Von Kenneth Mtata
Simbabwe wird im April 40 Jahre alt. Diese Zeit war vergleichbar mit den 40 Jahren Wüstenzeit der Israeliten, nachdem sie aus der ägyptischen Knechtschaft befreit wurden. In der Tat gab Simbabwes Befreiung vom Kolonialismus im Jahre 1980, nach fast 20 Jahren Bürgerkrieg gegen die Rhodesier, ein Versprechen auf eine bessere Zukunft. Doch das wurde nicht eingelöst.
Mit der Ankündigung der Versöhnung durch den ersten Premierminister Robert Mugabe atmete die gesamte Region auf. Doch kaum drei Jahre nach der Unabhängigkeit wurde der Aufruf zur Versöhnung durch einen Racheaufruf ersetzt. Zehntausende Simbabwer, vor allem aus den Midlands und Matabeleland, wurden getötet. Man beschuldigte sie, „Dissidenten“ zu beherbergen. Inzwischen ist es allgemein bekannt, dass diese während der Bestrebungen der Zimbabwe African National Union (Zanu), einen Einparteienstaat zu erzwingen, getötet wurden. Damals versuchte die Zanu, die Dominanz der anderen politischen Partei Zimbabwe African Peoples Union (Zapu) vor allem in diesen Regionen zu unterwerfen.
Das 1987 unterzeichnete Einigkeitsabkommen, das die führenden politischen Parteien unter afrikanischer Führung Zanu und Zapu zusammenbrachte, versprach, die Nation wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Aber es trug nur dazu bei, die Dominanz der Zanu zu festigen und die Opposition, die Zapu, zu verärgern, die sich zu Recht völlig unterdrückt fühlte. Das führte zu einer neuen politischen Partei namens Zanu-PF (Patriotische Front).
In den folgenden Jahren schlug die Regierung Simbabwes einen fragwürdigen wirtschaftspolitischen Kurs ein. Sie entsendete Soldaten in die Democratic Republic of the Congo (DRC), zahlte 50000 Dollar an die Kriegsveteranen, um sie zu beschwichtigen und führte im Jahr 1998 ein chaotisches und gewalttätiges Landreformprogramm durch.
Die Entstehung der Opposition, der „Bewegung für demokratischen Wandel“ (MDC) im Jahr 1999 erhöhte die Unsicherheit der Zanu-PF-Regierung. Das verstärkte ihr repressives Vorgehen und führte zu einem Jahrzehnt der Gewalt und des Verlusts von Menschenleben in den Jahren 2000 bis 2008.
Im Frühjahr 2009 wurde in Simbabwe eine Regierung der nationalen Einheit (GNU) aus allen Parteien gebildet und dem Oppositionsführer Morgan Tsvangirai das Amt des Regierungschefs übertragen. Dieses Globale Politische Abkommen von 2009 versprach der Nation einen Neuanfang. In der Tat half die GNU der Nation in den fünf Jahren ihres Bestehens, ihre erste eigene Verfassung zu schreiben. Sie ermöglichte auch die Stabilisierung der Wirtschaft, die sich vor dieser Zeit in einer Hyperinflation befand. Aber letztendlich half sie der Zanu-PF dabei, sich neu zu gruppieren und die Wahlen 2013 zu gewinnen.
Wirtschaft schrumpfte, Mugabe trat zurück
Die folgenden Jahre waren von internen Streitigkeiten in der Opposition MDC als auch in der Regierungspartei Zanu-PF geprägt. Die von Korruption geprägte Wirtschaft begann zu schrumpfen. Die interne Spaltung in der Zanu-PF endete im Bruch, als eine Fraktion, unterstützt vom Militär, als Sieger hervorging und zum erzwungenen Rücktritt des damaligen Präsidenten Robert Mugabe im November 2017 führte.
Auch dies gab den Simbabwern ein Gefühl des Neuanfangs. Aber es wurde innerhalb weniger Monate zerschlagen. Den Anfang machten die Schießereien, die am Vorabend der Bekanntgabe der Wahlergebnisse am 1. August 2018 mehr als sieben Tote forderten. Einige hielten sie für ein Versehen. Aber in Wirklichkeit waren sie der Auftakt für weitere Schwierigkeiten. Die nächsten Monate waren dadurch gekennzeichnet, dass noch mehr Menschen getötet und entführt wurden, wobei der Höhepunkt im Januar 2019 erreicht wurde.
Seitdem haben die Simbabwer das bisschen an Vertrauen verloren, das sie gewonnen hatten. Die internationale Gemeinschaft und die Bürger sprachen nicht mehr davon, dass Simbabwe einen Neuanfang erlebe. Man machte einfach weiter, wo Mugabe aufgehört hatte, sogar auf eine noch rohere Art und Weise. Das bedeutet, dass Simbabwe vier gescheiterte Übergänge prägten: 1980, 1987, 2009 und 2017. Sie führten dazu, dass die Nation tief in die soziale Fragmentierung und das Misstrauen, die mangelnde Verankerung der konstitutionellen Demokratie und den Zusammenbruch der Wirtschaft gefallen ist.
Während Simbabwe seinen
40. Jahrestag der Unabhängigkeit feiert, steckt es weiterhin in einer Situation des Misstrauens und des Mangels an Vertrauen, nicht funktionierenden Krankenhäusern und Schulen, Brennstoffschlangen, Mangel an Grundnahrungsmitteln wie Maismehl fest. Bei Kleinkindern ist das Wachstum aufgrund von Unterernährung verlangsamt. 7,7 Millionen Simbabwer brauchen Nahrung. Und das, obwohl das Land früher den ganzen Kontinent ernährte. Die Frage ist, ob Simbabwe mit 40 Jahren einen fünften Übergang erleben kann, der seiner Bevölkerung Hoffnung gibt.
Die Kirche, die derzeit einen Aufruf zum nationalen Dialog in Richtung einer dauerhaften Lösung vorantreibt, hofft, dass dies geschehen wird. Die Kirche ist der Ansicht, dass die Situation einen solchen Punkt erreicht hat, dass keine einzelne Institution in der Lage ist, einen nachhaltigen Übergang zu führen, der ohne die Mitarbeit anderer Akteure ein blühendes Leben einleiten wird.
Die Schaffung eines nationalen Konsenses könnte es der Nation ermöglichen, eine einvernehmliche Lösung für die Verletzungen und Verstöße der Vergangenheit zu finden, eine Einigung über die erforderlichen Verfassungsreformen zu erzielen und Vertrauen zu gewinnen, um die Erholung der Wirtschaft zu gewährleisten. Es ist unser Gebet, dass der fünfte Übergang die dringend benötigte Hoffnung in Simbabwe wieder erwecken wird.
Reverend Kenneth Mtata ist Generalsekretär des Simbabwischen Kirchenrates. Übersetzt von Antje Uhlig.