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Katholischer Frühling

Aufbruch in der katholischen Kirche

Kreuz und im Hintergrund Himmel

Katholischer Frühling?

 

Die Kirchenreformbewegung „Wir sind Kirche“ hat Katholiken und Katholikinnen dazu auf­gefordert, nicht aus der ­Kirche auszutreten.

Unter dem Motto „Auftreten statt Austreten!“ veröffentlichte sie am 26. Januar ein solches Statement zum Missbrauchsgutachten des Erzbistums München und Freising. Katholik*innen sollten gerade jetzt die Reformgruppen wie „Wir sind Kirche“ oder „Maria 2.0“ unterstützen“.

Derzeit steht das Erzbistum München wegen des am 20. Januar veröffentlichten Missbrauchsgutachtens und dem Vorwurf des systemischen Versagens bei dessen Aufarbeitung in der Kritik.

Zudem hatten sich wenige Tage später, am 24. Januar, 125 Haupt- und Ehrenamtliche der katholischen Kirche als nicht ­heterosexuell geoutet und in dem ­Manifest „#outinchurch - Für eine Kirche ohne Angst“ die Änderung der kirchlichen Sexualmoral gefordert.

 

Von Christian Weisner

Eigentlich sollte jetzt, vom 3. bis 5. Februar 2022, schon die letzte Vollversammlung des Synodalen Weges stattfinden, des mehrstufigen Reformprozesses der katholischen Kirche in Deutschland. Nach den erschütternden Ergebnissen der Missbrauchsstudie im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz, der MHG-Studie, und unter dem Druck der Kirchenbasis gerade auch von Maria 2.0 starteten die deutschen Bischöfe Ende 2019 diesen Synodalen Weg gemeinsam mit dem Zentral­komitee der deutschen Katholiken.

 

Die coronabedingte Verzögerung kann aber auch positiv gesehen werden, hat sie doch mehr Zeit für die intensive Arbeit in den vier thematischen Synodalforen gelassen: Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, Priesterliche Existenz heute, Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche sowie Leben in gelingenden Beziehungen, gemeint ist die ­Sexualmoral. Viele namhafte Theologinnen und Theologen sind beteiligt. Weil die Arbeit an theologischen Texten, die auch den Vatikan überzeugen müssen, Zeit erfordert, ist schon eine Verlängerung bis in das Jahr 2023 beschlossen worden.

 

Kirchliches Beben

 

Die jetzt in Frankfurt stattfindende dritte Vollversammlung ist mit hohen Erwartungen verbunden, werden hier doch nicht nur Texte vorgestellt und debattiert, sondern auch zur Abstimmung gestellt. Dazu kommt, dass diese Vollversammlung während des kirchlichen Bebens stattfindet, das die Veröffentlichung des zweiten Münchner Missbrauchsgutachtens am 20. Januar 2022 ausgelöst hat.

 

Bereits das erste Münchner Gutachten im Jahr 2010 nach der Aufdeckung des Missbrauchsskandals am Berliner Canisius-Kolleg hatte aufgerüttelt. Aber es ist bis heute unter Verschluss. Das jetzt erstellte zweite und in Gänze veröffentlichte Münchner Gutachten nennt auch die Verantwortlichen an der Spitze. Und es werden – anders als in Köln – nicht nur rechtliche, sondern auch moralische Kriterien an das Handeln der Verantwortungsträger anlegt.

 

Ratzingers Verantwortung

 

Von besonderer Brisanz ist dieses Gutachten, weil es die Verantwortung des damaligen Münchner Erzbischofs Joseph Ratzinger, des späteren Papstes Benedikt, am ­unverantwortlichen Einsatz eines Missbrauchstäters in der Kinder- und Jugendseelsorge aufdeckt. Doch die moralische Größe für ein persönliches Schuldeingeständnis hat er bislang (bis zum Verfassen dieses Textes) noch nicht gezeigt. Mit ­seinen widersprüchlichen Aussagen hat Joseph Ratzinger vielmehr seinen eigenen Ruf auch als Theologe zerstört. Für viele, nicht nur für Betroffene sexualisierter Gewalt, steht die institutionelle römisch-­katholische Kirche vor einem ­moralischen Bankrott und Scherbenhaufen.

