Von Friederike Höhn
Essen: Teilen und weitergeben
Ob bio oder konventionell – beim Kauf von Obst und Gemüse spielen vor allem der Anbauort und die Jahreszeit eine wichtige Rolle. Eine Bio-Tomate, die außerhalb der Saison in einem Gewächshaus gezogen wird, weist mit 9,2 Kilogramm CO2 pro Kilo eine schlechtere CO2-Bilanz auf, als eine konventionell im Freiland angebaute Tomate, die aus Spanien angeliefert wird (0,6 Kilogramm CO2). Am nachhaltigsten ist der Kauf von saisonalem Gemüse aus der Region.
Aber den ganzen Winter nur Kohl und Äpfel? Mag nicht jede*r. Um die eigene Klimabilanz beim Essen zu verbessern, ohne auf die gelegentliche Banane oder Mango zu verzichten, kann man zum Beispiel daran mitwirken, dass weniger Lebensmittel weggeschmissen werden. Eine Möglichkeit ist die Nutzung von sogenannten Fair-Teilern: Hier werden Nahrungsmittel, die übrig geblieben sind oder zu viel gekauft wurden, zur Weitergabe freigegeben. Manche werden auch von Ehrenamtlichen gefüllt, die in Supermärkten oder bei Bäckereien Ware abholen, die am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden darf, aber noch gut ist. Die Kirchengemeinde St. Katharinen in Brandenburg an der Havel hat erst kürzlichen einen solchen „Fair-Teiler“ in ihrer Kirche aufgestellt. Auch auf dem Refo-Campus vor der Reformationskirche in Berlin-Moabit gibt es eine Teilstation.
Wer gern Essen „to go“ mitnimmt, kann es mit der App „Too Good to go“ probieren. Hier bieten Cafés, Bäckereien oder Restaurants kurz vor Ladenschluss übrig gebliebene Mahlzeiten, Salate oder belegte Brötchen zum kleinen Preis an. Oft gibt es so viel, dass es für mehrere Menschen reicht – auch noch für die alte Nachbarin oder den Mann, der im Park vor der Kirche übernachtet.
Geld: Wissen, was damit passiert
Ein oft vernachlässigter Bereich des nachhaltigen Lebens ist der Umgang mit Geld und Finanzen. Ob einfaches Sparkonto, Girokonto oder Geldanlage in einem Aktienfonds – auch hier gilt es zu prüfen, wie nachhaltig und in welchen Bereichen Geld arbeitet. Finanziert es Rüstungsfirmen oder grüne Innovationsprojekte, Kohlekraftwerke oder erneuerbare Energien? Das oft noch vorhandene Vorurteil, grüne Investments gäben weniger Rendite, ist bereits mehrfach widerlegt worden. Wissenschaftler*innen der Universität Hamburg haben 2016 über 2000 entsprechende Studien ausgewertet und festgestellt: Nachhaltige Investments schneiden im Schnitt nicht schlechter ab als konventionelle Geldanlagen.Neben dem „grünen“ Bankkonto und der Geldanlage in entsprechende Fonds kann man sich auch überlegen, direkt in ökologische oder soziale Projekte zu investieren. Gemeinnutz und Rendite müssen sich nicht ausschließen. Jedoch ist eine Direktinvestition, etwa in einen lokalen Solarpark, mit höherem Risiko verbunden als die Anlage der Ersparnisse in einen Fonds. Gut beraten lassen und genau aufpassen, ist die Devise.
Konsum: Alten Schätzen wieder Leben einhauchen
Während des Lockdowns waren Konsumangebote stark eingeschränkt. Mal schnell neue Schuhe kaufen oder im Kaufhaus stöbern ging nicht. Zum Ausgleich der entfallenen Umsätze wird nun in Berlin über mehr verkaufsoffene Sonntage diskutiert. Dagegen wehren sich die Kirchen. „Meine ganz besondere Empathie gilt den vielen Menschen in dieser Stadt, die wenig oder kaum Geld zur Verfügung haben“, sagte Bischof Christian Stäblein zu der Forderung des Einzelhandels. Denn die Probleme liegen anderswo. Aber auch wenn genügend Geld für Konsum zur Verfügung steht – kann es nicht besser eingesetzt werden?
Allerdings: Manchmal geht dann doch etwas kaputt und muss ersetzt werden, zum Beispiel der Toaster. Aber ist kaputt gleich schrottreif? In immer mehr Kiezen und Gemeinden etablieren sich sogenannte Repaircafés. Mithilfe von kundigen Ehrenamtlichen kann so manches Haushaltsgerät, das Handydisplay oder der abgebrochene Ohrring wieder fit gemacht werden. Auch in den Räumen der Markusgemeinde in Berlin-Steglitz haben Repair- und Nähcafé einen festen Platz gefunden. „Beide Angebote wurden in der Vergangenheit gut angenommen“, sagt Heide Gabel, die das Projekt koordiniert. „Das Repaircafé sogar ein bisschen besser.“ Aktuell kann es coronabedingt nicht stattfinden, doch eine Rückkehr ist fest geplant. Dafür gibt es jetzt den „Marktplatz Markus“, eine Art Secondhand-Kaufhaus, das sowohl nachhaltig als auch sozial ist. Immer dienstags und donnerstags sowie am ersten Samstag im Monat von 15 bis 17 Uhr wird der Gemeindesaal zum Basar. Sachspenden aller Art werden für wenig Geld weiterverkauft, der Erlös kommt der sozialdiakonischen Arbeit der Gemeinde zugute.
Warum also neu kaufen, wenn es das schon gibt? So mancher Schatz kann hier gehoben werden – mit Dingen, die schon da sind und auf eine weitere Verwendung hoffen. Das ist ressourcenschonend. Außerdem: Auch hier gehen Nachhaltigkeit und diakonisches Engagement Hand in Hand.
Energie: Doppelt sparen ist einfach
Weniger Konsum spart Geld, klar. Doch auch ganz ohne Verzicht bleiben mit nachhaltigem Handeln viele Euro im Jahr mehr auf dem Konto: durch kleine Maßnahmen im Haushalt. Sparmittel wie LED-Lampen, Wassersparduschköpfe oder abschaltbare Stromleisten sind nicht teuer in der Anschaffung, haben es aber in sich: „Mit diesen einfachen Mitteln lassen sich im Durchschnitt 130 Euro im Jahr sparen“, sagt Joachim Pritzkow.
Der Bauingenieur ist Stromsparhelfer beim diakonischen Verein ESTAruppin und berät einkommensschwache Haushalte im Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Das Angebot ist Partner im bundesweiten Projekt „Stromsparcheck“ der Caritas, das Menschen mit wenig Geld beim Sparen unterstützt – und auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten will. Vergleichbare Angebote gibt es in fast jedem Landkreis oder Bezirk; in Cottbus und der Niederlausitz bietet das dortige Diakonische Werk diese Unterstützung an. Neben dem Sparcheck wird auch der Kauf eines neuen Kühlschranks mit 100 Euro unterstützt, wenn das Neugerät mehr als 100 Kilowattstunden weniger verbraucht als das alte. „Das ist fast immer der Fall“, weiß der Experte. „Ein älterer Kühlschrank verbraucht ungefähr 300 bis 350 Kilowattstunden, ein modernes Gerät nur 100.“ ESTAruppin hat seit 2011 mehr als 1200 Haushalte beraten. Im Durchschnitt konnten diese durch die kleinen Maßnahmen jährlich fast 800 Kilowattstunden Strom und 15.000 Liter Wasser sparen; das entspricht 356 Kilogramm CO2.