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Reformstau auflösen

Die katholische Kirche sucht den Weg aus der Glaubwürdigkeitskrise. Die deutschen Bischöfe und das Zentral­komitee der deutschen ­Katholiken starteten in der ­vergangenen Woche den Synodalen Weg mit einer Synodal­versammlung in Frankfurt am Main. Zwei Jahre lang diskutieren Bischöfe und Laien über Macht, Missbrauch, Sexual­moral und Frauenämter. Am Ende sollen Reformen stehen.

Der synodale Weg
Foto: epd

Von Christian Weisner

Papst Franziskus hätte seine Freude gehabt. Auf der ersten Vollversammlung des Synodalen Weges wurde so freimütig debattiert, so respektvoll zugehört wie lange nicht in einem offiziellen katho­lischen Gremium. Zwar ist der Synodale Weg, und das ganz bewusst, keine Synode nach katholischem Kirchenrecht, aber endlich liegen die Reizthemen Macht, Zölibat, ­Sexualmoral und vor allem Frauenämter offen auf dem Tisch. Themen, die die Missbrauchsstudie im Auftrag der deutschen Bischöfe als Risikofaktoren sexualisierter Gewalt und Vertuschung benannte, die aber auch schon seit Jahrzehnten die Reformdiskussionen bestimmen.

Ja, auch die katholische Kirche kennt und kann Synodalität, das gemeinsame Gehen eines Weges. Das hat sich in Frankfurt im ehemaligen Dominikanerkloster gezeigt, das jetzt der evangelischen Kirche gehört. 230 Katholik*-innen, aufgereiht nach ­Alphabet und nicht nach Rang, die Bischöfe ohne Talar in den Kirchenbänken. Der Verzicht auf solche Machtsymboliken prägte die Versammlung, die unter den Augen internationaler und ökumenischer Gäste, des päpstlichen Botschafters und der medialen Öffentlichkeit stattfand. 

Nach der Aufdeckung des Missbrauchs am Berliner Canisius-­Kolleg im Januar 2010 hatten die ­Bischöfe es noch alleine versucht mit einem von ihnen kontrollierten Dialogprozess, der aber sehr schnell im Sande verlief. Das durfte nicht noch einmal passieren. Nach den erschütternden Ergebnissen der Missbrauchsstudie, der sogenannten MHG-Studie, hatten deshalb die Bischöfe das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, die offizielle Vertretung des Kirchenvolkes, um Mithilfe gebeten. Und das Zent­ralkomitee willigte ein, auch wenn das mit dem Vatikan abgestimmte Statut des Synodalen Weges immer noch den Klerikern und Männern eine starke Übermacht zugesteht, alle Beschlüsse auch eine Zweidrittelmehrheit der Bischöfe erfordern. Aber vieles auf dem Synodalen Weg, angefangen von der Versammlungsleitung bis zur Presse­arbeit, findet partnerschaftlich und auf Augenhöhe zwischen Bischofskonferenz und Zentralkomitee statt. Es ist ein Einüben in Geschwisterlichkeit. 

Was können aber der auf zwei Jahre angelegte Synodale Weg und seine vier thematischen Foren überhaupt wirksam beschließen? Nach derzeitigem Kirchenrecht muss dies ohnehin jeder einzelne Bischof für sein Bistum tun. Und viele der grundsätzlichen Fragen wie das Zölibat für Priester oder die Weihe von Frauen sind und bleiben dem Papst oder gar einem Konzil vorbehalten. 

Aber wenn es hier in Deutschland mit seiner weltweit anerkannten Theologie gelingen sollte, eine theologische Auseinandersetzung auf der Höhe der Zeit zu führen und tragfähige Lösungsvorschläge für die aufgestauten Reformen zu finden, dann werden diese auch vom Vatikan – das ist meine Hoffnung - nicht mehr ignoriert werden können. 

Denn die durch die Missbrauchsskandale offenbar gewordene Kirchenleitungskrise und die Verweigerung von zeitgemäßen Reformen gibt es nicht nur in Deutschland. Weltweit, das zeigen die Missbrauchsskandale, befindet sich die römisch-katholische Kirche in einer existenziellen Krise. Wenn es da dem Synodalen Weg gelingen würde, neue Möglichkeiten auf­zuzeigen, wäre das kein deutscher Sonderweg, sondern ein Dienst an der Weltkirche. 

Die Auftaktversammlung des Synodalen Weges war ein hoffnungsvoller Beginn, der zugleich aber auch die Klippen dieses Reformkurses neuen Typs erahnen ließ. Das zeigte schon die intensive Geschäftsordnungsdebatte. Da wurde eine Sperrminorität der ­Bischöfe abgelehnt, aber in ge­wissen Fällen wird ein Votum der Frauen notwendig sein.  

Vor allem den Frauenverbänden und den Aktionen von Maria 2.0 war es zu verdanken, dass es beim Synodalen Weg überhaupt ein Frauenforum gibt. Hier in Frankfurt waren die Frauen mit Gottesdiensten und Mahnwachen sehr präsent. Und es gibt zumindest einige Bischöfe, die deutlich zum Ausdruck bringen, dass die Kirche den Kontakt zu diesen Frauen nicht ganz verlieren will.

Die Erwartungen sind hoch, dass der partizipative und transparente Ansatz des Synodalen Weges in ­dieser Weise fortgeführt wird und zumindest zu konkreten Lösungsvorschlägen führt, auch wenn diese noch an anderer Stelle in Kraft ­gesetzt werden müssen. Helfen wir hier in Deutschland Papst Franziskus, der eine synodale ­Kirche auf ­allen Ebenen will! 

Christian Weisner ist Mitinitiator des ­KirchenVolksBegehrens „Wir sind Kirche“ und ­Mitglied im „Wir-sind- ­Kirche“-Bundesteam.

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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