeinde in Erlangen. Aber es geht hier nicht um ein gemeinsames Abendmahl mit Gelbwurst auf dem Tisch - vielmehr schreiben die Teilnehmer eines Predigt-Slam-Workshops ihre Texte. Das Prinzip ist das gleiche wie beim Poetry-Slam: Fünf Minuten Zeit pro Text, und am Ende entscheidet das Publikum, welcher am besten war.

"Ich bin eh ein Fan von Poetry-Slams. Da habe ich mir gedacht, warum nicht als Theologiestudent auch den Glauben zum Thema machen", sagt Workshop-Teilnehmer Adrian Spies. Da ein guter Slamtext nicht nur ein knackiges Thema braucht, sondern auch eine starke Performance auf der Bühne, lernen die Studentinnen und Studenten im Workshop.

Die Teilnehmer beginnen mit einer simplen Schreibübung, dem Textroulette. Dabei schreiben sie einen kurzen Text. Das Besondere daran: Thema, Stilmittel und Gattung sind zufällig ausgewählt, und so entstehen die kuriosesten Texte - eine festliche Hymne über Gelbwurst, ein Rezept für Strapse oder ein Gebet für Boris Johnson. "Das setzt viel frei in den Köpfen. Gerade wenn man denkt, das passt alles gar nicht zusammen, kommen oft richtig schöne Sachen heraus", sagt Workshop-Leiterin Lara Mührenberg. Die erfahrene Slammerin hat schon viele Predigt-Slam-Workshops begleitet.

In zwei Stunden wird aus einer Bibelstelle ein Kurzvortrag

Die Theologiestudenten dürfen im Anschluss in einer Schreibwerkstatt an ihren Texten arbeiten. Sie erhalten die Themen in einem Umschlag verpackt. An einem für sie besonderen Ort sollen sie die Umschläge öffnen und mit dem Schreiben beginnen.

Adrian Spies geht in sein nächstes Lieblingscafé. Dort reißt er das Kuvert auf: "Seid fröhlich in Hoffnung. Römer 12,12" - eine Bibelstelle. "Das ist so allgemein, da kann man ja viel zuviel zu schreiben", sinniert er. Aber er und die anderen Teilnehmer haben immerhin zwei Stunden Zeit, um einen spannenden Text zu Papier zu bringen.

Die Worte allein reichen aber nicht aus für einen guten Slam-Auftritt. Fast wichtiger ist eine spannende und mitreißende Performance. "Es muss die Zuhörer irgendwie packen, irgendwas muss da funktionieren", erklärt Mührenberg. Das Wichtigste in ihren Augen: "Die Slammer müssen an das glauben, was sie sagen. Sie müssen das, worüber sie sprechen, vor Augen haben. Dann sind sie authentisch, dann reißen sie dich mit."

Die Slammer bilden eine Polonaise und marschieren los: Mit großen hohen Schritten, im Entengang, im Hopserlauf. Die Person an erster Stelle gibt vor, wie gelaufen wird. Die Körperhaltung passt also schon mal, jetzt fehlt nur noch der richtige Ausdruck in der Stimme. Da sind Emotionen ganz besonders wichtig. Sie üben einzelne Sätze in sämtlichen Gefühlslagen. Es zeigt sich: Wut, Trauer und Freude in einem Satz zu zeigen, ist schwierig.

"Das ist nicht aggressiv genug, mach es wütender", ruft Mührenberg. "Sprich langsamer", "Kürz es an dieser Stelle", "Werd hier lauter". In einem letzten Workshop-Schritt geben sich alle gegenseitig Feedback zu Text und Performance: Dabei wird kein Blatt vor den Mund genommen. Auch bei einem echten Predigt-Slam bewertet das Publikum am Ende knallhart. Mührenberg findet diese Bewertungssituation gut. Denn später werde der Pfarrer bei der normalen Predigt auch bewertet, sagt sie: "Dann kommen die Gemeindemitglieder nur einfach nicht mehr wieder."

Die angehenden Pfarrer sind sich einig: Das offene Predigt-Format bringt sie weiter. Bei Spies, der erst im vierten Semester studiert, funktioniert das richtig gut. Ihn setzen das Publikum und die Workshop-Teilnehmer bei einer Abschlussperformance auf Platz eins. Seine Worte bleiben den Zuschauern im Kopf: "Blabla blubber blubber fasel fasel", beginnt er seinen Vortrag. Weiter geht es mit: "Die Ohren verschlossen, nichts kann sie erreichen. Die Menschen auf den Kirchenbänken rutschen vor Peinlichkeit, aber nicht von den Worten berührt, hin und her, hin und her. Auf dem Boden lagen so viele Worte. Ungehört und unerkannt."

