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Manfred Stolpe mit 83 Jahren gestorben

In der DDR war er ein Mann der Kirche, später ein Mann der Politik: Manfred Stolpe wurde Brandenburgs erster Ministerpräsident nach der Wiedervereinigung. Auch als Bundesminister trug er Verantwortung. Nun ist er gestorben.

Foto: Rolf Zöllner/epd

Von Yvonne Jennerjahn (epd)

Ministerpräsident und Bundesminister, davor Kirchenjurist und Unterhändler der evangelischen Kirche mit den DDR-Staatsorganen: Manfred Stolpe hat über Jahrzehnte hinweg teils hinter den Kulissen, später in der Öffentlichkeit gewirkt und Brandenburg als Landesvater Halt gegeben. Seine 2004 diagnostizierte Krebserkrankung hat er als Bundesminister zunächst verheimlicht, später ist der SPD-Politiker offen damit umgegangen. Zuletzt hat sie ihn so stark geschwächt, dass er jegliche Anfragen zu öffentlichen Äußerungen ablehnte. In der Nacht zum Sonntag ist Manfred Stolpe im Alter von 83 Jahren gestorben.

Die Stasi hat ihn auch in seiner Zeit als Politiker nach der Wiedervereinigung lange nicht losgelassen. Manch einen hat er sich wegen seiner Kontakte zum DDR-Geheimdienst zum erbitterten Feind gemacht. Andere bewunderten ihn. 

Manfred Stolpe wird am 16. Mai 1936 im heute polnischen Stettin geboren. Die Flucht in den Westen beendet die Familie 1945 bereits in Greifswald. In der DDR wird Stolpe Mitglied der FDJ, der Gesellschaft für Sport und Technik und bei der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft. Nach dem Jura-Studium tritt Stolpe 1959 in den Dienst der evangelischen Kirche. Der Berufswunsch Anwalt bleibt ihm verwehrt, weil er nicht in der SED oder einer der anderen Parteien ist. In der Kirchenverwaltung macht er schnell Karriere, 1969 wird er Leiter des Sekretariats des neu gegründeten DDR-Kirchenbundes, 1982 Konsistorialpräsident in Ost-Berlin.

"Von Anfang an war es mein Auftrag bei der Kirche, mit den Staatsorganen zu reden", hat Stolpe über seine langjährige Arbeit als Verhandlungsführer der Kirche in der DDR geschrieben: "Ich hatte keine Berührungsängste." Dabei sei es immer darum gegangen, was die Kirche für die Menschen tun könne. Er setzt sich für Kinder ein, die wegen ihres christlichen Glaubens benachteiligt werden, für politisch Inhaftierte und Ausreisewillige. Später wird man ihm die Kontakte vorwerfen.

Im Zuge der deutschen Vereinigung beschließt Stolpe, in die Politik zu gehen, um weiter Einfluss zu nehmen auf den Lauf der Dinge. Im Herbst 1990 gewinnt er in Brandenburg mit der SPD die Landtagswahl und wird Ministerpräsident. Mitte der 90er Jahre holt er mit der SPD bei der Landtagswahl in Brandenburg gut 54 Prozent der Stimmen. Kritiker werfen dem Landesvater vor, dort eine Art "kleine DDR" zu schaffen. Er selbst weist das als Verleumdung zurück. Was in der DDR sinnvoll gewesen sei wie Polikliniken, Kinderbetreuung, Ganztagsschulen, Frauenrechte, hätte bewahrt werden sollen, betont Stolpe. Die "Totalverteufelung der DDR" durch die einen habe hingegen nur zur "Glorifizierung der DDR" durch andere geführt.

Zu den Kontakten zum Ministerium für Staatssicherheit (MfS) bekennt sich Stolpe auch öffentlich. Die Behauptung eines CDU-Politikers, Stolpe sei Stasi-IM gewesen, wird vom Bundesverfassungsgericht verboten. Auch die evangelische Kirche steht zu ihm. Stolpe habe einen Auftrag für "schwierige Verhandlungen mit staatlichen Stellen" gehabt, heißt es dort 1992. Eines stehe jedoch nicht infrage: "Manfred Stolpe war ein Mann der Kirche, nicht des MfS."

2002 übergibt Manfred Stolpe die Regierungsgeschäfte in Potsdam an Matthias Platzeck (SPD) und wird bis 2005 Bundesverkehrsminister. "Pflichtempfinden" sei der Grund dafür gewesen, während der Krise bei der Einführung der Lkw-Maut seine Krebsdiagnose zu verheimlichen, hat er einmal in einem Interview gesagt. Er habe das Projekt "um jeden Preis in die Scheune bringen" und keine Schwäche zeigen wollen. "Hinterpommersche Sturheit und preußische Disziplin" hat ihm seine Ehefrau deshalb attestiert.

