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Immer weniger Protestanten

Evangelische Kirche verliert 2021 mehr als eine halbe Million Mitglieder

Getty Images/iStockphoto/Peshkova (M)

Hannover/epd Die evangelische Kirche in Deutschland hat im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Million Mitglieder verloren. Grund für den Mitgliederschwund von 511000 Protestanten sei die im ­Corona-Jahr 2021 erhöhte Zahl der Sterbefälle von 360000 sowie die hohe Zahl der 280000 Kirchenaustritte, wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am vergangenen Mittwoch in Hannover mitteilte.

Nach den vorläufigen Zahlen aus den EKD-Mitgliedskirchen gehörten zum Stichtag 31.12.2021 insgesamt 19,7 Millionen Deutsche (23,7 Prozent) einer der 20 evangelischen Landeskirchen an. Das sind 2,5 Prozent weniger als im vergangenen Jahr.

Anteil könnte erstmals unter 50 Prozent sinken


Die Zahl der evangelischen ­Kirchenaustritte stieg im Vergleich zum Pandemiejahr 2020 um 60000. Damit lag die Austrittsrate bei rund 1,4 Prozent. Taufen und Kirchenübertritte konnten den Mitgliederschwund nicht aufhalten. Die Zahl der evangelischen Taufen habe sich mit 115000 gegenüber 2020 zwar deutlich erhöht, erreiche bislang aber nicht das Niveau vor der Corona-Krise. Die Aufnahmen blieben mit rund 18000 ungefähr auf dem Vorjahresniveau.

Hält auch der bisherige Trend des Mitgliederrückgangs in der ­katholischen Kirche an, könnte erstmals der Anteil der evangelischen und katholischen Christen an der Gesamtbevölkerung in Deutschland unter die 50-Prozent-Marke sinken. Die katholische Kirche veröffentlicht ihre Mitgliederstatistik Ende Juni dieses Jahres, sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Rande der Frühjahresvollversammlung der deutschen Bischöfe im bayerischen Vierzehnheiligen. In den vergangenen Jahren hatten evangelische und katholische Kirche ihre Zahlen stets gemeinsam im Sommer veröffentlicht.

Wo liegen die Ursachen?


Unterdessen sucht die EKD nach den Ursachen für den Mitgliederschwund. Ärger über einen Pfarrer oder eine Pfarrerin oder ein anderer konkreter Anlass treibt nach Angaben des evange­lischen Sozialwissenschaftlichen Instituts (SI) nur wenige Menschen aus der Kirche. Zwar sei davon auszugehen, dass konkrete Anlässe wie die kirchlichen Skandale zur sexualisierten Gewalt an Kindern und die Verschwendung finanzieller Mittel zur Austrittsspitze 2019 beigetragen haben, „insbesondere bei den ­vormals Katholischen“, erklärte die Soziologin und Autorin einer Studie, Petra-Angela Ahrens, am 9. März in Hannover.

In erster Linie vollziehe sich der Austritt jedoch als Prozess, der ­häufig schon mit einer fehlenden religiösen Sozialisation beginne und mit wenig Interesse an Religion und Kirche einhergehe. Auch die Ersparnis der Kirchensteuer spiele eine Rolle, bilanzierte die Soziologin Ahrens in ihrer neuen Untersuchung.

Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus sagte, zwar hänge „die Ausstrahlkraft einer Kirche nicht ­allein an der Zahl der Mitglieder, die ihr formal angehören, trotzdem werden wir sinkende Mitglieder­zahlen und anhaltend hohe Austrittszahlen nicht als gottgegeben hinnehmen, sondern dort, wo es möglich ist, entschieden gegen­steuern“. 

Kurschus: Mit Taufinitiativen gezielt gegensteuern


Dazu beitragen sollen in ­diesem Jahr den Angaben zufolge ­gezielte Tauf­initiativen. In vielen Landeskirchen würden derzeit besondere Taufangebote gemacht, damit Familien, die während des Lockdowns kein Tauffest feiern konnten, Taufen nach­holen können.

Als Reaktion auf schwindende Mitgliederzahlen haben die EKD und ihre Landeskirchen auf allen Ebenen Zukunfts- und Reformprozesse ­gestartet. „Wir wollen mit unserer Botschaft die Herzen der Menschen erreichen“, sagte die Präses der ­EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich. Es gehe „um nichts Geringeres, als mit unseren grundlegenden Werten eine Welt in Frieden und Freiheit mitzugestalten“.

Für die bundesweite Studie durch das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD wurden den Angaben zufolge 1500 Personen befragt, die aus der evangelischen oder ­katholischen Kirche austreten sind. 1000 Befragte waren seit 2018 ausgetreten, 500 Befragte vor dem Jahr 2018.

Die Zahllen im Detail unter: www.ekd.de/ekd-statistik-22114.htm, www.ekd.de/statistik-kirchenmitglieder-17279.htm

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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