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Stark wie Bärin und Löwe

Angstfrei leben. Gedanken zum Predigttext für die Christvesper

Foto: epd

Predigttext am Heiligabend (Christvesper): Jesaja 11,1–10 

Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und die Treue der Gurt seiner ­Hüften. Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten. (Auszug)

Predigtgedanken von Katrin Rudolph, Superintendentin des Kirchenkreises Zossen-Fläming

Bibelgesprächskreis zum Jesaja-Wort für den Heiligen Abend. Es gibt eine Menge Widerspruch, vor allem aus der Altersgruppe der 20-Jährigen, die Mitgefühl mit den Tieren haben: „Das ist doch unnatürlich! Wenn der Löwe zum Vegetarier wird, fehlen ihm die Proteine!“, „Löwe und Wolf sind doch nicht böse, nur weil sie Raubtiere sind!“ 

Sind Menschen Raubtiere?

Aus den Reihen der 50- bis 60-Jährigen gibt es eher Widerstand gegen das kritische Menschenbild: „Werden die Menschen hier zu Raubtieren erklärt, die keine Wahl in Bezug auf ihr Verhalten haben und nur Instinkten gehorchen?“, „Menschen können doch sehr wohl ­Entscheidungen treffen, und zwar schon jetzt, nicht erst in den letzten Tagen!“

Offenbar stecken in Jesajas ­Prophezeiung überraschend viele Provokationen, obwohl sie doch fast ausschließlich friedliche Bilder einer überwältigenden Idylle zeichnet, bis vielleicht auf das Töten der Gott­losen und das Schlagen der Gewalttätigen.

Die Erstleser beziehungsweise Ersthörer Jesajas waren höchstwahrscheinlich in einer anderen Situation als wir. Nicht nur pandemiegeplagt mit vorübergehenden lästigen ­Einschränkungen, sondern wirklich verzweifelt. Und ganz offenbar schlimmen Gewalterfahrungen ausgesetzt, vielleicht im syrisch-ephraimitischen Krieg in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts vor Christus. 

Angstfrei leben 

Wer nichts mehr hat, auch nicht das Vertrauen darauf, dass irgendeine Ordnungsmacht das Überleben sichert, der kann schon mal ins Träumen geraten. Wie wäre es, wenn der Messias erscheinen würde? Dann würden die Gewalttäter nicht mehr am längeren Hebel sitzen. Dann wäre endlich erwiesen, dass es keine natürliche Ordnung der Dinge ist, wenn der Stärkere sich am Ende durchsetzt. Dann wäre endlich ein angstfreies Leben möglich. 

Und damit sind wir doch wieder im Hier und Jetzt gelandet. Wie sähe das aus, ein angstfreies Leben? Ein Leben, in dem niemand dem anderen etwas neidet. Ein Leben, in dem niemand Angst haben muss, dass er oder sie zu kurz kommt, unter Geschwistern, unter Partnern, unter Kolleginnen. Wie viel wäre gewonnen, wenn sich niemand mehr selbst etwas sichern muss – eine beliebte Vokabel von Werbeanzeigen –, ­sondern man sich gegenseitig etwas versichert, wie zum Beispiel Solidarität bei Kummer oder in wirtschaftlicher Not? 

Wenn der Messias nun in diesen Tagen in uns geboren werden will, ist Zeit für so einen Neuanfang. Genau dafür erinnern wir uns Jahr für Jahr an diesen hilflosen Säugling. Das Mitgefühl mit diesem Kind und ­anderen Kindern macht uns stark wie den Löwen und die Bärin. Für das Leben!   