 

Appell der Reformkräfte

Kurz vor Beginn der dritten Vollversammlung des Synodalen Weges haben sich deshalb katholische Verbände und Reformgruppen mit einem Offenen Brief an die 230 Mitglieder gewandt. Angesichts der ­dramatischen kirchlichen Lage kann und muss diese Vollversammlung die Wende bringen, konkret und jetzt. Das schreiben die mehr als 30 katholischen Organisationen in dem Offenen Brief, der von Betroffenenorganisationen unterstützt wird.

 

Die Synodalen sollten die bislang erarbeiteten wegweisenden Vor­lagen mit eindeutigen Mehrheiten beschließen, damit sie auch vom ­Vatikan wahrgenommen werden. An den Vatikan wird appelliert, endlich ein Zeichen der Würdigung des ­Synodalen Weges zu geben, der kein deutscher Sonderweg, sondern ein konstruktiver Dienst an der Welt­kirche ist. Auch international sind die Hoffnungen und Erwartungen an den Synodalen Weg in Deutschland groß. Denn die Problematik spiritueller und sexualisierter Gewalt, die diesen Synodalen Weg erforderlich machte, gibt es weltweit.

 

Das katholische Problem

 

Die Gemeinden, die wegen des Pflichtzölibats und des Ausschlusses der Frauen von Weiheämtern nach katholischer Lehre massiv ausbluten, warten dringend auf konkrete Reformen. Doch in der römisch-katholischen Kirche gibt es bislang keine Gewaltenteilung und keine wirkliche Mitentscheidung der Kirchenbasis. Deshalb ist es so entscheidend, dass sich wenigstens eine Zweidrittel-Mehrheit der Bischöfe bereit für Reformen zeigt und diese auch umsetzt. Wenn die zu erwartende nächste Kirchenaustrittswelle noch aufgehalten werden soll, darf der Synodale Weg nicht ins Leere laufen!

 

Darf man noch in dieser Kirche bleiben? Wer die langen Jahre unter den Päpsten Karol Wojtyła und Joseph Ratzinger ausgehalten hat, das ist mein Appell, sollte gerade jetzt nicht gehen. Was früher unmöglich schien: Seit der Wahl von Franziskus sind jahrzehntelang unterdrückte Reformdebatten endlich wieder möglich, aber sie müssen auch zu ­Ergebnissen führen. Wir alle sind Kirche und gestalten sie. Da braucht es jede und jeden für den Neuanfang und auch für die Ökumene.

 

Christian ­Weisner gehört  zum ­Bundesteam der KirchenVolks­Bewegung „Wir sind Kirche“, die sich seit 27 Jahren für Reformen einsetzt und den Synodalen Weg kritisch ­begleitet: www.wir-sind-kirche.de

 

Unter dem Motto „Auftreten statt Austreten!“ veröffentlichte am 26. Januar die katholische Reformbewegung ein Statement zum Missbrauchsgutachten des Erzbistums München und Freising. Der Appell ist nachzulesen unter:

www.wir-sind-kirche.de

 

Eine Übersicht über die Themen der Synodalversammlung findet sich hier:

www.synodalerweg.de/fileadmin/

Synodalerweg/Dokumente_Reden_

Beitraege/2022_SVIII_Programm.pdf

 

Das ungekürzte Manifest von queeren Menschen in der Katholischen Kirche „Für eine Kirche ohne Angst“ steht hier: OutInChurch.de/manifest

 

Den am Montag, 24. Januar, ausgestrahlten Dokumentarfilm zum Outing der 125 katholischen queeren Mitarbeitenden „Wie Gott uns schuf“ ist in der ARD-Mediathek nachzusehen.

 

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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