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„Ich habe Zeit für Sie“

Seit 13 Jahren arbeitet Jutta* bei der Kirchlichen TelefonSeelsorge. Besonders gern macht sie Dienst an Weihnachten. Warum diese Zeit auch am Telefon eine ganz besondere ist, hat sie Friederike Höhn erzählt.

Hier ist jemand für Sie da: Die TelefonSeelsorge ist rund um die Uhr kostenlos und anonym erreichbar unter den Telefonnummern 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222. Foto: Werner Krüper/epd

Das Leben hat es gut mit mir gemeint. Es ist mir die Gabe gegeben worden, aufrecht durchs Leben gehen und für andere da sein zu können. Ich habe mich immer für andere Menschen interessiert. Außer meiner Familie weiß kaum jemand, dass ich bei der Telefonseelsorge arbeite, das ist ganz wichtig. Denn vielleicht will auch mal mein Nachbar anrufen.

Am Ende meines Berufslebens habe ich die Ausbildung zur Telefonseelsorgerin gemacht. Es war das Beste, was mir je passiert ist. Die Gruppe ist stark und vertrauensvoll, niemand wird bewertet. Ich habe viel über mich selbst gelernt und die Arbeit gibt mir so viel zurück.

Ich bin keine Therapeutin oder Ratgeberin. Ich möchte den Anrufern zuhören und sie ernst nehmen. Keine Bewertung, das ist mir besonders wichtig. In vielen Gesprächen merke ich, wie verunsichert viele Menschen sind. Manchen geht erst am Telefon auf: „Das kann ich machen, mich trauen?“ Ich bin für sie da, um Mut zu machen, ihren Weg zu gehen, auch wenn es Widerstand gibt.

„Ich habe Zeit für Sie“: Das ist für viele Menschen ungewohnt zu hören. Ich habe Zeit, mich drängt niemand und nichts. Ich bin da, um zuzuhören. Bei der Telefonseelsorge geht es sehr oft um die schweren Themen des Lebens wie Suizid, Sterben, Trauer und Tod. Aber nicht nur. Manchmal geht es um Alltägliches. Ganz viel um Gefühle. Um Traurigkeit oder Wut, um Ängste. Wenn jemand anfängt zu schimpfen, weiß ich: Ich bin nicht gemeint, aber die Person hat gerade kein anderes Gegenüber. Am Ende legt kaum jemand mehr gefrustet auf. Es wird viel geweint, aber zum Schluss öfters auch gemeinsam gelacht. Es gibt auch Anrufer, die gemeinsam beten wollen. Das Buch mit den Losungen liegt immer bereit.

Auch nachts steht das Telefon nicht still. Da mache ich besonders gerne Dienst, denn es gibt andere Themen als am Tag. So ist es auch an Weihnachten, die Menschen sind anders eingestimmt. Da kommen viele Erinnerungen hoch, an die Kindheit, an früher. Einsamkeit spielt eine große Rolle, dieses Jahr bestimmt noch mehr als sonst. Einmal, am zweiten Weihnachtsfeiertag sagte jemand zu mir: „Sie sind der erste Gesprächspartner seit drei Tagen. Jetzt kann ich endlich mal wieder reden.“ Das erschüttert mich schon manchmal.

Wie es in diesem besonderen Jahr werden wird? Das kann ich nicht sagen. Viele Menschen haben sich sehr zurückgezogen aus allem. Wie soll das wieder gekittet werden? Überall gibt es Ängste und schlechte Nachrichten. Was macht das mit uns? Darüber mache ich mir Gedanken.

Viele Menschen rufen an, wenn sie zum ersten Mal Weihnachten allein verbringen nach dem Tod des Partners oder der Partnerin. Trauer, das Sich-verlassen-Fühlen und auch Wut über das Alleinsein spielen eine große Rolle. Im Gespräch haben sie die Möglichkeit, über das, was das Herz so schwer macht, zu sprechen. Ich versuche dann schöne Erlebnisse und gemeinsame Erinnerungen wachzurufen, das gelingt mir oft ganz gut. Dass die Anrufer mir ihr Vertrauen schenken, ist keineswegs selbstverständlich. Dafür bin ich dankbar. Es macht demütig und erdet mich.     

*Name von der Redaktion geändert.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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