Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

Ideenschmiede der Nordkirche

Lutherbonbons, Sieben Wochen Ohne, Perlen des Glaubens: Nach über 60 Jahren wird das Amt für Öffentlichkeitsdienst (AfÖ) in der Nordkirche aufgelöst. Ab Sommer dieses Jahres wird es ein neues Kommunikationswerk geben. Zeit für einen Blick zurück

Nordkirche
Lutherbonbons am Stand zum Schwerpunktthema „Reformation“ bei der Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Ostseebad Timmendorfer Strand im November 2012. Foto: Norbert Neetz/epd

Von Klaus Merhof und Thomas Morell (epd)

Hinter dem spröden Namen „Amt für Öffentlichkeitsdienst“ (AfÖ) steckt seit Jahrzehnten die kreative Ideenschmiede der evangelischen Kirche in Hamburg. Hier wurden Aktionen wie „Sieben Wochen ohne“, der Kalender „Der Andere Advent“ oder die „Perlen des Glaubens“ erfunden. Der schleswig-holsteinische Radfernwanderweg „Mönchsweg“ wurde hier entwickelt und zum Reformationsjubiläum 2017 das „Nordkirchenschiff“ auf seine Reise in die norddeutschen Häfen geschickt. Jetzt geht diese Ära zu Ende: Die Landessynode der Nordkirche beschloss in der vorletzten Woche, das AfÖ mit der kirchlichen Pressestelle zu einem gemeinsamen Werk zusammenzulegen.

Die Wurzeln des AfÖ finden sich auf der Reeperbahn: Anfang der 1950er Jahre warben engagierte Christen, begleitet von Posaunen und Trompeten, hier für die christlich gebotene eheliche Treue. Aus diesen Anfängen der Kirchen-PR heraus wurde am 1. April 1958 das „Amt für Öffentlichkeitsdienst“ der damals noch selbstständigen Hamburgischen Landeskirche gegründet. 

Erworben wurde dafür eine gediegene Villa im feinen Stadtteil Rotherbaum.

Albers, Gründgens oder Augstein

Bis zu 450 Veranstaltungen fanden anfangs jährlich im AfÖ statt. Legendär wurden die „Theatergespräche“ mit prominenten Gästen wie Hans Albers, Gustav Gründgens und Ida Ehre. Zu „Themen der Zeit“ lassen sich Namen wie Konrad Adenauer, Max Brauer und Herbert Wehner in den Chroniken ebenso finden wie Rudolf Augstein, Henri Nannen, Helmut Thielicke und Heinrich Albertz.

Zugleich wurde der Dialog mit der Öffentlichkeit gesucht. Ein Fernsprech-Ansagedienst informierte regelmäßig über kirchliche Veranstaltungen, die Medienzentrale stellte Kurz- und Dokumentarfilme zur Verfügung, der christliche Plakatdienst eroberte die Werbeflächen der Hamburger U-Bahn. Postkarten, Broschüren und Taschenbücher erzielten eine Millionenauflage. Von 1968 an erschien fast 30 Jahre lang das kostenlose Magazin „Blickpunkt Kirche“.

Gemeinde für Journalisten

Nach Gründung der Nordelbischen Kirche 1977 wurde die Medien- und PR-Arbeit des AfÖ ausgebaut. 1983 entstand die bundesweit bis heute erfolgreiche Fastenaktion „Sieben Wochen ohne“, 1995 folgte „Der Andere Advent“, der später von dem Verein „Andere Zeiten“ übernommen wurde. Der langjährige AfÖ-Pastor Hinrich Westphal etablierte in der Villa seine „Gemeinde für Journalisten“: Bei gutem Essen und Wein knüpften schreibende und predigende Menschen Kontakte und führten Hintergrundgespräche.

Doch die Strahlkraft des AfÖ nahm ab, als die Villa verkauft werden musste. Das AfÖ zog 2005 in das Diakonie- und Kirchenzentrum Dorothee-Sölle-Haus in Hamburg-Altona. Bis heute konzipiert und begleitet das AfÖ Kampagnen und Projekte der Nordkirche. Damit der Reformationstag im Hype um Halloween nicht untergeht, wurden hier die „Luther-Bonbons“ und auch die „Luther-Kekse“ erfunden.

Im AfÖ wird auch der digitale Auftritt der Nordkirche gestaltet. Früher als andere Landeskirchen begriff die Crew im AfÖ die Bedeutung des Internets. Als anderen das Wort „Homepage“ noch fremd war, sicherte sich das AfÖ die Internetadresse www.kirche.de: Bis heute wird man von hier auf den Online-Auftritt der Nordkirche geleitet.

Neue Zeiten, neue Wege

Nach 63 Jahren ist nun Schluss. Mit der Gründung eines neuen Kommunikationswerks in der Nordkirche reagiere die Kirche auf die „epochalen Umbrüche“ in der medialen Welt, begründet der Kommunikationsdirektor der Nordkirche, Michael Birgden, die Veränderungen. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit müsse neue Wege gehen, denn „sie funktioniert nicht mehr in den klassischen Kommunikationsstrukturen“.

Die Nordkirche hat auf ihrer digitalen Synodentagung die Gründung eines Kommunikationswerks beschlossen. Die jüngere Generation entkoppele sich vom linearen Fernsehen und Radio, und quer durch alle Generationen etabliere sich der Modus „permanent online“ und „permanent vernetzt“, hieß es. Um ihre Mitglieder auch in Zukunft verlässlich anzusprechen, brauche es daher „ein breites digitales Engagement und ein vielfältiges Wirken in unterschiedlichsten Medienkanälen“. Geleitet wird das neue Kommunikationswerk von Michael Birgden (48).

Artikelkommentar

Artikelkommentar
captcha
Bitte tragen Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe in das Feld ein.
Hinweis: Die von Ihnen ausgefüllten Formulardaten werden lediglich für die Zwecke des Formulars genutzt. Eine andere Verwendung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.

Artikelkommentare

(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

Hier gelangen Sie zur Übersicht über alle Kommentare.