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Seelsorge zwischen Dorffest und Karnevalsverein

Gérôme Kostropetsch ist Pfarrer für Gemeinwesenarbeit im Kirchenkreis Prignitz

Pfarrer Gérôme Kostropetsch am Hinweisschild zum Auen-Reich von Burg Lenzen. Die Zusammenarbeit mit Akteuren aus der Region gehört zu seinen Aufgaben. Foto: Susanne Atzenroth

Von Susanne Atzenroth

Kaum hundert Meter trennen die Spitzen von Kirche und Burgturm im kleinen Fachwerkstädtchen Lenzen an der Elbe. Hier trifft Pfarrer Gérôme Kos­tropetsch Bettina Kühnast und ­Sabine Forberg vom Trägerverbund Burg Lenzen (Elbe) e.V., der mitten im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg ein Zentrum für Europäische Auenökologie, Umweltbildung und Besucherinformation unterhält. Auf der großen Wiese am Fuße der Burg fand vor zwei Wochen erst ein großer Fa­milien-Picknick-Gottesdienst statt. Jetzt steht die Planung für den Elbekirchentag im kommenden Jahr an, bei dem Kirche, Burg Lenzen und Kommune zusammenwirken wollen. 

Hier kennt und grüßt man sich 

Überhaupt sind die Wege kurz im äußersten Nordwesten der Landeskirche – so dicht an Mecklenburg, dass die Menschen das norddeutsche „Pastor“ bevorzugen. Man kennt sich, ist im gleichen Verein oder schon zusammen zur Schule gegangen. Eher selten allerdings gemeinsam zur Christenlehre oder in die Junge Gemeinde, denn nur um die 20 Prozent der hier Wohnenden gehören einer Kirchengemeinde an. 

Dass ein Großteil der Lenzener ihren „Pastor“ trotzdem kennt und ihn die Kinder auf der Straße freudig rufend mit „Hallo, Gérôme“ begrüßen, hat mit der besonderen Kombination seiner kreiskirchlichen Stelle zu tun: Schon seit Beginn des Entsendungsdienstes 2019 macht die Gemeinwesenarbeit die eine Hälfte seiner Arbeitszeit aus, der Pfarrdienst in der Kleinstadt Lenzen die zweite Hälfte. „Das ist genau mein Ding“, findet der studierte Gemeindepädagoge. „So kann ich für die Gemeinde da sein, aber gleichzeitig rausgehen zu den Menschen.“ 

Der 30-Jährige besucht Vereine, nimmt an Festen teil oder ist auf Treffen der Feuerwehr zu finden. „Zu Beginn habe ich mich überall vorgestellt und auch Unterstützung ange­boten“, erinnert er sich. Inzwischen geschehe es immer öfter, dass er gebeten werde, beim nächsten Mal eine Andacht zu halten, etwa zum Stadtfest oder bei der Zusammenkunft der Jäger. Selbst Seelsorgegespräche hätten sich schon an der Theke der Dorfgaststätte ergeben. Im Karnevalsverein wurde er sogar Mitglied und hielt am diesjährigen Rosenmontag vor dem Rathaus schon zum zweiten Mal eine gereimte Predigt. 

Als im vergangenen Jahr coronabedingt an der Lenzener Grundschule kein Religionsunterricht stattfinden konnte, meldete sich ­Gérôme Kostropetsch zur Mithilfe in der Notbetreuung. Die Schülerinnen und Schüler grüßen ihn jetzt nicht nur auf der Straße, sondern kommen in doppelt großer Zahl zum Religions­unterricht. 

Der Begriff Gemeinwesenarbeit stammt aus der Sozialwissenschaft und bezeichnet die Vernetzung aller Akteure im ländlichen oder städtischen Raum, mit dem Ziel, das Beste für die Region zu suchen und die Lebensqualität aller durch gemeinschaftliches Handeln zu verbessern. „Dabei geht es nicht in erster Linie um Gemeindezuwachs, sondern darum, Potenziale freizusetzen und die Rolle unserer Kirche in den Städten und Dörfern zu stärken“, erklärt Kostropetsch. 

Kirche an vertrauten Orten kennenlernen

Das Konzept geht für ihn auf: „So lernen Menschen Kirche an für sie vertrauten Orten kennen.“ Das fand auch der Prignitzer Kreiskirchenrat und verlängerte die Pfarrstelle um weitere zehn Jahre. „Wir freuen uns, mit Gérôme Kostropetsch einen Pfarrer gefunden zu haben, der das Konzept Gemeinwesenarbeit mit seiner Kommunikationsfreude mitbringt und hier einfach gern einbringt,“ sagt Superintendentin Eva-Maria Menard.

Aus den Kirchengemeinden erhält er allerdings nicht uneingeschränkt Rückenwind. „Viele Gemeindeglieder finden es gut, dass ich rausgehe, aber manchen reicht auch das klassische Gemeindeleben und sie haben Sorge, dass nicht genug Zeit dafür bleibt“, so Kostropetsch. Das Gleichgewicht seiner Stellen­anteile zu halten, ist ihm daher ein großes Anliegen. 

Unterstützung will er sich künftig auch bei einer kleinen Steuerungsgruppe mit Akteuren aus der Region holen – dabei ist auch eine Vertreterin aus der Burg Lenzen: „Wir sehen mit der Kirche eine hohe Schnittmenge in vielen Bereichen“, so Sabine Forberg, „besonders in Bezug auf die Bewahrung der Natur in der Flusslandschaft Elbe verbinden uns die gleichen Ziele.“

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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