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(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Kirchen erhalten.... Heinz-Walter Knackmuss Lieber Herr Röger,die Kulturministerin des Landes Brandenburg, Dr. Manja Schüle, hat auf meine Anregung eine Verordnung erlassen, dass mit Zustimmung des Denkmalschtzes und des Konsistoriums Photovoltaik auf Kirchen der Normalfall sein soll. Das wäre eine Möglichkeit die Stromversorgung der Kirchengebäude autark zu machen, denn die Akkus erlauben eine Versorgung bei Tag und Nacht und durch die Einspeisungen noch Geld zu Verdienen und evtl. eine Heizung zu betreiben. Nun sind aber die Pfarrer dagegen und blockieren solche Maßnahmen. Sie haben im voauseilenden Gehorsam Angst, dass der Denkmalschutz das Projekt für Ihre Kirche ablehnen würden oder führen ästhetische Gründe an. Ich würde gern für die SMA in Rathenow dafür eine Spenenaktion starten, aber es fehlt die Zustimmung des Pfarrers. Ich finde, die Kirchenleitung müsste auch die Pfarrer motivieren, solche Projekte zu unterstützen.Wenn es den Christen mit dem Erhalt der Schöpfung Gottes wirklich ernst ist, müssten Photovoltaikanlagen auf alle Kirchendächer.
2. Die Kirche weiter umbauen Wolfgang Banse Nicht immer denkt eine Konsistorialpräsidentin.hier EKBO, Viola Vogel in den richtigen Kategorien.Ist sie eine Prophetin, Hellseherin, was den Zustand der EKBO betrifft.Bei grundsätzlichen Entscheidungen, sollte die Basisdemokratie angewendet w erden, hier Anhörung, Beteiligung der Kirchenglieder, im Bezug:"Wir sind das Kirchenvolk"Einsparungen, was das aufgeblähte Personal im Konsistorium betrifft.Der Rotstift sollte was das Personal anbetrifft, nicht das Bischofsbüro aussperren.Verabschiedung vom Beamtentum, Fahrer abschaffen,Mittelklasse PKw sich zu wenden.Pfarrwohnungen und Pfarrhäuser entsprechend zu aktuellem Mietzins vermieten.Die Kirche unterliegt keinem Modetrend, der wechselt.Gläubige identifizieren sich mit der Kirche, hier Kirchengemeinden, mit denen sie sich verbunden fühlen, beheimatet sind.Sie Familienkirchen , von der Taufe, über Konfirmation, Trauung bis zur Beerdigung für die Familie sind. Gemeindeglieder möchten nicht alle ein paar Jahre ein neues Gesangbuch...Dem Volk, hier Kirchenvolk auf`s Maul schauen, hier Reformator Martin Luther, sollte das Konsistorium beherzigen.Es ist nicht alle gut, was in der EKBO angedacht, umgesetzt wird.Kirchernmitgliedsaustritte zu Hauf belegen dies.
3. "Kontrast könnte nicht größer sein" Wolfgang Banse Die evangelische, protestantische Kirche sollte eindeutig Stellung, Position beziehen, wo sie steht im Bezug was die AFD betrifft.Lippenbekenntnisse sind nicht gefragt, sind fehl am Platz.Die Kirchen sollten sich intensiv beteiligen Ausländerfeindlichkeit, im Bezug:"Suchet der Stadt Bestes" Das Wächteramt, welches die Kirchen inne haben, sollte zum Vorschein kommen, im Bezug Antisemitismus, Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit,Behindertenfeindlichkeit.Aus der jüngsten deutschen Geschichte, hier 1933 bis 1945 sollten Lehren gezogen werden.Die Kirchen sind KPÖR, dieses sollten sie leben, erfahrbar werden lassen, im Bezug AFD. In drei neuen Bundesländern finden 2024 Landtagswahlen statt.Beide Amtskirchen sollten ein gemeinsames Wort zu den jeweiligen anstehenden Landtagswahlen herausgeben, im Hinblick auf die AFD.Flagge,Gesicht zeigen,wo für die Kirche, die Kirchen im Jahr 2024 stehen.

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