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Mal ins Café, mal ins Yoga-Studio

Zwei Berliner Pfarrerinnen starten ein Projekt, um junge Menschen zwischen Mitte 20 und Mitte 30 zu erreichen

Lioba Diez (l.) und Anja Siebert-Bright vor dem Café gegenüber der Martin-Luther-Kirche Neukölln.
Lioba Diez (l.) und Anja Siebert-Bright vor dem Café gegenüber der Martin-Luther-Kirche Neukölln. Foto: Andrea von Fournier

Von Andrea von Fournier

Nach dem Gespräch stehen die beiden Pfarrerinnen lachend vor dem Café gegenüber der Kirche: Vielleicht einer der zukünftigen ­Arbeitsorte von Pfarrerin Lioba Diez und Pfarrerin Anja Siebert-Bright. Beide sind seit Langem in der Hauptstadt tätig, miteinander bekannt, Mitvierzigerinnen, gut vernetzt und voller Vorfreude auf den Start ihrer neuen Unternehmung. Anfang Januar geht es los. 

Die ist ein Wagnis, ein „Start-up“ im Raum der Kirche, ein geistliches, wie sie es nennen, ohne feste Adresse und Struktur, mit ungewissem Ausgang. Das haben Start-ups so an sich. Die Zielgruppe für die beiden Akteurinnen ist klar definiert – urbane junge Erwachsene zwischen Mitte 20 und Mitte 30 in den Berliner Bezirken Neukölln und Friedrichshain. Das Ziel: Sie für Kirche und Glauben zu interessieren und zu begeistern. 

In welcher Form eine An- oder Einbindung in die „Institution Kirche“ erfolgen soll, kann, ist indes noch nicht klar. „Eine Mitgliedschaft, gestufte Mitgliedschaft, Dabeisein auf Spendenbasis? Das wissen wir noch gar nicht“, erklärt Anja Siebert-Bright, die im Dezember aus dem Gemeindepfarrdienst der Neuköllner Martin-Luther-Gemeinde in ihr neues Projekt verabschiedet wurde. Wie Pfarrerin Lioba Diez, die bislang Pfarrerin in der Friedrichshainer Pfingstgemeinde war. Die Zwei haben das Projekt „Spirit and Soul“ – Geist und Seele – entwickelt.  Im Frühjahr 2019 haben sie eine Konzeption auf zwei Seiten skizziert und diese der Landeskirche, dem Sprengel Berlin, den Kirchenkreisen Neukölln und Stadtmitte vorgelegt. Ausgangspunkt für die Pfarrerinnen ist einerseits das Szenario der Freiburger Studie, dass die Kirche bis 2060 etwa 50 Prozent ihrer Mitglieder verlieren wird. Andererseits haben beide die Erfahrung gemacht, dass junge Menschen in der Stadt sehr wohl auf der Suche nach Spiritualität sind, Antworten und Erfüllung in Yoga-Studios oder Coaching-Seminaren suchen. 

Kann ihnen Kirche Angebote machen, die ihre Fragen beantworten, Sehnsüchte stillen und die ganz praktisch handhabbar sind, Schritt für Schritt zu beidseitig erhofften Zielen führen? Das wird mit großer Sicherheit nicht im klassischen Gemeinderahmen, in einer Kirche funktionieren. Diese empfänden die angepeilten urbanen jungen Menschen ästhetisch wenig ansprechend.

Lioba Diez hat in den vergangenen fünf Jahren beste Erfahrungen mit dem „geistlichen Übungsweg“ in der Pfingstgemeinde während der Passionszeit gemacht: Die Teilnehmer, manche konfessionslos, übten jeden Tag 20 Minuten für sich etwas Neues – Danken, Vergeben oder Beten – und tauschten sich einmal wöchentlich mit ihr und Ehrenamtlichen darüber aus. „Manche suchten einfach Herzensruhe, andere hatten Lebenskrisen, bereiteten sich auf die Taufe vor oder waren aus Interesse gekommen“, so die Pfarrerin. Alle konnten voneinander lernen, bekamen Anregungen, wurden begleitet. Alle haben gewonnen, niemand etwas verloren. 

