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Mahnwache an der Grenze

Am Wochenende demonstrierten beherzte Gubener, darunter zahlreiche Christinnen und Christen, gegen selbsternannte Grenzwächter mit neonazistischem Hintergrund. Diese wollten mit Schlag- und Stichwaffen gegen Flüchtlinge vorgehen

Guben ist bunt, das ist der Stadt anzusehen. Foto: privat

Von Uli Schulte Döinghaus

Schnell sprach sich in Guben herum, was da am vergangenen Wochenende geplant sein sollte. Die rechtsextreme Organisation namens „Dritter Weg“ hatte auf ihrer Webseite angekündigt, eine sogenannte Grenz­patrouille an der Neiße aufmarschieren zu lassen. „Selbstjustiz werden wir nicht hinnehmen“, sagten sich entschlossene Bürger der Stadt und hielten dagegen.

Viele Personen und Vereine sind in einem Netzwerk „Flucht und ­Migration“ verbunden, das sich seit Jahren in Stadt und Region Guben um die Integration von Geflüchteten und Einwanderern kümmert. Ihre Arbeit besteht aus Deutschkursen, Familienpatenschaften und Hausaufgabenhilfe, Begleitung bei Behördengängen und Arztbesuchen. 

„Wir wollen den Neonazis nicht die Region überlassen. Wir wollen ein Zeichen setzen, dass Asyl ein Menschenrecht ist und bleibt“, heißt es in einem Aufruf aus dem Netzwerk: „Gerade die aktuellen erschreckenden Bilder aus Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban sollten uns zum Handeln zwingen.“

Flüchtlinge kommen über Belarus nach Brandenburg


Seit August kamen rund 5000 Geflüchtete in Deutschland an, die über Belarus nach Polen in die Europäische Union gelangen, viele erreichen die Neiße-Übergänge in und bei Guben. Die EU wirft dem belarussischen Präsidenten Lukaschenko vor, die Menschen absichtlich in sein Land zu holen und weiterzuschicken, um Europa unter Druck zu setzen. 

Das Gubener Netzwerk „Flucht und Migration“ funktionierte auch an diesem Wochenende gut. Schnell waren dutzende Aktivisten und Sympathisanten mobilisiert mit dem Ziel, eine Mahnwache gegen die selbst­ernannten Grenzpatrouillen der neonazistischen Organisation aufzustellen. Die friedliche Mahnwache wurde bei den ­Behörden ordentlich an­gemeldet – ganz im Gegensatz zu den Gewalt­bereiten. 

„Nichts kann sich Guben weniger erlauben als Fremdenhass“, sagt Pfarrer Markus Müller, den ein ­befreundetes Ehepaar auf die menschenfeindliche Aktion der Neonazis aufmerksam machte. Müller ist Vorstandsvor­sitzender des Naëmi-­­­Wilke-Stifts Guben. Die kirchliche Stiftung in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) vereint neben einem Krankenhaus verschiedene Einrichtungen der ­Gesundheitsfürsorge und unterhält Einrichtungen für Kinder, Jugend­liche und Familien. 

Nicht wenige der 400 Mitarbeitenden kommen aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturen. Immer häufiger, so Müller, strebten junge Menschen aus der Flüchtlings„generation“ 2015 eine Ausbildung im Stift an. „Auch sie werden zu den Fachkräften gehören, auf die wir dringend angewiesen sind. Ohne sie gerät das Sozial- und Gesundheitssystem in unserer Region in Gefahr.“

Die Solidarität mit Einwanderern und Flüchtlingen hat in Guben Tradition. Seit einigen Jahren gibt es eine Reihe von Initiativen aus Bürgerschaft und kirchlichem Raum, die sich ehrenamtlich und mit Engagement für Menschen aus anderen Ländern und Kulturen einsetzen. Schätzungsweise 400 Flüchtlinge leben in Guben und Umgebung, einige in Privatwohnungen, andere in Gemeinschaftsunterkünften. Mehr und mehr von ihnen finden Arbeit und Familienanschluss.

Kirchengemeinden halfen bei Mahnwache


Dennoch sind große Teile der ­Gubener Öffentlichkeit von Gleichgültigkeit geprägt, in die sich manche Ressentiments mischen. Es galt am Wochenende, auch in diese ­Öffentlichkeit ein Zeichen für Menschenwürde und christliche Nächstenliebe zu setzen und Flagge zu ­zeigen. Einen Tag und eine Nacht, von Samstagmittag zu Sonntagmittag, formierten sich bis zu 120 Stadtbürger*innen zur Mahnwache am zentralen Dreieck Guben mit Blick auf Rathaus und Neißebrücke. Politische Parteien des linken und liberalen Spektrums entsandten Engagierte. Die Heilsarmee, die sich in Guben und Umgebung sehr um Flüchtlinge kümmert, war dabei. Christinnen und Christen aus um­liegenden Kirchengemeinden, aber auch Berliner und Cottbuser, hielten Wache und sorgten dafür, dass ­Getränke und Lebensmittel ­bereit standen und Toiletten sowie Waschräume geöffnet waren. 