Vertreter aus Politik, Kirchen, und Gesellschaft würdigten Stolpe zu verschiedenen Anlässen als geradlinigen und pflichtbewussten Politiker, der sich stets den Menschen zugewandt und einen großen Beitrag zur deutschen Einheit geleistet habe, als verlässlichen Ratgeber und Brückenbauer. Sein wichtigster Erfolg in der DDR sei es gewesen, der Kirche trotz allen Gegenwinds einen eigenständigen Ort zu erhalten.
Auch im Ruhestand hat sich Manfred Stolpe weiter in Politik, Kultur und Kirche engagiert: gegen Rechtsextremismus, für Denkmalschutz und Kulturerbe, auch für den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche und den Erhalt des Doms zu Brandenburg an der Havel.

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1. Bischof Meister räumt Fehler ein, bleibt aber im AmtNr14,24,o3.20244 Wolfgang Banse Wie geht mnan mit Menschen um, die in der Kirche, hier Ev.luth. Landeskirche Hannover zu Schaden kommen,hier Umgang mit sexueller Gewalt.Das verhalten von Landesbischof Meister, früher Generalsuperintendent des Sprengels der EKBO ist nicht zu rechtfertigen. Trotz schwerwiegende Fehler bleibt er im Amt.Er sollte nicht allein entscheiden über diese Thematik.Hier sollten die mündigen Kirchenglieder der Ev.luth. Landeskirche darüber befinden, ob diese sich noch eine gedeihliche Zusammenarbeit mit Ralf Meister in der Ev.luth. Landeskirche Hanover vorstellen können.Ebenfalls sollte diese Thematik auf der Frühjahrs-Synode als Tagesordnungspunkt behandelt werden.Hier handelt sich um keine Lappalie, sondern um einen schwerwiegenden Fehler, der nicht mit einer Entschuldigung von Ralf Meister beglichen ist.
2. Kirchen erhalten.... Heinz-Walter Knackmuss Lieber Herr Röger,die Kulturministerin des Landes Brandenburg, Dr. Manja Schüle, hat auf meine Anregung eine Verordnung erlassen, dass mit Zustimmung des Denkmalschtzes und des Konsistoriums Photovoltaik auf Kirchen der Normalfall sein soll. Das wäre eine Möglichkeit die Stromversorgung der Kirchengebäude autark zu machen, denn die Akkus erlauben eine Versorgung bei Tag und Nacht und durch die Einspeisungen noch Geld zu Verdienen und evtl. eine Heizung zu betreiben. Nun sind aber die Pfarrer dagegen und blockieren solche Maßnahmen. Sie haben im voauseilenden Gehorsam Angst, dass der Denkmalschutz das Projekt für Ihre Kirche ablehnen würden oder führen ästhetische Gründe an. Ich würde gern für die SMA in Rathenow dafür eine Spenenaktion starten, aber es fehlt die Zustimmung des Pfarrers. Ich finde, die Kirchenleitung müsste auch die Pfarrer motivieren, solche Projekte zu unterstützen.Wenn es den Christen mit dem Erhalt der Schöpfung Gottes wirklich ernst ist, müssten Photovoltaikanlagen auf alle Kirchendächer.
3. Die Kirche weiter umbauen Wolfgang Banse Nicht immer denkt eine Konsistorialpräsidentin.hier EKBO, Viola Vogel in den richtigen Kategorien.Ist sie eine Prophetin, Hellseherin, was den Zustand der EKBO betrifft.Bei grundsätzlichen Entscheidungen, sollte die Basisdemokratie angewendet w erden, hier Anhörung, Beteiligung der Kirchenglieder, im Bezug:"Wir sind das Kirchenvolk"Einsparungen, was das aufgeblähte Personal im Konsistorium betrifft.Der Rotstift sollte was das Personal anbetrifft, nicht das Bischofsbüro aussperren.Verabschiedung vom Beamtentum, Fahrer abschaffen,Mittelklasse PKw sich zu wenden.Pfarrwohnungen und Pfarrhäuser entsprechend zu aktuellem Mietzins vermieten.Die Kirche unterliegt keinem Modetrend, der wechselt.Gläubige identifizieren sich mit der Kirche, hier Kirchengemeinden, mit denen sie sich verbunden fühlen, beheimatet sind.Sie Familienkirchen , von der Taufe, über Konfirmation, Trauung bis zur Beerdigung für die Familie sind. Gemeindeglieder möchten nicht alle ein paar Jahre ein neues Gesangbuch...Dem Volk, hier Kirchenvolk auf`s Maul schauen, hier Reformator Martin Luther, sollte das Konsistorium beherzigen.Es ist nicht alle gut, was in der EKBO angedacht, umgesetzt wird.Kirchernmitgliedsaustritte zu Hauf belegen dies.

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