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Mit Trostraum und Weihnachtsbotschaft

Bischof Christian Stäblein über die Zerissenheit zu Weihnachten und den Trost in Coronazeiten

Bischof Stäblein Weihnachten Corona
Die Heiligen drei Könige tragen Mund-Nasenschutz und bringen Klopapier, Seife und Desinfektionsmittel, von Marian Ulc, 2020, 80. Telgter Krippenausstellung "​Geheimnis der Nacht". Foto: epd

Von Bischof Christian Stäblein

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Geschwister, was für Zeiten. Weihnachten kommt. Und wir sind alle ziemlich hin- und hergerissen. ­Besonders die Beruflichen und die vielen Ehrenamtlichen, die Verantwortung für die Gottesdienste in den kommenden Wochen tragen. Können wir sie ­feiern? Oder ist es gerade viel mehr geboten, zum Schutz des Nächsten die Präsenzgottesdienste abzusagen, stattdessen auf die Gottesdienste in anderer Form und in den verschiedensten Medienkanälen zu setzen? Diese Fragen können einen ziemlich zerreißen. Denn zum einen, keine Frage, lieben wir alle die Christvespern, Metten und Krippenspiele, können uns ein Fest ohne sie kaum vorstellen. Seit Wochen planen und bereiten viele in unserer Kirche diese Gottesdienste vor, gerade auch unter den besonderen Umständen, mit Hygienevorschriften und unter der Devise „kurz, klein, häufig, draußen“. Ich erlebe viel Kreativität, Planungsbereitschaft und Verantwortungsgefühl. Zum anderen kommen wir in eine Phase, in der wir gehalten sind, alle nur denkbaren Kontakte zu minimieren. Die Frage wird lauter, warum ausgerechnet die Kirchen hier nun eine Ausnahme beanspruchen. Eine Ausnahme, die ihnen qua Religionsrecht zusteht, das bestreitet niemand. Aber steht uns die Ausnahme auch von unseren eigenen Werten her zu? Müssten wir nicht zum Schutz des Nächsten darauf verzichten? 

Es treibt mich hin und her zwischen diesen Positionen und ich erlebe es so, dass wir oft  beide Haltungen in uns haben. Da mag man dann beide Überzeugungen noch mit der schönen Frage „Was würde Jesus tun?“ verbinden, eine eindeutige Antwort ergibt das leider auch nicht. Einerseits wird man sagen können: Jesus – und durch ihn verkörpert die Grundhaltung der Liebe – legt immer den Verzicht zum Wohle des anderen nahe. Oder wie es in einer „Spiegel“-Kolumne dieser Tage hieß: Jesus würde Oma nicht besuchen, sondern Oma schützen. Andererseits lässt sich gerade aus der Grundhaltung der Liebe betonen: Jesus war da, bei den Menschen, gerade auch den Kranken, gerade bei denen. Einsamkeit macht bekanntlich auch krank.  

Als Kirche, als Christ*innen, müssen wir für den Nächsten da sein, füreinander. Das sagt mir mein Glaube. Mit Seelsorge, offenen Kirchen, verschiedenen Formaten, kurzen, kleinen Gottesdiensten, selbstverständlich nur da, wo es möglich und verantwortbar ist. Da da sein. 

Es gilt gut evangelisch, dass Entscheidungen, ob hier ohne Risiko Gottesdienst gefeiert werden kann, nicht von „oben“ getroffen und dann durchgestellt werden, sondern Kirche ganz Kirche vor Ort ist und dort die Verantwortung trägt. Allerdings höre ich dann wieder: Ach so, dann lasst ihr die Menschen also mit der Verantwortung vor Ort allein? Und so bleibt es ein gutes Stück ein Zerrissensein, in dem ich nur versuchen kann, diese und jene zu stärken. Die Gottesdienste in Präsenz feiern, will ich stärken, weil ich weiß, sie tun das höchst verantwortlich und weil sie so für die Menschen da sind, mit Trostraum und Weihnachtsbotschaft. Und die, die Gottesdienste absagen und auf andere ­Kanäle setzen, will ich auch stützen, weil ich weiß, sie tun das wahrlich nicht leichten Herzens und aus demselben Auftrag der Nächstenliebe. 

Beiden Haltungen und uns allen will ich gerne zurufen: Der Besuch ist längst da, Jesus ist längst gekommen. Über Weihnachten ist schon entschieden worden, vor 2000 Jahren. Die ganze Kirche wird zu diesem Fest ein Gottesdienst, ob zu Hause, im Radio oder im Kirchgebäude, ob auf dem Platz draußen, im Fern­sehen oder am Telefon, in aller Brüchigkeit und Zerrissenheit, an den Krankenbetten und in den Wohnzimmern, in aller Aufteilung ein Gottesdienst.

