Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

Gewählt zum Leiten

Am 28. August wird die 19-köpfige Kirchenleitung in ihr Amt eingeführt. Zwölf Personen wählte die Landessynode in das Leitungsgremium. Wir haben elf von ihnen sowie den Präses gefragt, vor welchen Herausforderungen die kirchliche Arbeit in der Landeskirche in den nächsten Jahren steht und wie sie sich mit ihren Gaben in die Kirchenleitung einbringen

Matthias Bärmann

Als Kirchen­leitungsmitglied möchte ich die Verkündigung vom Wort Gottes möglichst flächendeckend in unserer EKBO sichern helfen. Das soll keine Floskel sein. Ich erlebe ­gerade die Vakanz der Pfarrstelle in unserer großen Gemeinde. Außerdem setze ich mich dafür ein, die Themen Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung erlebbar zu halten. Als Mitbegründer und ­ehrenamtlicher Vorsitzender einer Bürgersolargenossenschaft liegt mir dieses Thema besonders am Herzen. 

Ich finde es besonders wichtig, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu fördern. Ich engagiere mich seitdem ich 27 Jahre alt bin als Gemeindeältester, war später auch GKR-Vorsitzender sowie im Kreis­kirchenrat und in der Landessynode tätig. Aus diesen Erfahrungen heraus möchte ich unbedingt die Aus- und Weiterbildung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden in ­unserer EKBO unterstützen.

Carsten Bolz

Durch meine Mitarbeit in der ­Kirchenleitung in den letzten drei ­Jahren habe ich die Weite der Landeskirche besser kennen und einschätzen gelernt. Struktureller Aufbruch ist notwendig. Ich bin gespannt ­darauf und freue mich darauf, ihn mitzugestalten. Gerne möchte ich Kirche in den digitalen Raum hinein entwickeln, ohne dabei die Erfordernisse für den länd­lichen Raum aus dem Blick zu verlieren und will gleichzeitig weiterhin gerne „Theologie der Stadt“ treiben. 

Mein besonderes Interesse gilt dabei der Zusammenarbeit mit den ökumenischen Geschwistern vor Ort und in der Welt. Dazu vertraue ich darauf, dass Gottes Gedanken auch in unserem Diskutieren und Entscheiden in der Kirchenleitung zur Welt kommen wollen und hoffe auf Gottes segnende Begleitung für all unser Tun.

André Bordihn

Eine wesentliche Aufgabe und ­Herausforderung der Arbeit der Landeskirche in den kommenden Jahren wird es sein, Prozesse im Wandel der Zeit zu erkennen, sie zu analysieren und sie in Nächstenliebe und Fürbitte zu begleiten. Dabei muss es gelingen, alle Menschen zu erreichen und die Gefahr zu minimieren, dass Einzelne sich als Verlierer sehen. 

Konkret denke ich an die bevorstehenden Strukturveränderungen und die damit verbundenen Zusammenschlüsse von Gemeinden. Dieser Prozess ist bereits sehr intensiv und wohl durchdacht vorbereitet. In erster Linie wird es Veränderungen im ländlichen Raum und den gering besiedelten Regionen geben, so auch in meinem Heimatkreis, der Schlesischen Oberlausitz. Hier finden wir eine sehr starke Bindung an Traditionen, zumal das Gebiet bis 2004 eine eigenständige Landeskirche war. 

Es muss der Kirchenleitung gelingen, durch eine gerechte Abwägung aller Belange, möglichst viele Menschen auf diesem Weg mitzunehmen, sie dafür zu ermuntern und das ­Positive, das Hoffnungsvolle in den Vordergrund zu stellen, so wie es uns die Bibel lehrt.

Rüdiger Ernst 

Natürlich wird es um Zahlen und harte Fakten gehen. Mitglieder. Personal. Strukturen. Finanzen. Über allem aber steht für mich die Frage: Wie bezeugen wir als EKBO in den 2020er-Jahren die Relevanz unseres evange­lischen Glaubens und Lebens? Wie ­tragen wir diese Relevanz in die Gesellschaft nach Nordostsachsen, Brandenburg und Berlin und machen sie sichtbar? Ich möchte mich einbringen, um das schwankende Drittel der ­Kirchenmitglieder zu halten: durch unkonventionelle Formate, kreativ und altersgruppenspezifisch. Um den Kontakt auch zu kirchenfernen Entscheidungsträgerinnen und Multiplikatoren in der Gesellschaft zu pflegen. Um Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt zu stellen: Coole Sache, das mit dem Glauben an Jesus Christus, gibt Freiheit, gibt Unabhängigkeit, lässt mich sein, wer ich bin, stärkt immer wieder Neues zu entdecken. 

