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„Afghanistaneinsatz war ein Fehler“

Käßmann kritisiert Haltung der Nato zu Afghanistan als „arrogant“

Margot Käßmann: „Wir müssen dafür sorgen, dass diejenigen, die nun vor den Taliban fliehen, nicht zum Wahlkampfthema gemacht werden.“ Foto: Jens Schulze/epd

Von Franziska Hein (epd)

Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban gefordert, jetzt den Opfern der gescheiterten Afghanistan-Strategie zu helfen. Es sei nicht die Zeit von Schuldzuweisungen, sondern die Zeit, „sich - soweit das möglich ist - um die Opfer zu kümmern“, sagte die Theologin dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wir müssen dafür sorgen, dass diejenigen, die nun vor den Taliban fliehen, nicht zum Wahlkampfthema gemacht werden. Das wäre erbärmlich“, sagte sie.

Trösten und da sein


Käßmann sagte, es brauche auch Trost angesichts der Bilder von ­Menschen, die sich auf dem Kabuler Flughafen verzweifelt an abfliegende Militärtransporter klammerten. „Wir können nicht viel tun. Aber wir können zumindest denjenigen die Hand reichen, die aus Afghanistan stammen, bei uns leben, und jetzt voller Angst um ihre Angehörigen sind“, sagte sie.

Käßmann verteidigte auch den Satz aus ihrer Neujahrspredigt als EKD-Ratsvorsitzende 2010 in der Dresdner Frauenkirche. „Nichts ist gut in Afghanistan“ - dieser Satz habe ihr damals „Kritik, Spott und Häme“ eingebracht. In diesen Tagen werde der Satz häufig zitiert. „Das ist leider bitter. Nicht für mich, sondern für die geschundenen Menschen in Afghanistan. Sie baden mit Leib und Leben aus, dass sie darauf vertraut haben, geschützt zu werden.“

Waffen schaffen auch in ­Afghanistan keinen Frieden


Käßmann hatte in ihrer Predigt zu einem klaren Friedenszeugnis aufgerufen. Gegen Gewalt und Krieg aufzubegehren, brauche „den Mut, von Alternativen zu reden“ und sich dafür einzusetzen. In Afghanistan würden Waffen „offensichtlich auch keinen Frieden“ schaffen. Für den Frieden und die Bewältigung der Konflikte seien „ganz andere Formen“ nötig. Sie wiederholte damit ihre Kritik am Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr, für den sie mehrfach einen geordneten Abzug der deutschen Soldaten sowie zivile ­Lösungsstrategien für das Land gefordert hatte. Käßmann hatte mit der Predigt eine Debatte über die Rolle der Bundeswehr in dem Kriegseinsatz und auch über die ­Legitimität kirchlicher Kritik an ­politischen Entscheidungen aus­gelöst.

Die frühere Landesbischöfin der hannoverschen Kirche erinnerte daran, wie selbstbewusst Politiker erklärt hätten, was gut für das Land am Hindukusch sei. „Wie kann die Nato glauben, sie könne in ein Land einmarschieren, dessen Kultur und Strukturen sie nicht ansatzweise kennt und versteht, es in absehbarer Zeit zu einer Demokratie westlichen Formats umwandeln und dann wieder abziehen? Das ist schlicht arrogant“, betonte Käßmann. „Es ist die Zeit, einzugestehen, dass der Afghanistaneinsatz ein Fehler war, auch wenn er durch Nato und Bundestag legitimiert war. Deutschland wurde nicht am Hindukusch verteidigt, das war eine Fehleinschätzung.“ Damit bezog sie sich auf einen Satz des früheren Verteidigungsministers Peter Struck (SPD), der bereits 2002 gesagt hatte, die ­Sicherheit Deutschlands werde auch am Hindukusch ver­teidigt.

Demut angesichts der Lage und Fantasie für Frieden


Die Theologin warf erneut die Frage nach der grundsätzlichen Sinnhaftigkeit von Auslandseinsätzen der Bundeswehr auf. „Sie liegt auf dem Tisch, finde ich. Schauen wir allein nach Mali“, so Käßmann. Sie hoffe darauf, dass man mit etwas Abstand, endlich darüber nachdenken könne, „wie Fantasie für den Frieden entsteht“. Frieden brauche nicht Waffengewalt, sondern Zeit, Gespräche und zivilen Friedensdienst. „Jetzt ist erstmal Demut angesagt angesichts dieser furchtbaren Lage der Frauen, Männer und Kinder in Afghanistan. Dann aber Kreativität!“, forderte sie.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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