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Runde Tische mit Alltagsheld*innen

"Wir müssen die zu Wort kommen lassen, die mit der Krankheit konfrontiert waren", fordert ­Ulrich Lilie, Präsident von Diakonie Deutschland. Warum ein breiter Erfahrungsaustausch über die erste Covid-19-Phase und eine sorgfältige Auswertung des Lockdown unbedingt notwendig ist

Foto: Vladimir Fedotov/unsplash

Von Ulrich Lilie

Es ist eines der prägenden Erlebnisse in diesem August mit den Mitarbeitenden des Diakonissenhauses Niesky in der schlesischen Oberlausitz. Auf meiner Sommerreise quer durch Deutschland hatte ich bereits elf ­andere Träger, die besonders unter den Folgen der Corona-Pandemie ­gelitten haben, besucht. Nun betrat ich diese Einrichtung, die für ihre ­Senioren-, Kindertagesstättenarbeit und ihr Hospiz weit bekannt ist. ­Barbara Eschen, Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, begleitete mich. 

Im Gespräch mit den Mitarbeitenden wurde deutlich, wie immens die Belastungen in den vergangenen ­Monaten waren. Im Diakonissenhaus in Niesky sah es in vielfacher Hinsicht nicht anders aus als in vielen Einrichtungen landauf landab. Die Corona-Krise war gekommen „wie ein Dieb in der Nacht“ (1. Thessalonicher 5,2). Es fehlte an vielem, was man für solch ­einen Einbruch der Seuche braucht. Ausreichend Masken und Schutz­anzüge waren wie überall schwer zu beschaffen. Es mangelte an klaren Vorgaben und Hilfestellungen der ­Behörden – einem Pandemie-Plan für den Fall der Fälle. Wie sollten die Senioren zugleich angemessen geschützt und ihre Teilhabe am Leben gewährleistet werden? Wie die ­Kindertagesstättenarbeit sinnvoll fortgesetzt werden? Was hieß das für das gerade neu gebaute Hospiz? Wie sollten bei alledem die Mitarbeitenden wirkungsvoll geschützt werden? 

Vielleicht war es gerade dieses völlig Neue, das Disruptive, das Überfallartige, was diese stille Katastrophe so schwierig machte. Den Mitarbeitenden stand noch ins Gesicht geschrieben, wie sehr sie an dieser Lage gelitten hatten. Langsam, tastend, ­zögernd machte sich nun in und nach der Erschöpfung wieder neuer ­Lebensmut und Hoffnung Raum. Wie der Spross einer zarten Pflanze. 

Diese eindrucksvolle Begegnung macht mehrerlei deutlich. Zum ersten die Kraft einer echten christlichen ­Gemeinschaft. Denn Sinn- und Orientierungsfragen tauchen in solchen ­Situationen unweigerlich auf. Da ­helfen biblische Lesungen, ein Gebet, hoffentlich ein stiller, einsamer ­Gesang. Kerzen anzünden für die ­Anvertrauten, ihre Angehörigen, die Mitarbeitenden. 

Zum zweiten wurde mir noch ­einmal ganz neu bewusst, welchen Schatz wir an solchen pflegenden und erziehenden Menschen haben, die tagein tagaus ihre Frau und ihren Mann stehen. Ich weiß, es ist schwierig in einer postheroischen Gesellschaft von Helden zu sprechen, aber dennoch gingen mir diese wunder­vollen Menschen nicht mehr aus dem Sinn. Sie sind „Alltagsheld*innen“. Es wird höchste Zeit, dass diese – wie man nun sagt „systemrelevanten“ –­ Berufe endlich Rahmenbedingungen bekommen, die Menschen motivieren, auch zukünftig einen Job in der Pflege zu suchen. Neben anderen ­Personalschlüsseln geht es um bessere Rahmenbedingungen für die Pflegenden. Die Diakonie fordert seit langem eine Reform der Pflege­­ver­sicherung.

Zum dritten: Wir müssen diese Krisenerfahrungen nun miteinander aussprechen und auswerten – mit der Seelsorge, mit den Behörden, im ­therapeutischen Gespräch. Niemand weiß genau, wie es weitergeht. Eine zweite Welle gilt es zu verhindern, aber die Grippe kommt im Herbst ­sicher dazu. Was sind unsere „lessons learned“, zu lernenden Lektionen? 

