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Mit Würde, Wachheit und Barmherzigkeit

Am 6. August wäre Viola Kennert 70 Jahre geworden. Die Theologin, die lange Jahre in der EKBO gewirkt hat, starb im Juli 2020 nach kurzer Krankheit. Nun erscheint ihre Biografie im Wichern-Verlag. Pröpstin Maria-Christina Bammel hat das Geleitwort zum Buch geschrieben. Hier ist es vorabgedruckt.

Viola Kennert hatte den besonderen Sinn für das Erzählen – gedankenreich und einfühlsam. Foto: privat

Dieses Buch erzählt in so umsichtig wie liebevoll kompilierten Vorträgen, Zeugnissen, Predigten, Andachten, Tagebucheinträgen und Bildern die Lebensgeschichte einer herausragenden Frau unserer Kirche. 

Mit Würde, Wachheit und Warmherzigkeit hat Viola Kennert Menschen und Gemeinden, einen Kirchenkreis und viele Vorhaben – landeskirchlich, weit über die Landeskirche hinaus, ökumenisch und im Gespräch mit den Religionen – in einer Weise geleitet, die sich in die Geschichte nicht nur dieser Kirche eingeprägt hat. Auf den Seiten wird erzählt von einer Frau mit Strahlkraft, die sich aus tiefen inneren Quellen speisen konnte, so wie aus der Gemeinschaft mit Menschen, die ihr Herz berührten – und vor allem aus der theologischen Arbeit. 

Dieses Buch erzählt mit Bildern und Gedanken von Freundinnen und Freunde, vieler, die gemeinsam mit Viola Kennert Wege gegangen sind, wie kostbar jede einzelne Erinnerung ist und sich zusammenfügen kann zu einem ebenso kostbaren Kapitel Kirchengeschichte. 

Strukturen in Bewegung 


Die Zeilen atmen in allem Schmerz um ihren Verlust eine unvergleichbar tiefe Dankbarkeit all derer, die mit ihr leben, ihr begegnen und mit ihr arbeiten durften. Sie hat Menschen und Gemeinden gelehrt, gefördert, getragen und dabei tief berührt. Viola Kennert hat dabei mit allein schon äußerlich unübersehbarer Eleganz, mit Anmut und mit beeindruckender geistlich-geistiger Stärke Strukturen in Bewegung gebracht, die tatsächlich dringend Bewegung brauchten. Es konnte zu einer ungemein schönen Bereicherung werden, ihr zu begegnen und ihr zuhören zu dürfen. 

Unvergessen sind mir die Abende im Pastoralkolleg: Sie hat dazu ermutigt, das Gelungene zu feiern und das, was im Fragment blieb, nicht schönzureden. Selbst ihre Kritik war getragen von wohltuender Besonnenheit, Klarheit und echter Zuwendung. Die musste sie nicht inszenieren, denn sie gehörte zu ihrem Wesen. Das hat sie eingebracht, für mich damals nicht weniger eindrücklich auch im landeskirchlichen Mentoringprogramm für Frauen. 

Ein unvergessener Abend


So professionell und echt die Worte, mit Leben, Kompetenz und Erfahrung gefüllt, sie hatten an einem Abend, der auch hier im Buch Erwähnung findet, alle, die so glücklich gewesen waren, dabei zu sein, in ihren Bann gezogen. Direkt gesprochen und ohne jede Floskel – über Schmerz und Freude des Leitens, über Grenzen des Machbaren, über Erlittenes und Errungenes. Man hätte diesen Abend aufzeichnen sollen. So bleibt er aufgezeichnet in den Herzen und Köpfen derer, die zugehört haben und ihre Fragen stellen konnten. 

Viola Kennerts Predigten atmeten dieselbe Geistkraft. Als ob es ein Gespräch wäre, das möglichst nicht aufhören sollte. Ich habe nicht nur einmal anschließend nachgefragt, ob es ihre Worte noch einmal zum Nachlesen gibt; dieser besondere Sinn für das Erzählen – welterfahren, gedankenreich, einfühlsam und auf den Punkt gebracht – war gemacht dazu, mehr als einmal aufgenommen und bedacht zu werden.

Die unbekannte Strecke vor sich


Als wir Viola Kennert nach dem Ruhestand gebeten hatten, über einen Vorsitz der Kommission zur individuellen Aufarbeitung erlittener sexualisierter Gewalt nachzudenken, hat sie sehr besonnen abgewogen, welche Last sie tragen würde und von welchem Team sie in dieser Aufgabe getragen werden würde. Dann hat sie „ja“ gesagt und noch einmal gewissenhaft, präzis und engagiert begonnen, als ein Gesicht dieser Kirche für betroffene und verletzte Menschen da zu sein. 

Dann wurde sie auch in dieser Aufgabe im Frühjahr 2020 hart und abrupt unterbrochen. Wochen der Isolation. Als sie im Juni 2020 zu Hause ist, schreibt sie davon, wie Lebenskräfte spürbar werden, die sie lange vermisst hatte, dankt für jedes begleitende Wort, das sie „aufgesogen“ habe. Selbst in dieser Situation vergisst sie nicht, Gutes zu wünschen und zugewandte Worte zu finden. Dass eine unbekannte Strecke vor ihr liegt, erwähnt sie nur wie nebenbei. 

Immer wieder habe ich diese Juni-Notiz gelesen, weil sie mir kostbar geworden ist. Und bin nun so froh, noch viel mehr von Viola Kennert und über sie lesen zu können. Sie werden es ebenfalls sein, liebe Lesegemeinschaft. Und vielleicht wird es sein, dass Sie, so wie ich – berührt und getröstet, dankbar und bereichert – sagen können: Was für ein Segen, der unsichtbar und sichtbar durch Viola Kennert gewirkt hat!

Michael Kennert (Hrsg.), Viola Kennert. Gotteswürdig und menschenwürdig leben. Eine Frau der Kirche in Texten und Begegnungen, Wichern-Verlag Berlin 2022, 290 Seiten, 30 Euro

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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