Doch als „Einzelkämpfer“ im ­Gemeindealltag ist es unmöglich, ­nebenbei neue Zielgruppen zu er­reichen – und zu halten. So entstand die Idee der beiden Pfarrerinnen, gemeinsam und unterwegs zu sein – im Café, Yogastudio, auf dem Tempelhofer Feld und überall, wo junge Menschen zusammenkommen. Sie wollen Suchende finden, mit ihrem Glauben auf Fragen und Probleme praktische Antworten geben, christliche Traditionen, die die meisten gar nicht mehr kennen, vermitteln. Es wird kein Büro geben,

Anja Siebert-Bright und Lioba Diez sind sich der Möglichkeit des Scheiterns bewusst, doch sie sind von der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit neuer Wege so überzeugt, dass sie sich aus der gesicherten Position im Gemeindedienst für drei bis sechs Jahre ins Ungewisse, Reizvolle begeben. „Es ist fantastisch, dass die Kirche mit uns etwas Innovatives wagt“, sagt Lioba Diez. Und dass sie ihr Bestes geben werden, fügt Anja Siebert-Bright überzeugt hinzu.

www.neukoelln-evangelisch.de

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(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Kirchen erhalten.... Heinz-Walter Knackmuss Lieber Herr Röger,die Kulturministerin des Landes Brandenburg, Dr. Manja Schüle, hat auf meine Anregung eine Verordnung erlassen, dass mit Zustimmung des Denkmalschtzes und des Konsistoriums Photovoltaik auf Kirchen der Normalfall sein soll. Das wäre eine Möglichkeit die Stromversorgung der Kirchengebäude autark zu machen, denn die Akkus erlauben eine Versorgung bei Tag und Nacht und durch die Einspeisungen noch Geld zu Verdienen und evtl. eine Heizung zu betreiben. Nun sind aber die Pfarrer dagegen und blockieren solche Maßnahmen. Sie haben im voauseilenden Gehorsam Angst, dass der Denkmalschutz das Projekt für Ihre Kirche ablehnen würden oder führen ästhetische Gründe an. Ich würde gern für die SMA in Rathenow dafür eine Spenenaktion starten, aber es fehlt die Zustimmung des Pfarrers. Ich finde, die Kirchenleitung müsste auch die Pfarrer motivieren, solche Projekte zu unterstützen.Wenn es den Christen mit dem Erhalt der Schöpfung Gottes wirklich ernst ist, müssten Photovoltaikanlagen auf alle Kirchendächer.
2. Die Kirche weiter umbauen Wolfgang Banse Nicht immer denkt eine Konsistorialpräsidentin.hier EKBO, Viola Vogel in den richtigen Kategorien.Ist sie eine Prophetin, Hellseherin, was den Zustand der EKBO betrifft.Bei grundsätzlichen Entscheidungen, sollte die Basisdemokratie angewendet w erden, hier Anhörung, Beteiligung der Kirchenglieder, im Bezug:"Wir sind das Kirchenvolk"Einsparungen, was das aufgeblähte Personal im Konsistorium betrifft.Der Rotstift sollte was das Personal anbetrifft, nicht das Bischofsbüro aussperren.Verabschiedung vom Beamtentum, Fahrer abschaffen,Mittelklasse PKw sich zu wenden.Pfarrwohnungen und Pfarrhäuser entsprechend zu aktuellem Mietzins vermieten.Die Kirche unterliegt keinem Modetrend, der wechselt.Gläubige identifizieren sich mit der Kirche, hier Kirchengemeinden, mit denen sie sich verbunden fühlen, beheimatet sind.Sie Familienkirchen , von der Taufe, über Konfirmation, Trauung bis zur Beerdigung für die Familie sind. Gemeindeglieder möchten nicht alle ein paar Jahre ein neues Gesangbuch...Dem Volk, hier Kirchenvolk auf`s Maul schauen, hier Reformator Martin Luther, sollte das Konsistorium beherzigen.Es ist nicht alle gut, was in der EKBO angedacht, umgesetzt wird.Kirchernmitgliedsaustritte zu Hauf belegen dies.
3. "Kontrast könnte nicht größer sein" Wolfgang Banse Die evangelische, protestantische Kirche sollte eindeutig Stellung, Position beziehen, wo sie steht im Bezug was die AFD betrifft.Lippenbekenntnisse sind nicht gefragt, sind fehl am Platz.Die Kirchen sollten sich intensiv beteiligen Ausländerfeindlichkeit, im Bezug:"Suchet der Stadt Bestes" Das Wächteramt, welches die Kirchen inne haben, sollte zum Vorschein kommen, im Bezug Antisemitismus, Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit,Behindertenfeindlichkeit.Aus der jüngsten deutschen Geschichte, hier 1933 bis 1945 sollten Lehren gezogen werden.Die Kirchen sind KPÖR, dieses sollten sie leben, erfahrbar werden lassen, im Bezug AFD. In drei neuen Bundesländern finden 2024 Landtagswahlen statt.Beide Amtskirchen sollten ein gemeinsames Wort zu den jeweiligen anstehenden Landtagswahlen herausgeben, im Hinblick auf die AFD.Flagge,Gesicht zeigen,wo für die Kirche, die Kirchen im Jahr 2024 stehen.

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