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Quelle lebendigen Wassers ist verschwunden

Superintendent Frank Schürer-­Behrmann im Interview über das Fischsterben in der Oder

Fast 200 Tonnen toter Fische wurden aus der Oder geborgen. Foto: Hanno Böck/CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Das Fischsterben an der Oder ist eine Katastrophe historischen Ausmaßes. Experten rechnen mit langfristigen Schäden. Die natürliche Unversehrtheit der Oder sei für Christen spirituell und ideell wichtig, sagt Frank Schürer-­Behrmann, Superintendent des Kirchenkreises Oderland-Spree, im Interview mit Uli Schulte Döinghaus. Das Thema bewegt auch die Kirchengemeinden. Die polnischen und deutschen Kirchenpartner ­ziehen an einem Strang – für eine regenerierte Oder. 

Herr Schürer-Behrmann, es scheint, als wäre das Fischsterben in der Oder aus den Schlagzeilen geraten. Wie sehr ist bei den Menschen, die an der Oder leben, noch präsent?

Das Thema ist hier außerordentlich präsent. Die Regionalzeitungen berichten jeden Tag ausführlich über die Situation, wie sie ist. Aber auch über die Aufklärungsbemüh­ungen. Die Menschen hier sind ­bedrückt und ver­unsichert. Der Fluss ist ja für die, die hier leben, ein Teil ihres Lebensraums. 

Welche Kirchengemeinden in Ihrem Kirchenkreis sind unmittelbar betroffen?

Rund 10 Kirchengemeinden in den Regionen Bad Freienwalde, Seelow, Frankfurt/Oder und Eisenhüttenstadt.

Haben Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen dort die aktuelle Situation zum Thema gemacht, etwa in Gottesdiensten und Andachten?

Ja, natürlich ist das Fischsterben in den Gebeten aufgenommen worden. Es war und ist ein wichtiges Thema in den Kirchengemeinden …

… zumal das Leben am Fluss, der Fischreichtum und der Segen, der aus dem Wasser kommt, ein zutiefst biblisches Thema sind.  

Zur Jahreslosung 2018 „Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst“ haben wir ein Themenplakat mit einem Bild von der Oder und den Oderauen herausgegeben. Das Plakat ging weg wie verrückt. Die natürliche Unversehrtheit des Flusses, abgesehen von ­seiner wirtschaftlichen Bedeutung für die Fischer, ist für uns Christen spirituell und ideell wichtig. Wir wollen das auch am nächsten Sonntag, 4. September, im Rahmen einer Andacht hier in Frankfurt an der Oder unterstreichen, die dem dann beginnenden „Monat für den Schutz der Schöpfung“ gewidmet ist.

An der Oder hat der „Schutz der Schöpfung“ gerade versagt. Die Oder galt bisher als ein einigermaßen intakter Fluss, das zeigen eindrucksvolle Bilder von Anglern, die überlange Welse präsentieren. 

Deswegen werden wir während der Andacht auch ein Schuld­bekenntnis ablegen. Sicher geht es zunächst darum, den konkreten ­Ablauf zu ermitteln und Verantwortliche zu benennen. Da­rüber ­hinaus wollen wir uns die Frage ­stellen, wie wir alle mit unserem ­Lebensstil zu solchen Umweltkatastrophen beitragen, zur Klimaer­wärmung, zu austrocknenden Flüssen, Versalzung, Fischsterben.

Es gab und gibt Schuldzuweisungen zwischen Polen und Deutschen. Haben Sie Sorge, dass die gute Nachbarschaft leidet? Dass die Oder wieder Streit statt Zusammenhalt stiftet? Und das es auch die kirchliche Zusammen­arbeit betrifft?

Für den kirchlichen Bereich trifft das nicht zu. Das zeigt auch die ­„Gemeinsame Erklärung anlässlich des Fischsterbens im August 2022“, die aktuell von evangelischen und katholischen Bischöfen sowie von der Görlitzer Generalsuperintendentin herausgegeben wurde. Darin heißt es unter anderem: „Nach vielen Jahren, in denen die Oder unsere Länder getrennt hat, haben wir uns als Christinnen und Christen in den letzten Jahrzehnten dafür eingesetzt, dass die Oder ein deutsch-­polnischer Fluss ist, der Menschen in einem gemeinsamen Kulturraum verbindet.“

Wie hilfreich ist so eine Erklärung?

Immerhin hat sie die Tagesschau gemeldet und verbreitet. Allemal könnte die Erklärung der kirch­lichen „Oder-Repräsentanten“ ein Anstoß zu noch mehr Begegnungen sein …

... zumal sich der nächste Streitpunkt zwischen Naturschutz und Wirtschaft aufdrängt. Es gibt – besonders in Polen – Forderungen nach Odervertiefung und Oder­ausbau für eine intensivere ­Binnenschifffahrt … 

Deshalb muss es auf der staat­lichen wie auf der zivilgesellschaftlichen Ebene noch mehr Gespräche zwischen allen Beteiligten geben, um wirklich die gegenseitigen Positionen zu kennen und dann auch zu Vereinbarungen zu kommen. Die Oder trennt uns nicht, sondern ist eine Lebensader für eine Landschaft und ihre Bewohner, die sich über zwei Staaten erstreckt. 