Harald Geywitz 

Die Wahrheit liegt auf dem Platz – so heißt es beim Fußball. Das gilt auch für uns als Kirche, wobei unser „Platz“ die Kirchengemeinden vor Ort sind, die kirchlichen Kreise und Initiativen, Jugendgruppen, die Diakonie und unsere vielfältigen Partner, mit denen wir die frohe ­Botschaft sichtbar und spürbar ­machen wollen. 

Gute Voraussetzungen genau dafür zu schaffen, das ist die Aufgabe der Kirchenleitung, die im Rahmen der Beschlüsse der Landessynode ­unsere Kirche leitet. Dazu müssen wir Mut zu Aufbrüchen haben, damit wir Hoffnung haben und sie auch weitergeben können. Dabei sind wir getragen von einem dreifachen ­Vertrauen: vom Vertrauen auf die eigene Kraft, auf die Kraft der ­Gemeinschaft und auf Gott. Das hilft mir, daran in der Kirchenleitung mitzuwirken.

Ingrid Höfner-Leipner

Unsere Kirche ist wie ein großer ­Blumenstrauß – bunt und vielfältig. So soll es bleiben und daraus ergeben sich Herausforderungen, die mich ­bewegen. Wie kann es uns gelingen, auch bei schwindenden Einnahmen unsere frohe Botschaft weiterhin freudig überall zu verkünden? Wie finden wir Ideen, Wege, einen übergemeindlichen Erfahrungsaustausch? 

Unser Religionsunterricht kann als Erfolgsmodell gesehen werden, aber nicht alle christlich geprägten Kinder und Jugendliche werden erreicht. Sollte es deshalb in Brandenburg mit dem Fach „Lebensgestaltung – Ethik – Religionskunde“ (LER) eine Zusammenarbeit geben? Meine Kompetenzen als Lehrerin, Fachberaterin, langjähriges Mitglied im Personalrat beim Schulamt Cottbus und im Gemeinde- und Kreiskirchenrat bringe ich gern in die Kirchenleitung ein.

Reinhard Locke

Als sogenannter Laie, das heißt nicht beruflich kirchlich Beschäftigter, richtet sich mein Blick von außen auf unsere Kirche. Vor allem richtet er sich darauf, welche Wirkung sie nach außen hat. In internen Reformpapieren oder Mitgliedschaftsstudien werden immer wieder Zustände analysiert und Notwendigkeiten beschrieben. Aber unser Augenmerk gilt zu wenig der Umsetzung. 

Mir liegt die Verbindung von Glaube und Alltag am Herzen. In der Gesamtgesellschaft ist der Alltag von einer beruflichen und allgemeinen Lebenswelt geprägt, die fernab ­früherer christlicher Orientierung ist. Ich möchte mitwirken, dass die Kirche für „die“ Menschen wieder ein Anker wird, dass wir sie über die frohe Botschaft erreichen und ihnen helfen, Wege zu Gott zu finden. Wir müssen missionarisch handeln, was bedeutet, dieses Handeln zu organisieren, damit wir mehr und besser nach außen wirken. 

Martin Müller-Follert

Es zeigt sich gerade in der Kirchenleitung wie in einem Brennglas, wie sich unsere Kirche verändert – ­Corona, ­Digitalisierung und nachlassende Bindungen als Blitzlichter. ­Daraus ergeben sich neue Heraus­forderungen für unsere Kirche und damit auch die ­Kirchenleitung. Dabei muss mancher Impuls aus der Vergangenheit noch gestärkt werden, wie beispielsweise die Profilierung Dritter Orte. 

Manches muss aber auch anders gedacht und gemacht werden: und zwar immer dort, wo wir mehr Einfachheit und Durchlässigkeit wagen müssen. Daran will ich mit meinen Gaben und meinen Kenntnissen als Richter mit einigen Berührungspunkten zur IT mitwirken.

Sigrun Neuwerth

Wir brauchen eine neue Organisationsform. Der staatsanaloge Aufbau mit wachsender Bürokratie, Beamten und Pensionen rettet sich jetzt mit Stellenabbau und verschleißt dabei Haupt- und Ehrenamtliche. Wir müssen dahin kommen, dass Strukturen und Verwaltungsgesetze den kleineren Teil der Kirchen­leitung und Synode bestimmen. Wir sind eine geistliche Weggemeinschaft, die mehr sein muss als der Apparat, der sie ermöglicht. 

