Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

"Immer wieder Otto"

Der Dom zu Brandenburg zeigt eine Ausstellung zur Gedenkkultur

Der Dom "Sankt Peter und Paul" zu Brandenburg an der Havel gilt als die Wiege der Mark Brandenburg. Foto: epd

Von Yvonne Jennerjahn (epd)

Kostbare Gewänder aus dem Mittelalter, moderne Glaskunst und ein Porträt des Kommunisten Friedrich Engels: Zum 75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus nimmt sich der Brandenburger Dom das Thema der politischen Gedenkkultur vor. Die neue Ausstellung "Umdenken" wird ab Mitte Mai gezeigt. Ausgangspunkt ist die nach Ende des Zweiten Weltkriegs in der Domkrypta eingerichtete Gedenkstätte für die NS-Opfer aus der Bekennenden Kirche.

Das neue Domkapitel, das Leitungsgremium des Doms, habe bereits 1946 mit den Planungen für die Gedenkstätte begonnen, erzählt Museumsleiter Rüdiger von Schnurbein. Für die Krypta sei ein moderner Passionszyklus aus fünf Glaskunstwerken geschaffen worden, der jedoch bei der großen Domsanierung 1965 wieder herausgenommen worden sei. "Wir stellen das jetzt wieder her", sagt der Museumsleiter. Für die Ausstellung wurden Reproduktionen angefertigt.

"Die Originale sind bei uns im Depot und ziemlich ramponiert", so Schnurbein. Teile davon sollen zusätzlich zu den Reproduktionen in der Ausstellung gezeigt werden. Insgesamt werden dort rund 100 Exponate präsentiert, die mehrere Jahrhunderte Geschichte umspannen. Im Mittelpunkt steht über die Zeiten hinweg der Gründer des Bistums Brandenburg, der spätere Kaiser Otto der Große, der im Jahr 949 die Gründungsurkunde ausstellte.

"Immer wieder Otto" heißt es deshalb in einem Abschnitt der Ausstellung. "Zu allen Epochen hat man den für politische Ziele vereinnahmt", erzählt Schnurbein: Vom brandenburgischen Bischof Wilmar im zwölften Jahrhundert über die preußischen Könige Friedrich Wilhelm III. und IV. bis hin zu Bischof Albrecht Schönherr, der in der DDR Vorsitzender des Bundes der evangelischen Kirchen war.

"Alle haben sich auf Otto berufen", betont der Museumsleiter. Friedrich Wilhelm IV. habe das Bistumsjubiläum 1849 nach der niedergeschlagenen Märzrevolution als Sieg der Monarchie über die Demokratie gefeiert, als gottgewollte Herrschaft des Königs wie seinerzeit schon bei Otto I., der einen Sieg über die Slawen errungen hatte und die Christianisierung vorantrieb. 1948 sei ein neues Ordenskreuz für die geistlichen Domherren geschaffen worden, erzählt Schnurbein: "Da hat man sich auch auf Otto berufen."

Ein zentrales Thema der Ausstellung ist die politische Instrumentalisierung des Totengedenkens in der Kirche. Die einst von den Hohenzollern gestiftete Schwanenordenkasel, ein jahrhundertealtes geistliches Gewand, versinnbildlicht das als Exponat. "Das ist unser Prunkstück", sagt der Museumsleiter: "Das Teuerste vom Teuren, das man damals haben konnte."

Die neuen Landesherren hätten in Brandenburg zu Beginn ihrer Herrschaft im 15. Jahrhundert ein "ausgesprochenes Imageproblem" gehabt, weil sie von außen kamen, erzählt Schnurbein. Um den brandenburgischen Adel an sich zu binden, sei dann der Schwanenorden gegründet worden. Bei jedem Totengedenken habe der Priester danach die Kasel getragen und so auch an deren Stifter erinnert. "Das war ein ganz wichtiger Punkt des mittelalterlichen Herrscher-Erinnerungskults", betont der Museumsleiter.

Auch das Gedenken am Dom an die Opfer verschiedener Kriege greift die Ausstellung auf. Behandelt werde unter anderem der Wandel vom "Beginn des staatlichen Heldengedenkens in Preußen" bis hin zum Schuldgedenken nach dem Zweiten Weltkrieg, für das ein 1980 in der DDR geschaffenes Denkmal stehe, betont Schnurbein. Die Umdeutung und der Sturz von Denkmälern sowie Konflikte über angemessenes Gedenken sind weitere Themen.

Als in der DDR im Friedgarten des Doms ein Ernst-Thälmann-Denkmal aufgestellt werden sollte, habe es Streit darüber gegeben, an welche NS-Opfer dort erinnert werden dürfe, erzählt Schnurbein: "Jede Epoche hat ihre eigenen Denkmäler und schmeißt die vorherigen raus." In der Domklausur, die in der DDR auch von einer staatlichen Oberschule genutzt wurde, habe ein Gemälde von Friedrich dem Großen einem Bild von Friedrich Engels weichen müssen.

"Der eine Friedrich wurde durch den anderen Friedrich ersetzt", fasst der Museumsleiter den Austausch der Bilder zusammen: "In der Ausstellung stellen wir die Gemälde einander gegenüber, sodass sie sich dann wie Cowboys im Duell auf der Dorfstraße begegnen."

Artikelkommentar

Artikelkommentar
captcha
Bitte tragen Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe in das Feld ein.
Hinweis: Die von Ihnen ausgefüllten Formulardaten werden lediglich für die Zwecke des Formulars genutzt. Eine andere Verwendung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.

Artikelkommentare

(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

Hier gelangen Sie zur Übersicht über alle Kommentare.