Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

Grenzenlose Liebe

Auch 2022 ist die Kirche beim Christopher Street Day dabei

Christopher Street Day am 23. Juli in Berlin. Foto: Manuela Schneider

Musik, Party und gute Stimmung – beim Christopher Street Day (CSD), dem Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender-Personen, Intersexuellen, Queeren (LSBTIQ+), demonstrieren in Berlin eine Millionen ­Menschen für Gleichberechtigung und das Recht auf Selbstbestimmung. Auch 2022 macht sich der CSD dafür stark. Mit dabei ist die Landeskirche. Dafür gibt es auch Kritik

Von Sabine Hoffmann

Beim diesjährigen Christopher- Street-Day werden Vertreter*innen unserer Landeskirche im fünften Wagen des Demonstrationszuges dabei sein. Unter dem Motto: „Liebe tut der Seele gut“ wird dieser ­Wagen Teil des Ganzen sein. 

Manche kritisieren diese Teilnahme als Anbiederung an die schwul-lesbische Szene. Sie meinen, die Landeskirche wolle sich überall anbiedern, überall dabei sein und verliere so ihre Kernkompetenz. Aber ist die Kernkompetenz des Glaubens nicht die grenzenlose Liebe? 

Freunde von mir fühlen sich ­genervt von diesem „überall“ und „ständig“ queeren öffentlichen Bild. Ihnen wird das alles zu viel mit bunt und queer. Das sei zu weit weg von ­ihrer Normalität, meinen sie. Aber wer bestimmt denn die „Norma­lität“? 

Mein schwuler Patenonkel Rudi starb vor einem Jahr. Er und sein Partner lernten sich kennen, als ich 1962 geboren wurde. Es war damals undenkbar, dass die beiden bei ­meiner Taufe ihre Homosexualität öffentlich machen. So „etwas“ gab es öffentlich nicht. 

Beide haben erfahren, wie in Menschen in der Kirche ihre Art zu leben bewerteten: als „abnorm“ oder „krank“. Das Höchste der Gefühle war Schweigen und Weggucken. Rudi wurde gerne mein Patenonkel, aber an der Institution Kirche ließ er kein gutes Haar. So viele Jahre konnten sich Rudi und Manne in der Gesellschaft nicht öffentlich zu ­ihrer Liebe bekennen. 

Viel hat sich seitdem geändert. Endlich hat auch die Kirche begriffen, dass die Liebe von zwei Männern oder zwei Frauen keine „Abnormität“ ist. Es freut mich so sehr, dass jetzt junge Pfarrer*innen in den ­Gemeinden arbeiten, die schwul, lesbisch oder queer sind. Endlich sind sie willkommen und mittendrin. Die EKBO hat da eine Vor­reiterrolle gespielt. 

Mit den neuen Pfarrer*innen werden sich auch gleichgeschlechtlich liebende Menschen nicht mehr von der Ortsgemeinde abwenden, die sich vorher ausgegrenzt fühlten. Diejenigen Mitmenschen, die sich davon bedroht und eingeengt fühlen, die es nicht ertragen können, dass die „Tunten“ jetzt mittendrin sind, werden auch erleben, was das für eine Bereicherung ist. 

Mein Patenonkel Rudi und sein Mann brauchten keinen CSD. Ihnen war das zu viel Trubel und zur Schau stellen. Sie fuhren lieber in die Mark Brandenburg und pflückten Kirschen. In Hauswirtschaft und Nachhaltigkeit lernte ich viel von ihnen. Die queere Gemeinschaft ist nicht homogen. Wo Menschen auf ein ­Lebensmerkmal reduziert werden, sich Stereotype bilden, da fängt ­Homophobie an. ­

Eine Gesellschaft kann nur überleben, wenn sie den Mut hat, sich zu verändern und offen dafür ist, unterschiedliche Lebensweisen zu ­akzeptieren und zu respektieren. Das trifft auch auf die Kirche zu. Und das ist gut so.

Sabine Hoffmann ist Vertriebsleiterin im Berliner Wichern-Verlag.

Veranstaltungen aus Anlass des ­Christopher-Street-Day (CSD)

Do, 21. Juli, 18 Uhr: „Internationales Netzwerktreffen Religion & Queere Community - Queer Faith Forum“ in Heilig Kreuz mit anschließendem Empfang; Gäste des Kirchenkreises Stadtmitte aus 10 Ländern stellen ihre ­Situation vor und vernetzen einander.

Fr, 22. Juli, 18 Uhr: Gottesdienst in ­multireligiöser Gastfreundschaft zum CSD, St. Marienkirche. Predigt: Gero Dimter, Vizepräsident Stiftung Preußischer Kulturbesitz

23. Juli, 12 Uhr: Paradewagen zum Gaypride „Liebe tut der Seele gut“ als Evangelische Kirche in Berlin mit ­Reden von Religionsvertretern aus den drei Buchreligionen

Artikelkommentar

Artikelkommentar
captcha
Bitte tragen Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe in das Feld ein.
Hinweis: Die von Ihnen ausgefüllten Formulardaten werden lediglich für die Zwecke des Formulars genutzt. Eine andere Verwendung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.

Artikelkommentare

(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

Hier gelangen Sie zur Übersicht über alle Kommentare.