Ich will dabei helfen, eine neue Form zu finden und Übergänge zu gestalten, das hat mein ganzes Berufs­leben und Teile meiner kirchlichen Ehrenämter bestimmt. Und ich werde mich weiter in anderen Kirchen umsehen, die alle anders aufgebaut sind als wir in der EKD. Ich möchte, dass die Ausbildung der Verkündigungsdienste erhalten bleibt und wir in Stadt und Land gern gesehen sind.  

Anna Trapp

Die Landeskirche steht vor der Herausforderung, die Strukturen kirchlichen Handelns so anzupassen, dass wir uns zu einer lebendigen Laienkirche entwickeln dürfen. Denn in ­Zukunft wird viel Verantwortung – nicht in erster Linie für Gebäude, Geld und Grund, sondern für Gottes ­Botschaft – in unseren vielfältig ­wirkenden Händen von Haupt- wie Ehrenamtlichen, ja eigentlich allen Christenmenschen liegen. 

Die Botschaft wird gebraucht. Und unser Glaube ist nicht Sache irgendwelcher Berufsgruppen, sondern etwas, das jede*n unmittelbar angeht und von dem darum auch jede*r sprechen darf. Ich hoffe ­darauf, dass ich in diesem Sinne fröhlich und zukunftsorientiert­ ­meiner Hoffnung für Gottes Kirche Raum geben kann.

Albrecht von Alvensleben

Wie werden wir als kleiner werdende Organisation unserem kirchlichen Auftrag, nämlich der Verkündigung und Ausbreitung des Evangeliums sowie dem Dienst am Nächsten, weiterhin fröhlich und einladend gerecht? Vieles spricht dafür, dass der notwendige Wandel in den kommenden Jahren schneller vonstattengehen wird als in den vergangenen. Hier gilt es neue Wege zu gehen, gleichzeitig müssen die ­Menschen auf diesem Weg mitgenommen werden. Einbringen kann ich in die Arbeit der Kirchenleitung die Perspektive des ländlichen Raumes aus ehrenamt­licher Tätigkeit in verschiedenen kirchlichen Funktionen und als praktischer Landwirt.

Felicitas Wilcke

Das vergangene Jahr mit allen seinen Beschränkungen hat gezeigt, wie wichtig der Auf- und Ausbau des ­landeskirchenweiten Intranets war. Neue Gottesdienstformate werden entwickelt, parallel zum Altbewährten. Hier können neue Modelle von Gemeinde entstehen, die bestehende und im Schwinden begriffene Formen ergänzen.

Einer meiner Schwerpunkte in den kommenden Jahren wird die Gleichstellung von Frauen in allen Bereichen des kirchlichen Lebens sein, besonders in den leitenden ­Positionen. Hier ist noch viel zu tun.

Unser Engagement für Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, ihre Heimat verlassen mussten, wird durch die Entwicklung in Afghanistan erneut gefordert. Wir müssen weiter an der Unterstützung und Integration dieser Menschen ­arbeiten, zum Beispiel durch Gründung von Auslandsgemeinden.

Die Kirchenleitung

Im Februar dieses Jahres konstituierte sich die neue Kirchenleitung für die kommenden sechs Jahre. Sie besteht aus 19 Personen, zwölf davon wählte die Landessynode, unter ihnen auch Anja Siebert-Bright, Pfarrerin des Projektes „Spirit&Soul“ und stellvertretende Superintendentin des Kirchenkreises Neukölln. Neun Personen sind qua Amt dabei: Bischof Christian Stäblein (Vorsitz), Präses Harald Geywitz (stellv. Vorsitzender), Pröpstin Christina-Maria Bammel, Konsistorialpräsident Jörg Antoine und die Generalsuperintendent*innen Kristóf Bálint, Theresa Rinecker und Ulrike Trautwein. 

Die Kirchenleitung leitet die Landes­kirche im Rahmen der kirchlichen Ordnung. Sie plant die Kirchliche Arbeit und beschließt Entscheidungen und Verordnungen mit Gesetzeskraft. Das Gremium beruft Superintendent*innen, landeskirchliche Mitarbeiter*innen, Kirchenbeamt*innen sowie Mitglieder des Kollegiums und des Konsistoriums. Außerdem entscheidet sie über die Zulassung zur Ordination, führt die Aufsicht über das Konsistorium und beschließt die Aufhebung, Neubildung oder Veränderung von Kirchenkreisen. 

Pandemiebedingt findet die Einführung in der Berliner Parchochialkirche nicht öffentlich statt. 

Artikelkommentar

Artikelkommentar
captcha
Bitte tragen Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe in das Feld ein.
Hinweis: Die von Ihnen ausgefüllten Formulardaten werden lediglich für die Zwecke des Formulars genutzt. Eine andere Verwendung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.

Artikelkommentare

(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

Hier gelangen Sie zur Übersicht über alle Kommentare.