Das muss auch auf der politischen Ebene gefragt werden und dabei gilt der Grundsatz Ungleiches ungleich, aber Gleiches auch gleich zu behandeln. Unter dem Stichwort „Kohärenz“ sollten wir aus den Erfahrungen lernen und gemeinsam Leitlinien für die Gesundheitsämter entwickeln. Ein pandemiefesteres Gesundheitssystem geht aber nur mit Unterstützung ­derjenigen, die es letztlich tragen. Ihre Erfahrungen gilt es in „Runden Tischen“ mit Bewohnerinnen und ­Bewohnern von Pflegeheimen und ­ihren Angehörigen auszuwerten. ­Damit wir künftig besser gewappnet sind, wachsam und zugleich besonnen bleiben, so wie es Paulus in 1. Thessalonicher 5 empfiehlt. Vers 6: „So lasst uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein.“ 

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1. Kirchen erhalten.... Heinz-Walter Knackmuss Lieber Herr Röger,die Kulturministerin des Landes Brandenburg, Dr. Manja Schüle, hat auf meine Anregung eine Verordnung erlassen, dass mit Zustimmung des Denkmalschtzes und des Konsistoriums Photovoltaik auf Kirchen der Normalfall sein soll. Das wäre eine Möglichkeit die Stromversorgung der Kirchengebäude autark zu machen, denn die Akkus erlauben eine Versorgung bei Tag und Nacht und durch die Einspeisungen noch Geld zu Verdienen und evtl. eine Heizung zu betreiben. Nun sind aber die Pfarrer dagegen und blockieren solche Maßnahmen. Sie haben im voauseilenden Gehorsam Angst, dass der Denkmalschutz das Projekt für Ihre Kirche ablehnen würden oder führen ästhetische Gründe an. Ich würde gern für die SMA in Rathenow dafür eine Spenenaktion starten, aber es fehlt die Zustimmung des Pfarrers. Ich finde, die Kirchenleitung müsste auch die Pfarrer motivieren, solche Projekte zu unterstützen.Wenn es den Christen mit dem Erhalt der Schöpfung Gottes wirklich ernst ist, müssten Photovoltaikanlagen auf alle Kirchendächer.
2. Die Kirche weiter umbauen Wolfgang Banse Nicht immer denkt eine Konsistorialpräsidentin.hier EKBO, Viola Vogel in den richtigen Kategorien.Ist sie eine Prophetin, Hellseherin, was den Zustand der EKBO betrifft.Bei grundsätzlichen Entscheidungen, sollte die Basisdemokratie angewendet w erden, hier Anhörung, Beteiligung der Kirchenglieder, im Bezug:"Wir sind das Kirchenvolk"Einsparungen, was das aufgeblähte Personal im Konsistorium betrifft.Der Rotstift sollte was das Personal anbetrifft, nicht das Bischofsbüro aussperren.Verabschiedung vom Beamtentum, Fahrer abschaffen,Mittelklasse PKw sich zu wenden.Pfarrwohnungen und Pfarrhäuser entsprechend zu aktuellem Mietzins vermieten.Die Kirche unterliegt keinem Modetrend, der wechselt.Gläubige identifizieren sich mit der Kirche, hier Kirchengemeinden, mit denen sie sich verbunden fühlen, beheimatet sind.Sie Familienkirchen , von der Taufe, über Konfirmation, Trauung bis zur Beerdigung für die Familie sind. Gemeindeglieder möchten nicht alle ein paar Jahre ein neues Gesangbuch...Dem Volk, hier Kirchenvolk auf`s Maul schauen, hier Reformator Martin Luther, sollte das Konsistorium beherzigen.Es ist nicht alle gut, was in der EKBO angedacht, umgesetzt wird.Kirchernmitgliedsaustritte zu Hauf belegen dies.
3. "Kontrast könnte nicht größer sein" Wolfgang Banse Die evangelische, protestantische Kirche sollte eindeutig Stellung, Position beziehen, wo sie steht im Bezug was die AFD betrifft.Lippenbekenntnisse sind nicht gefragt, sind fehl am Platz.Die Kirchen sollten sich intensiv beteiligen Ausländerfeindlichkeit, im Bezug:"Suchet der Stadt Bestes" Das Wächteramt, welches die Kirchen inne haben, sollte zum Vorschein kommen, im Bezug Antisemitismus, Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit,Behindertenfeindlichkeit.Aus der jüngsten deutschen Geschichte, hier 1933 bis 1945 sollten Lehren gezogen werden.Die Kirchen sind KPÖR, dieses sollten sie leben, erfahrbar werden lassen, im Bezug AFD. In drei neuen Bundesländern finden 2024 Landtagswahlen statt.Beide Amtskirchen sollten ein gemeinsames Wort zu den jeweiligen anstehenden Landtagswahlen herausgeben, im Hinblick auf die AFD.Flagge,Gesicht zeigen,wo für die Kirche, die Kirchen im Jahr 2024 stehen.

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