Der Link zum Online-Gottesdienst, in dem Superintendentin Katrin Rudolph über Jesaja 11 predigt, wird am 24. Dezember zu finden sein: www.kkzf.de/startseite/weihnachten2020.html

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1. Recht auf teilhabe von Christina -Maria Bammel, Wv. Wochenzeitung :die Kirche,Nr.16, vom 14,04.2024 Wolfgang Banse Worten müssen Taten folgen
Teilhabe hin, Teilhabe her, Inklusion, Rerhabilitation wird nicht gelebt , was Menschen mit einem Handicap in Deutschland, im weltlichen, wie auch im kirchlichen Bereich betzrifft. so auch was die Gliedkirche EKBO betrifft.Integration m und Inklusion sieht anders aus, was was im Alltag erleb, erfahrbar wird.Nicht nur der Staat, s ondern auch die Kirche, die Kirchen dind w eit n fern vom Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. "Niemand darf auf Grund...benachteiligt werden!:Homosexualität, Lesbilität wird chauffiert, Handicap nicht. Hier wird der Gleichheitsgrundsatz verworfen. Ouo vadis EKBO, wes Menschen mit einem Handicap betrifft.
2. Offen sein - für alle Menschen Gert Flessing Ja, eine Kirche, die auch für die Menschen weit offen ist. Ich glaube, dass wir das brachen. Die Idee der Forster Pfarrer ist gut. Natürlich gehört dazu, das man selbst auch bereit sein, sich für alle zu öffnen. Das Gespräch mit dem frustrierten Menschen, der AfD wählt, zeigt, wie nötig es ist - auch wenn man jemanden nicht überzeugen kann.
Die Flüchtlingspolitik polarisiert natürlich und - die Ängste der Menschen sind da. Dass sie gerade in der Nähe der polnischen Grenze besonders hoch sind, verstehe ich. Grenzregionen sind immer sensibel. Aber so wenig, wie wir die Migranten verteufeln dürfen, sollten wir sie zu sehr positiv betrachten. Sie sind Menschen und Menschen sind nicht per se gut. Jeder von uns weiß ja, das jemand, der neu in den Ort kommt, egal woher er ist, skeptisch betrachtet wird.
Schon von daher ist das offene Gespräch, das niemanden außen vor lässt, wichtig.
Ich habe es, zu meiner Zeit im Amt, immer wieder geführt. Auch in der Kneipe, wenn es sich anbot. Aber auch wir haben, als eine Flüchtlingsunterkunft in unserem Ort eröffnet wurde, die Kirche für eine große Bürgersprechstunde geöffnet, die sich, in jeder Hinsicht, bezahlt gemacht hat.
Bei alle dem dürfen wir nie vergessen, das wir Kirche sind und nicht Partei. Dann werden wir auch das für diese Arbeit notwendige Vertrauen bei allen Seiten finden.
3. Kontroverse über Potsdams Garnisionskirche hält an Wolfgang Banse Kein Platz für alle
Nicht jede, nicht jeder kam die Ehre zu Teil am Festgottesdienst am Ostermontag 2024 teil zu nehmen , mit zu feiern.Standesgesellschaft und Standesdünkel wurde hier, sonst auch was in kirchlichen Reihen praktiziert wird.Ausgrenzung, Stigmatisierung,Diskriminierung.Gotteshäuser sind für alle da. Hier sollte es keine Einladungskarten geben, gleich um welche Veranstaltung es sich handelt. Verärgerung trat auf bei Menschen, die keinen Zugang zur Nagelkreuzkapelle hatten.Aber nicht nur verärgerte Menschen gab es an diesem Ostermontag vor der Nagelkreuzkapelle, sondern auch Demonstration , von anders Denkenden, die eine Inbetriebnahme der Nagelkreuzkapelle befürworten.Ein großes Polizeigebot war zu gegen, um die Geladenen zu schützen.Was hat der Einsatz des Sicherheitskräfte, der Polizei dem Steuerzahler gekostet.Ein Gotteshaus wie die Nagelkreuzkapelle in Potsdam soll ein Ort des Gebetes, der Stille, Andacht sein.Garnison hört sich militärisch an-dies sollte es aber nicht sein.Die Stadtgesellschaft in Potsdam ist gespalten, nicht nur was die Nagelkreuzkapelle betrifft.Möge das Gotteshaus ein Ort des Segens sein.Offen und willkommen für Klein und Groß, Jung und Alt.

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