Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

Rückblick mit Dank – hoffnungsvoll in die Zukunft

Am vergangenen Samstag wurde Bischof Markus Dröge aus dem Amt verabschiedet und Christian Stäblein als neuer Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz eingeführt. Friederike Höhn war dabei.

<span style="font-size: 11px;">Markus Dröge und Bischof Christian Stäblein. Foto: epd</span>



Von Friederike Höhn

Rituale. Unser Leben ist bestimmt davon, das christliche Leben insbesondere, im Großen wie im Kleinen. Der morgendliche Blick auf die Tageslosung, das Falten der Hände zum Gebet, die erhobenen Arme zur Spende des Segens. Ohne Rituale würde vieles verloren gehen im Zwischenmenschlichen. Denn Rituale sind geregelte Kommunikation. Einmal erlernt und erlebt, geben sie dem privaten wie kirchlichen Zusammenleben Struktur.

Auch wenn sich manches ganz schön verstaubt und tausendmal gelebt anfühlt: Sie faszinieren immer wieder. Spätestens zu Weihnachten wird uns das wieder klar werden, wenn die ersten Töne des „Weihnachtsoratoriums“ von Bach erklingen und das Kribbeln kommt.

Einem besonderen Ritual konnten alle am vergangenen Samstag beiwohnen – vor Ort in der St. Marienkirche in Berlin-Mitte, nebenan live übertragen im Berliner Dom oder ganz gemütlich zu Hause vor dem Fernseher. Es war ein Initiationsritual, das Abschied und Neuanfang kennzeichnete, und für die beiden Protagonisten jeweils die Schwelle zu einem neuen Lebensabschnitt markierte.

Markus Dröge: frei von dienstlichen Pflichten
Bischof Markus Dröge durfte nach zehn Jahren das Bischofskreuz ablegen und mit nun 65 Jahren in den Ruhestand treten. Zuvor führte er seinen Nachfolger, Bischof Christian Stäblein, ins Amt ein. „Zwei Bischöfe. Zwei Pfarrer, zwei Kinder Gottes, getauft und gesendet in die Welt. Wir blicken zurück mit Dank und schauen in die Zukunft voller Hoffnung“, begrüßte Gemeindepfarrerin Corinna Zisselsberger die versammelte Festgemeinde.

Rückblick mit Dank – das galt dem scheidenden Bischof Markus Dröge, der mit diesem Gottesdienst von den Bischofsaufgaben entpflichtet wurde. „Du bleibst berufen, deine Gaben in die Gemeinde Jesu Christi einzubringen, du bist aber frei von den dienstlichen Pflichten in deinem Amt als Bischof“, sagte Präses Sigrun Neuwerth und nahm dem sichtlich gerührten Markus Dröge das Kreuz ab. In seinem Abschiedsgruß dankte er für die Offenheit, mit der ihm innerhalb und außerhalb der Kirche begegnet wurde. Er wird der Region erhalten bleiben und nun – nachdem es seine Frau zehn Jahre vorgemacht hatte – zwischen dem Rheinland und Berlin pendeln. „Ich freue mich, dass ich hier eine Heimat habe.“

Christian Stäblein: anders herausgegangen als hinein
Der hoffnungsvolle Blick in die Zukunft richtete sich auf Christian Stäblein. Der ist sich der besonderen Kraft von Ritualen bewusst: „Es wird etwas anders dadurch, dass ich es vor Gott bringe. Wir gehen da anders raus, als wir hineingegangen sind. Und wir vertrauen darauf, dass diese Rituale einen Unterschied machen“, sagte er im Gespräch wenige Tage vor dem Festgottesdienst gegenüber „die Kirche“. Die Veränderung, die sich vollzog, war Christian Stäblein anzusehen: beim Einzug das Gesicht noch angespannt, fest und hochkonzentriert, bei der Einsegnung dankbar und gelöst und auf der Kanzel bei der ersten Predigt als Bischof ganz in seinem Element. Wort- und gestenreich legte er Psalm 85 aus, mit dem Leitwort des Gottesdienstes „Dass Gerechtigkeit und Frieden sich küssen“.

In der Gestaltung des Gottesdienstes wurde alles aufgefahren, was evangelische Kirche heute kennzeichnet. Vielfalt in der Musik mit Orgelspiel, mit Bläsern und modernen Klängen von Gitarre und Percussion. Mit dem Staats- und Domchor zu Berlin, mit neuem und altem Liedgut. Vielfalt in der Mitwirkung, die Liturgie gemeinsam getragen von Ordinierten und Laien, von Männern und Frauen, mit Beteiligung der Jugend und natürlich der Ökumene und des interreligiösen Dialogs. Und Vielfalt der Gläubigen, aus der sich die Festgemeinde zusammensetzte, mit Mitgliedern der Landeskirche und der nationalen und internationalen Kirchen aus vielen Konfessionen und Religionen, aus Politik und Gesellschaft, Familien und Freunde des neuen und des alten Bischofs, Gemeindeglieder aus St. Marien. Inklusiv durch Gebärdendolmetscher*innen, sodass alle mitfeiern konnten.

Die besonderen Gefühle, die Rituale hervorrufen, stellten sich ein, beim Hören und Singen, beim Beten und Beobachten. Und an den richtigen Stellen brach das Geschehen aus dem Ritual aus: als die Jugendvertreterin Greta Stolte den neuen Bischof mit High Five begrüßte, als der Jazz-Trompeter Jürgen Hahn den Gospel-Hit „When the Saints Go Marching In“ spielend durch das Kirchenschiff wandelte.

Stimme für Toleranz, Frieden und gegen Antisemitismus
Zum Ende folgten Grußworte. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) dankten Markus Dröge für die gute Zusammenarbeit und freuten sich auf deren Fortsetzung mit Christian Stäblein. EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm hob in seinem Grußwort das unermüdliche Engagement des scheidenden Bischofs hervor: „Bei vielen Themen öffentlicher Theologie war Markus Dröge als Hauptstadtbischof eine starke und profilierte Stimme. Und er wird es auch als Mitglied im Rat der EKD bleiben.“ Diesem wird Markus Dröge bis zum Ende der aktuellen Amtszeit 2021 weiter angehören. Ob auch Christian Stäblein dann einen Platz im Rat der EKD anstrebt? Bedford-Strohm würde sich freuen. Er zeigte sich davon überzeugt, dass Christian Stäblein diese starke Stimme weiter erheben wird: „Flagge zu zeigen für Demokratie, für Toleranz, für Weltoffenheit, das ist eine Aufgabe für uns alle.“

Ein klares Statement für den jüdisch-christlichen Dialog wurde mit der Wahl von Rabbiner Andreas Nachama als Lektor des Predigttextes gesetzt, der diesen, der jüdischen Tradition folgend, auch auf Hebräisch sang. In der Predigt bestärkte Bischof Stäblein dies und wandte sich energisch gegen jede Form von Antisemitismus. Es dürfe nicht nachgelassen werden, „dagegen zu stehen, das laut zu machen, dass wir dagegen stehen. (...) Wir wollen an eurer Seite stehen gegen den Antisemitismus an jedem Ort, besonders in diesem Land“, verkündete Stäblein zunächst auf Hebräisch und dann auf Deutsch.

 

Artikelkommentar

Artikelkommentar
captcha
Bitte tragen Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe in das Feld ein.
Hinweis: Die von Ihnen ausgefüllten Formulardaten werden lediglich für die Zwecke des Formulars genutzt. Eine andere Verwendung oder Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.

Artikelkommentare

(3) Artikel Name Ihr Kommentar
1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

Hier gelangen Sie zur Übersicht über alle Kommentare.