Es gab Ansprachen, mit denen die Solidarität mit den Flüchtlingen bekundet wurde, die hier an den Übergängen ankommen. Auch die Bundespolizei begleitete die Aktionen an der Grenze. Sie sprach gegen die selbsternannten Grenzwächter – manche waren mit Schlagstöcken und Macheten bewaffnet – Platz­verweise und Strafbefehle aus. 

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(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Kirchen erhalten.... Heinz-Walter Knackmuss Lieber Herr Röger,die Kulturministerin des Landes Brandenburg, Dr. Manja Schüle, hat auf meine Anregung eine Verordnung erlassen, dass mit Zustimmung des Denkmalschtzes und des Konsistoriums Photovoltaik auf Kirchen der Normalfall sein soll. Das wäre eine Möglichkeit die Stromversorgung der Kirchengebäude autark zu machen, denn die Akkus erlauben eine Versorgung bei Tag und Nacht und durch die Einspeisungen noch Geld zu Verdienen und evtl. eine Heizung zu betreiben. Nun sind aber die Pfarrer dagegen und blockieren solche Maßnahmen. Sie haben im voauseilenden Gehorsam Angst, dass der Denkmalschutz das Projekt für Ihre Kirche ablehnen würden oder führen ästhetische Gründe an. Ich würde gern für die SMA in Rathenow dafür eine Spenenaktion starten, aber es fehlt die Zustimmung des Pfarrers. Ich finde, die Kirchenleitung müsste auch die Pfarrer motivieren, solche Projekte zu unterstützen.Wenn es den Christen mit dem Erhalt der Schöpfung Gottes wirklich ernst ist, müssten Photovoltaikanlagen auf alle Kirchendächer.
2. Die Kirche weiter umbauen Wolfgang Banse Nicht immer denkt eine Konsistorialpräsidentin.hier EKBO, Viola Vogel in den richtigen Kategorien.Ist sie eine Prophetin, Hellseherin, was den Zustand der EKBO betrifft.Bei grundsätzlichen Entscheidungen, sollte die Basisdemokratie angewendet w erden, hier Anhörung, Beteiligung der Kirchenglieder, im Bezug:"Wir sind das Kirchenvolk"Einsparungen, was das aufgeblähte Personal im Konsistorium betrifft.Der Rotstift sollte was das Personal anbetrifft, nicht das Bischofsbüro aussperren.Verabschiedung vom Beamtentum, Fahrer abschaffen,Mittelklasse PKw sich zu wenden.Pfarrwohnungen und Pfarrhäuser entsprechend zu aktuellem Mietzins vermieten.Die Kirche unterliegt keinem Modetrend, der wechselt.Gläubige identifizieren sich mit der Kirche, hier Kirchengemeinden, mit denen sie sich verbunden fühlen, beheimatet sind.Sie Familienkirchen , von der Taufe, über Konfirmation, Trauung bis zur Beerdigung für die Familie sind. Gemeindeglieder möchten nicht alle ein paar Jahre ein neues Gesangbuch...Dem Volk, hier Kirchenvolk auf`s Maul schauen, hier Reformator Martin Luther, sollte das Konsistorium beherzigen.Es ist nicht alle gut, was in der EKBO angedacht, umgesetzt wird.Kirchernmitgliedsaustritte zu Hauf belegen dies.
3. "Kontrast könnte nicht größer sein" Wolfgang Banse Die evangelische, protestantische Kirche sollte eindeutig Stellung, Position beziehen, wo sie steht im Bezug was die AFD betrifft.Lippenbekenntnisse sind nicht gefragt, sind fehl am Platz.Die Kirchen sollten sich intensiv beteiligen Ausländerfeindlichkeit, im Bezug:"Suchet der Stadt Bestes" Das Wächteramt, welches die Kirchen inne haben, sollte zum Vorschein kommen, im Bezug Antisemitismus, Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit,Behindertenfeindlichkeit.Aus der jüngsten deutschen Geschichte, hier 1933 bis 1945 sollten Lehren gezogen werden.Die Kirchen sind KPÖR, dieses sollten sie leben, erfahrbar werden lassen, im Bezug AFD. In drei neuen Bundesländern finden 2024 Landtagswahlen statt.Beide Amtskirchen sollten ein gemeinsames Wort zu den jeweiligen anstehenden Landtagswahlen herausgeben, im Hinblick auf die AFD.Flagge,Gesicht zeigen,wo für die Kirche, die Kirchen im Jahr 2024 stehen.

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