Ortrud Nowak über ihren Konfirmationsspruch
Vater erzählte mir die Geschichte von einem Vogel, der alle hundert Jahre seinen Schnabel an einem hohen Berg wetze. Wenn der Berg abgetragen sei, dann sei die erste Sekunde der Ewigkeit vergangen. Dieses Bild einer unvorstellbar langen Zeit wühlte meine junge Seele auf. Meine kindliche Vorstellung, in einer dunklen Ewigkeit abwarten zu müssen, bis alle Berge der Welt auf diese Weise abgetragen sein würden, machte mir Angst. Doch das jugendliche Leben drehte sich um Berufliches, Materielles. Nur in besonders stillen Momenten schlich sich die enge Frage ein: „Wie ist das mit der unendlichen Ewigkeit?“
Der plötzliche Unfalltod meines Bruders gab mir schließlich den Anstoß, den Weg zu probieren, den mir mein Konfirmationsspruch versprach. Diese sich nun wieder einschleichende Angst vor der Endlichkeit und der ungewissen Ewigkeit musste ich loswerden. Trotzig sprach ich immer das gleiche Gebet: „Gott, nimm diese Furcht weg.“
Eines Tages während meiner Suche nach innerer Befreiung ging ich in die Kirche und hörte dort den Segensspruch: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.“ Das wars. Dieser Vers wurde mein Befreiungswort. Lebensangst und Menschenfurcht waren wie weggeblasen, bis heute. Im Rückblick hat Gott sein Konfirmationsversprechen erfüllt.