Und wenn Sie mögen, können Sie am Heiligabend um 20 Uhr auf dem Balkon oder vor der Tür, wo auch immer Sie sind, ein gemeinsames „Stille Nacht, Heilige Nacht“ singen. Dass es von Nord nach Süd, von Ost nach West in jedes Ohr und Herz dringe: Jesus ist geboren. Und längst da. Kommt in unsere Zerrissenheit. Und macht sie ganz. 

Ich danke Ihnen! Und wünsche gesegnete Weihnachten. 

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1. Bischof Meister räumt Fehler ein, bleibt aber im AmtNr14,24,o3.20244 Wolfgang Banse Wie geht mnan mit Menschen um, die in der Kirche, hier Ev.luth. Landeskirche Hannover zu Schaden kommen,hier Umgang mit sexueller Gewalt.Das verhalten von Landesbischof Meister, früher Generalsuperintendent des Sprengels der EKBO ist nicht zu rechtfertigen. Trotz schwerwiegende Fehler bleibt er im Amt.Er sollte nicht allein entscheiden über diese Thematik.Hier sollten die mündigen Kirchenglieder der Ev.luth. Landeskirche darüber befinden, ob diese sich noch eine gedeihliche Zusammenarbeit mit Ralf Meister in der Ev.luth. Landeskirche Hanover vorstellen können.Ebenfalls sollte diese Thematik auf der Frühjahrs-Synode als Tagesordnungspunkt behandelt werden.Hier handelt sich um keine Lappalie, sondern um einen schwerwiegenden Fehler, der nicht mit einer Entschuldigung von Ralf Meister beglichen ist.
2. Kirchen erhalten.... Heinz-Walter Knackmuss Lieber Herr Röger,die Kulturministerin des Landes Brandenburg, Dr. Manja Schüle, hat auf meine Anregung eine Verordnung erlassen, dass mit Zustimmung des Denkmalschtzes und des Konsistoriums Photovoltaik auf Kirchen der Normalfall sein soll. Das wäre eine Möglichkeit die Stromversorgung der Kirchengebäude autark zu machen, denn die Akkus erlauben eine Versorgung bei Tag und Nacht und durch die Einspeisungen noch Geld zu Verdienen und evtl. eine Heizung zu betreiben. Nun sind aber die Pfarrer dagegen und blockieren solche Maßnahmen. Sie haben im voauseilenden Gehorsam Angst, dass der Denkmalschutz das Projekt für Ihre Kirche ablehnen würden oder führen ästhetische Gründe an. Ich würde gern für die SMA in Rathenow dafür eine Spenenaktion starten, aber es fehlt die Zustimmung des Pfarrers. Ich finde, die Kirchenleitung müsste auch die Pfarrer motivieren, solche Projekte zu unterstützen.Wenn es den Christen mit dem Erhalt der Schöpfung Gottes wirklich ernst ist, müssten Photovoltaikanlagen auf alle Kirchendächer.
3. Die Kirche weiter umbauen Wolfgang Banse Nicht immer denkt eine Konsistorialpräsidentin.hier EKBO, Viola Vogel in den richtigen Kategorien.Ist sie eine Prophetin, Hellseherin, was den Zustand der EKBO betrifft.Bei grundsätzlichen Entscheidungen, sollte die Basisdemokratie angewendet w erden, hier Anhörung, Beteiligung der Kirchenglieder, im Bezug:"Wir sind das Kirchenvolk"Einsparungen, was das aufgeblähte Personal im Konsistorium betrifft.Der Rotstift sollte was das Personal anbetrifft, nicht das Bischofsbüro aussperren.Verabschiedung vom Beamtentum, Fahrer abschaffen,Mittelklasse PKw sich zu wenden.Pfarrwohnungen und Pfarrhäuser entsprechend zu aktuellem Mietzins vermieten.Die Kirche unterliegt keinem Modetrend, der wechselt.Gläubige identifizieren sich mit der Kirche, hier Kirchengemeinden, mit denen sie sich verbunden fühlen, beheimatet sind.Sie Familienkirchen , von der Taufe, über Konfirmation, Trauung bis zur Beerdigung für die Familie sind. Gemeindeglieder möchten nicht alle ein paar Jahre ein neues Gesangbuch...Dem Volk, hier Kirchenvolk auf`s Maul schauen, hier Reformator Martin Luther, sollte das Konsistorium beherzigen.Es ist nicht alle gut, was in der EKBO angedacht, umgesetzt wird.Kirchernmitgliedsaustritte zu Hauf belegen dies.

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