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Heuschreckenbekämpfung in Zeiten von Corona

In Ostafrika herrscht derzeit die schlimmste Plage seit 25 Jahren. Eine zeitnahe Bekämpfung ist wegen der Corona-Pandemie schwierig

Blauflügelige Sandschrecke. Foto: gbohne/Flickr/CC BY-SA 2.0

Von Bettina Rühl (epd)

In Schwärmen von 40 Millionen Tieren fallen die Wüstenheuschrecken über alles her, was grün ist. In Ostafrika fressen sie derzeit pro Tag so viel Nahrung, wie für 35.000 Menschen ausreichend wäre. Es ist laut der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO die schlimmste Heuschreckenplage seit 25 Jahren. Doch die Corona-Pandemie erschwert eine zeitgenaue Bekämpfung. Diese wäre aber nötig, damit nicht eine weitere Generation von Insekten heranwächst.

Bei Bauer Francis Mugwika haben die Heuschrecken vor einigen Wochen bereits den gesamten Anbau vertilgt. Sie fraßen sich durch Mais und Bohnen, verschonten auch Büsche und Gras nicht. Obwohl der Mann in einer fruchtbaren Gegend im Zentrum von Kenia lebt, stehen er und seine Nachbarn vor dem Nichts. "Wir wissen nicht, was wir essen sollen", sagte Mugwika der kenianischen Tageszeitung "Daily Nation".

Es droht eine Hungersnot

In Kenia haben die Heuschrecken seit 70 Jahren nicht mehr eine solche Verwüstung angerichtet. Auch weitere neun Länder sind betroffen. Die Tiere können am Tag 150 Kilometer fliegen. Für die Bekämpfung der Plage sind laut FAO derzeit gut 150 Millionen US-Dollar (rund 136 Millionen Euro) nötig, zugesagt oder verfügbar sind bislang 110 Millionen.

In diesen Wochen schlüpfen die Eier der ersten Heuschreckengeneration. Kurz danach, wenn die Insekten noch nicht fliegen können, ist der beste Zeitpunkt sie zu töten. Misslingt das, droht nach Einschätzung der Vereinten Nationen eine Hungersnot, weil die Schlupfzeit mit der nächsten Pflanzzeit zusammenfallen würde. Schon jetzt haben laut FAO-Schätzungen in Ostafrika fast zwölf Millionen Menschen nicht genug zu essen. Die Bekämpfung ist also ein Wettlauf gegen die Zeit, der wegen der Corona-Pandemie noch schwieriger zu gewinnen ist.

Zwar wurde vor den internationalen Grenzschließungen viel Material und Pestizid in die Region gebracht. Zusätzliche Sprühflugzeuge einschließlich der Crews sind noch rechtzeitig eingetroffen. Doch bei der Besatzung von Überwachungshubschraubern ist die Lage schwieriger. Die Piloten kommen aus Südafrika, sie müssen nun nach der Einreise in Kenia oder Äthiopien in eine 14-tägige Quarantäne. "Das verzögert unsere Möglichkeiten, die Schwärme zu überwachen", bedauert der FAO-Experte für Nahrungssicherheit, Cyril Ferrand. Auch einige Materiallieferungen haben sich wegen der Corona-Krise verzögert. Es gibt Engpässe beim Nachschub an Insektenvernichtungsmitteln.

Ökologische Alternativen zu Pestiziden

Während die FAO vor allem auf Pestizide setzt, zeigt die Deutsche Welthungerhilfe den Bauern in einigen Dörfern in der nordsomalischen Region Somaliland Methoden der mechanischen Bekämpfung. Schlüpfen die Heuschrecken in der Nähe von Feldern, können die Menschen beispielsweise Gräben ausheben, in die die noch flugunfähigen Insekten hineinfallen. Dort können sie mit Erde bedeckt und vernichtet werden. Programmleiter Thomas Hoerz hält diese Methode schon aus ökologischen Gründen für richtig: "Die Pestizide wirken ja nicht nur gegen Heuschrecken." Sie töteten auch Raubinsekten, die normalerweise die Heuschrecken etwas eindämmen.

Ferrand von der FAO räumt ein, dass die Pestizide nicht gezielt nur die Heuschrecken bekämpfen. "Aber alle sind von der Weltgesundheitsorganisation zugelassen und als wenig bis mäßig schädlich eingestuft." Auch er hält die mechanische Methode für erfolgreich, allerdings nur in begrenztem Ausmaß: "So riesige Flächen, wie jetzt bedroht sind, können sie auf diese Weise nicht schützen."

Hoerz sieht in der pestizid-freien Bekämpfung noch einen zweiten Vorteil: "Wenn es in den nächsten Monaten gelingt, wirklich sehr, sehr viele Menschen in den mechanischen Methoden zu trainieren, dann ist das eine Handlungsoption für die Dörfer, und sie müssen nicht immer auf internationale Hilfe warten." In Zeiten der Corona-Krise mit ihren Grenzschließungen und Reiserestriktionen könnte das besonders wichtig sein.

Jenseits der Bekämpfungsmethode teilen alle Helfer in der Region eine weitere Sorge: Sie befürchten einen Spendeneinbruch wegen der aktuellen Pandemie. Denn trotz aller Bemühungen ist klar, dass Tausende Bauern und Viehzüchter in der Region um ihre Existenz kämpfen, schlimmstenfalls hungern werden.

Bauer Francis Mugikwa ist jetzt schon auf Hilfe angewiesen. Er hofft, dass ihn die kenianische Regierung für seine Ernteausfälle entschädigt. Aber auf die Behörden kommen noch unkalkulierbare Kosten wegen der Corona-Krise zu.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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