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Getröstet sterben

In der Reihe „Quer“ stellt ­Pröpstin Christina-Maria Bammel einmal im Monat Thesen, Themen, Gegenwartsfragen, aber auch Ereignisse von gestern und heute auf den Prüfstand.

Christina-Maria Bammel
Christina-Maria Bammel ist Pröpstin der EKBO. Foto: Studio

Wir diskutieren den Tod in Zeiten der Pandemie – den einsamen. Wie wir sterben, ist relevant. Wie wichtig ist Selbstbestimmung und wie wichtig ist Begleitung? Wenn die Pandemie uns etwas lehrt, dann, wie beides – Selbstbestimmung und Begleitung – zusammengehören, auch angesichts der Diskussion um den assistierten Suizid. 

Der Corona-Tod ist ein „einsamer Tod“. So Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Er regte an, über die Möglichkeit einer offiziellen Trauer-Veranstaltung für die etwa 9300 Toten in ­unserem Land nachzudenken. Eine Zahl. Nicht so hoch wie etwa in anderen Ländern. Was sind Zahlen? Nichts, wenn das Maß der Trauer beschrieben werden soll, das sich mit dem Sterben und dem Tod verbindet. Mancher kann sagen, keine Corona-Toten persönlich zu kennen. Solche Sätze klingen ein bisschen nach Abstandsuche zu dem, was am Ende nicht auf Abstand zu halten ist: sterben zu müssen und  das Leben zu verlieren. 

Die Lektion dieser Zeit ist eine in Demut angesichts der Lebensgrenzen. Eine Lektion darüber, welche Wucht der einsame Tod und das Sterbenmüssen haben. Weder Zahl noch Wort reichen aus, das zu erfassen. Weder Zahl noch Wort reichen aus, die Hingabe zu beschreiben, mit der Pflegende, Ärzte, Begleiterinnen an diesen Grenzen für Leib und Seele der Sterbenden sorgen. Sie gehen ein Teil des Weges an den unfassbar schweren Grenzen mit. Die da sorgen, gehören also auch hineingedacht in die Möglichkeit einer offiziellen Trauer-Veranstaltung. Nicht nur dort! 

Was hat diese Lektion in Demut, auch wenn sie nicht alle erreicht hat, angesichts des – einsamen – Todes bewirkt? Nüchternes Fazit: Wir sind wohl nicht generell demütiger geworden. Vielleicht verunsicherter, mehr noch um Kontrolle ringend – nicht nur an der letzten Grenze des Lebens. Wie umgehen mit den Bedürfnis nach Kontrolle und Selbstbestimmung, etwa wenn das Sterben unaufhaltsam ist? Wie umgehen mit der Frage, den Zeitpunkt selbst bestimmen zu wollen, wenn die Last des todkranken Leibes so unerträglich ist, dass sich ein einzelner Mensch mit nachhaltigem Willen zum Sterben entscheidet? Betrifft etwa ein Prozent der Palliativpatientinnen. Da bleibt ein Dilemma. Es bleibt Aufgabe, helfende Ärzte und Sterbende in allen Gewissensentscheidungen eng zu begleiten, ohne zu verurteilen. Kein Gesetz wird hier je das Dilemma zwischen Bewahren und Hilfe zum Loslassen auflösen.

Am wichtigsten aber: alle Mittel einsetzen, damit das Sterben kein einsames und kein isoliertes, sondern ein getröstetes Sterben ist. Diese kostbaren Mittel haben wir.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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