Am 4. September um 16 Uhr lädt das Oekumenische Europa-Centrum Frankfurt (Oder) zum Beginn der Ökumenischen Schöpfungszeit zum polnisch-deutschen Gebet für die Oder in die Friedenskirche ein. Superintendent Frank Schürer-Behrmann und der polnische katholische Studierendenseelsorger Rafal Mocny leiten das Gebet.

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(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Bischof Meister räumt Fehler ein, bleibt aber im AmtNr14,24,o3.20244 Wolfgang Banse Wie geht mnan mit Menschen um, die in der Kirche, hier Ev.luth. Landeskirche Hannover zu Schaden kommen,hier Umgang mit sexueller Gewalt.Das verhalten von Landesbischof Meister, früher Generalsuperintendent des Sprengels der EKBO ist nicht zu rechtfertigen. Trotz schwerwiegende Fehler bleibt er im Amt.Er sollte nicht allein entscheiden über diese Thematik.Hier sollten die mündigen Kirchenglieder der Ev.luth. Landeskirche darüber befinden, ob diese sich noch eine gedeihliche Zusammenarbeit mit Ralf Meister in der Ev.luth. Landeskirche Hanover vorstellen können.Ebenfalls sollte diese Thematik auf der Frühjahrs-Synode als Tagesordnungspunkt behandelt werden.Hier handelt sich um keine Lappalie, sondern um einen schwerwiegenden Fehler, der nicht mit einer Entschuldigung von Ralf Meister beglichen ist.
2. Kirchen erhalten.... Heinz-Walter Knackmuss Lieber Herr Röger,die Kulturministerin des Landes Brandenburg, Dr. Manja Schüle, hat auf meine Anregung eine Verordnung erlassen, dass mit Zustimmung des Denkmalschtzes und des Konsistoriums Photovoltaik auf Kirchen der Normalfall sein soll. Das wäre eine Möglichkeit die Stromversorgung der Kirchengebäude autark zu machen, denn die Akkus erlauben eine Versorgung bei Tag und Nacht und durch die Einspeisungen noch Geld zu Verdienen und evtl. eine Heizung zu betreiben. Nun sind aber die Pfarrer dagegen und blockieren solche Maßnahmen. Sie haben im voauseilenden Gehorsam Angst, dass der Denkmalschutz das Projekt für Ihre Kirche ablehnen würden oder führen ästhetische Gründe an. Ich würde gern für die SMA in Rathenow dafür eine Spenenaktion starten, aber es fehlt die Zustimmung des Pfarrers. Ich finde, die Kirchenleitung müsste auch die Pfarrer motivieren, solche Projekte zu unterstützen.Wenn es den Christen mit dem Erhalt der Schöpfung Gottes wirklich ernst ist, müssten Photovoltaikanlagen auf alle Kirchendächer.
3. Die Kirche weiter umbauen Wolfgang Banse Nicht immer denkt eine Konsistorialpräsidentin.hier EKBO, Viola Vogel in den richtigen Kategorien.Ist sie eine Prophetin, Hellseherin, was den Zustand der EKBO betrifft.Bei grundsätzlichen Entscheidungen, sollte die Basisdemokratie angewendet w erden, hier Anhörung, Beteiligung der Kirchenglieder, im Bezug:"Wir sind das Kirchenvolk"Einsparungen, was das aufgeblähte Personal im Konsistorium betrifft.Der Rotstift sollte was das Personal anbetrifft, nicht das Bischofsbüro aussperren.Verabschiedung vom Beamtentum, Fahrer abschaffen,Mittelklasse PKw sich zu wenden.Pfarrwohnungen und Pfarrhäuser entsprechend zu aktuellem Mietzins vermieten.Die Kirche unterliegt keinem Modetrend, der wechselt.Gläubige identifizieren sich mit der Kirche, hier Kirchengemeinden, mit denen sie sich verbunden fühlen, beheimatet sind.Sie Familienkirchen , von der Taufe, über Konfirmation, Trauung bis zur Beerdigung für die Familie sind. Gemeindeglieder möchten nicht alle ein paar Jahre ein neues Gesangbuch...Dem Volk, hier Kirchenvolk auf`s Maul schauen, hier Reformator Martin Luther, sollte das Konsistorium beherzigen.Es ist nicht alle gut, was in der EKBO angedacht, umgesetzt wird.Kirchernmitgliedsaustritte zu Hauf belegen dies.

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